Es war die Disco in Ickern, und Generationen feierten dort die Nächte durch: der Isi-Treff. Häufig zu Gast waren prominente Schlagerstars. 2016 war Schluss. Aber es könnte ein Revival geben.
Für Generationen von feierwütigen Menschen war der Isi-Treff aus Ickern nicht von der Vinckestraße wegzudenken. Über 30 Jahre lang – von 1982 bis 2016 – wurde hier an den Wochenden gefeiert, was das Zeug hielt.
Gewissermaßen das Markenzeichen des Isi-Treffs waren die Live-Auftritte bekannter Schlagerstars und DJs. Mickie Krause, Olaf Henning, Willi Herren, Supa Richie, Culture Beat oder Michael Wendler, um nur einige Beispiele zu nennen: Promis aus der Schlagerszene gaben sich in Ickern sozusagen die Klinke in die Hand.
Möglich machte es der unermüdliche Einsatz von Inhaber Mustafa Kurtoglu, denn für ihn war der Mix aus Kneipe und Diskothek mehr als nur sein Job. „Ich habe da viel Herzblut reingesteckt. Ich wollte Castrop-Rauxel immer etwas bieten“, sagt er heute.
Erinnerungen im Hinterzimmer seiner heutigen Kneipe
Dutzende Flyer, unterschriebene Autogrammkarten und Fotos zeugen heute noch von den Musikgästen, die im Isi regelmäßig die Stimmung zum Kochen brachten. Sie hängen an den Wänden im Hinterzimmer des „Four Seasons“, der Kneipe, die Kurtoglu heute gehört. Eine Erinnerung an „tollen Zeiten“, die er mit dem Isi-Treff erlebt hat.

Erinnerung an „tolle Zeiten“: Viele Autogramkarten der Schlagerstars die im Isi-Treff aufgetreten sind, hat Ex-Besitzer Mustafa Kurtoglu aufgehoben. © Matthias Stachelhaus
„Es gibt keinen Namen, den ich nicht im Isi gehabt hätte“, so Kurtoglu: Schlagerstar Olaf Henning etwa erinnerte sich noch 2016 daran, dass er in der Diskotheken-Zeit Ende der 90er „ja praktisch wöchentlich“ im Isi-Treff aufgetreten sei. Mustafa Kurtoglu selbst bezeichnet Henning mit einem Augenzwinkern als einen „Stammgast“.
Apropros Namen: Der Isi-Treff erhielt seinen Namen durch Mustafas Bruder Ismail Kurtoglu, der einst der Inhaber war, bevor „Isi“ das Geschäft zu Beginn der Nuller-Jahre an seinen jüngeren Bruder „Musti“ übergab und selbst das Hotel Daun an der Bochumer Straße übernahm.
Wer über den Isi-Treff schreibt, der kann auch den im Volksmund weniger schmeichelhaften, aber gebräuchlichen Namen „Asi-Treff“ nicht übergehen. Egal, der Erfolg über Jahrzehnte gab den Betreibern Recht. Getreu nach dem Motto: Jeder schimpft darüber, aber trotzdem gehen alle hin.
Einzige innerstädtische Diskokonkurrenz für den Isi-Treff war das Spektrum am Westring. Allerdings immer eine faire, eine gute. „Die Spektrum-Gäste kamen auch mal zu uns und umgekehrt“, sagt Mustafa Kurtoglu. „Die Konkurrenz hat immer beide Geschäfte belebt.“
Einige bezeichneten das Isi als ihr zweites Zuhause
Fast 35 Jahre lang war das Konzept des Isi Tanz-Treffs erfolgreich. Es zog Woche für Woche viele Gäste an. Auch Stammgäste wie Stella Ranft, die damals noch Jupe hieß. Sie ist inzwischen verheiratet, ihr Sohn Karl ist anderthalb und seit knapp einem Jahr lebt sie nach einem Castroper Intermezzo auch wieder in Ickern.
