
© Thomas Schroeter
Völlig unter Schock: So geht es den Angestellten nach den Schüssen der Tankstellen-Räuber
Besitzer spricht
Hamit Derin ist fassungslos: Am Dienstag haben drei Bewaffnete seine Tankstelle in Castrop-Rauxel überfallen. Zwei Mitarbeiterinnen stehen unter Schock, denn die Täter schossen in die Decke.
Die SB-Tankstelle von Hamit Derin, die er an der Wartburgstraße in Höhe der Lessingstraße seit 2008 betreibt, ist am Dienstag überfallen worden. Zwei junge Angestellte hatten an dem Abend Spätschicht in der Tankstelle.
Auf dem Video der Überwachungskamera, das der Tankstellenbesitzer unserer Redaktion zeigte, kann man nachvollziehen, in wie großer Angst die beiden Frauen, 18 und 19 Jahre alt, bei dem Überfall gewesen sein müssen.
Um 21.11 Uhr, so zeigt es die Videoüberwachung, rennen die Männer auf die Tankstelle zu. Einer bleibt vor der Tür, die beiden anderen stürmen in den Verkaufsraum.
Kein Zögern bei der Tat zu erkennen
Beide haben eine Pistole in der Hand, beide sind vermummt, beide wissen offenbar genau, was sie tun. Da ist kein Zögern zu erkennen, die Tat scheint nicht die erste der Räuber zu sein.
Man sieht im Video das Erschrecken der beiden Tankstellen-Mitarbeiterinnen, sieht die Männer mit den Waffen fuchteln, sieht, wie einer hinter die Theke eilt und eine Plastiktüte auf die Kasse wirft.
Der Schock ist für Betrachter fast körperlich spürbar
Obwohl eine der Mitarbeiterinnen prompt beginnt, das Geld aus der Kasse in die Tüte zu packen, schießt der Räuber, der vor der Theke stehen geblieben ist, mit seiner Pistole zwei Mal in die Decke.
Der Schock der Frauen ist fast körperlich spürbar beim Betrachten der Videobilder. Man kann erahnen, welche Angst sie ausgestanden haben müssen in diesem Moment.
Dann fliehen die Räuber, schnappen sich noch einige Stangen Zigaretten und sind so schnell verschwunden, wie sie in der Tankstelle aufgetaucht waren.
Materieller Schaden sorgt Derin nicht
Wegen der Beute macht sich Hamit Derin am Tag danach keinen Kopf. „Der Schaden liegt nach meiner Kalkulation bei ungefähr 1500 Euro, aber das übernimmt ja die Versicherung“, sagt Derin. „Ich mache mir mehr Sorgen um meine beiden Mitarbeiterinnen.“

Einer der Täter hielt Wache vor der Eingangstür zum Tankstellen-Shop, die beiden anderen Täter stürmten bewaffnet in das Gebäude. © Thomas Schroeter
Denn die standen nach dem Überfall in der Tat unter Schock. Sie alarmierten ihren Chef, die Polizei, machten aus Derins Sicht sowieso alles richtig an diesem Dienstagabend.
„Ich schule alle meine Mitarbeiter für solche Situationen“, erzählt der Tankstellenbesitzer. „Ich sage ihnen immer wieder, dass sie in einem solchen Fall alles tun sollen, was die Räuber verlangen. Zur Not noch selber eine Tüte für das Geld rausgeben“, so Derin.
Tankstelle wurde schon einmal überfallen
Trotzdem hoffe man natürlich immer, dass ein solcher Fall nie eintritt. Denn mit einer Pistole oder einer anderen Waffe bedroht zu werden, ist ein Erlebnis, das man niemandem wünscht.
Derin musste das selber schon einmal erleben. „2010 oder 2011 bin ich hier überfallen worden. Der Täter hatte damals ein Messer, hat nur ein paar Cent Beute gemacht. Aber der Schreck saß tief“, erinnert er sich.
Die Täter am Dienstag hatten Pistolen. Auch wenn es sich offenbar nur um Schreckschusswaffen oder Platzpatronen gehandelt hat, die der eine Täter abfeuerte, schmälert das die Angst der Opfer nicht. „Meine Mitarbeiterinnen sind völlig fertig“, so Derin.
Zwar war nach dem Überfall nicht nur die Polizei und die Kripo vor Ort an der Wartburgstraße, sondern auch ein Rettungswagen, um die schockierten Frauen zu versorgen. Ihnen wurde angeboten, mit ins Krankenhaus zu kommen, aber das wollten sie nicht. Das Verarbeiten der Tat wird dauern.
Mitarbeiterinnen sind krank geschrieben
„Die beiden Mädchen sind natürlich krank geschrieben“, so Derin. „Ich habe heute (am Tag nach dem Überfall-Abend, d.Red.) schon mit ihnen telefoniert. Es geht ihnen soweit gut, aber ob sie sich so schnell hier wieder hinter die Theke stellen können oder wollen, das müssen wir abwarten.“
Er selbst hat auch mitbekommen, dass am Samstagabend ein Kollege von der Shell-Tankstelle in Henrichenburg ebenfalls zum Ziel eines Überfalls geworden ist. Auch, dass dort ebenfalls drei Täter am Werk waren.
„Ich habe mit dem Kollegen telefoniert. Wir haben uns ausgetauscht. Wir glauben beide, dass es dieselben Täter waren. Und die haben das nicht zum ersten Mal gemacht“, so der Geschäftsmann.
Zusammenhänge werden überprüft
Nicht nur die beiden Tankstellen-Betreiber gehen davon aus, dass der Überfall auf die Shell-Tankstelle in Henrichenburg und die SB-Tankstelle in Habinghorst zusammenhängen. Die Polizei prüft zumindest Zusammenhänge der beiden Raubüberfälle, die so viele Parallelen aufweisen, dass ein Zufall nur schwer vorstellbar ist.
Hier die Täterbeschreibungen, die man nach Ansicht des Überwachungsvideos von Hamit Derins Tankstelle gut nachvollziehen kann:
- 1. Person: männlich, ca. 19 Jahre, etwa 1,76 Meter groß, schlank, dunkle Daunenjacke, Kapuze mit Fellkragen über dem Kopf, dunkle Adidas-Kappe, dunkle Sneaker mit rotem Streifen an der Ferse, dunkle Handschuhe, schwarze Schusswaffe in der Hand.
- 2. Person: männlich, ca. 19 Jahre, ca. 1,76 Meter groß, schlank, schwarze Wellensteyn-Jacke, Shirt mit großem Adidas-Emblem, rotes Bandana vor dem Gesicht, schwarze Jogginghose, dunkle Adidas-Sneaker mit weißen Streifen, dunkle Handschuhe.
- 3. Person: männlich, ca. 19 Jahre, ähnliche Größe, schlank, dunkel gekleidet, schwarz/weißes Bandana über dem Kopf, schwarz-weiße Sneaker.
Hinweise zu den beiden Taten erbittet das zuständige Kriminalkommissariat unter Tel. (0800) 2361 111.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