So ging im Isi-Treff in Ickern die Post ab
Mit 14 Jahren, erzählt sie, war sie zum ersten Mal mit dem Papa da. Sie zeigt ohne Ende Fotos von sich, ihren damaligen Freundinnen, der Tanzfläche, vom DJ-Pult: auf CDs gespeichert, in Erinnerung an alte Party-Nächte. Immer freitags, immer samstags, vor Feiertagen – und an Karneval sowieso: Das Isi war für sie wie ein zweites Zuhause.
„Die Musik war gemischt, es war alles dabei“, erinnert sie sich. Der DJ erfüllte Musikwünsche von Schlager bis House. Erst kam man vorn in die Kneipe, nahm den ein oder anderen Drink, vielleicht mal bei einer Runde Billard; um dann hinten weiterzufeiern.
Von der Jogginghose bis zum Anzug
3 Euro Eintritt musste man dort berappen, aber die Wertmarke für ein Freigetränk war inklusive. Long Drinks für 50 Cent in der Happy Hour, immer zur vollen Stunde 15 Minuten lang: Daran kann sie sich noch gut erinnern. Ab 22 Uhr ging es hinten los. Je später der Abend oder länger die Nacht, desto heiterer wurde die Stimmung. „Geöffnet war ja bis 4, 5 Uhr – und wir waren oft bis zum Ende da. Dann gingen die Lichter aus und wir haben uns nebenan noch einen Lahmacun für den Fußweg nach Hause auf die Hand geholt“, sagt Stella Ranft heute – oder: „Schiffchen auf die Faust“.
Wenn es voll war, dann stand man eng an eng – es habe aber auch Tage gegeben, da war weniger los. Und man traf alles an: Menschen in Jogginghose (Stichwort Asi-Treff), andere im Anzug. Viele von denen kamen auch erst um 3 Uhr am frühen Morgen: Wer im Bochumer Prater war oder im Dortmunder Prisma, zwei Großraumdiskotheken in den Nachbarstädten, der ging daheim noch auf einen Absacker ins Isi.
Man konnte hier bis zum Ende rauchen, es kamen Künstler nach Ickern - und zu Weiberfastnacht immer ein Stripper. Und eine Kinderkarnevalsdisko gab es auch. Mit der Zehner-Abschlussklasse der Franz-Hillebrand-Hauptschule mietete Stella Ranft damals den ganzen Schuppen, um die große Schulabschlussparty zu feiern.
„Mustafa war ein guter Typ fürs Isi“
Und der Wirt? Der Chef? „Mustafa brachte unserer Clique, weil wir Stammgäste waren, immer einen Dirty Harry vorbei – irgendwann am Abend. Er war ein guter Typ fürs Isi“, sagt Stella Ranft heute. „Ich denke gern an die Zeit zurück. Irgendwie würde ich gerne mal ein Isi-Revival feiern.“
2016 gingen die Lichter im Isi-Treff bis auf weiteres aus. „Nach über 30 Jahren brauchte ich einfach eine Auszeit. Der Akku war leer“, sagt Mustafa Kurtoglu zum Ende des Kneipen-Disko-Hybriden.
Ist ein Revival in Sichtweite?
Jetzt, also zwei Jahre später, wünscht sich aber auch Kurtoglu ein Revival des Isi-Treffs. Wenn möglich nicht nur bei einer einzigen Party. „Ich bin auf der Suche nach einem neuen Lokal. Mein Akku ist wieder voll.“ Ob der wieder in Ickern sein kann? Das kommt auf die Möglichkeiten an.
Stella Ranft würde sich bestimmt darüber freuen. Sie wohnt heute mit ihrem Mann Jonas und Söhnchen Karl wieder in fußläufiger Entfernung, 10 Minuten vom alten Isi entfernt. Und für den Rückweg würde sie sich wohl einfach wieder ein Schiffchen Lahmacun auf die Hand mitnehmen. Wenn sie nachts um 5 Uhr an der Vinckestraße noch eines bekäme.
Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.

Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
