Trauer um Alfons Lakenberg (†83) „Dieses Charisma hätte ich auch gerne gehabt“

Trauer um Alfons Lakenberg (†83) – Stiftung für Menschen in Not lebt weiter
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Er war weit bekannt für sein Engagement für Menschen in Not – und für das Obercastroper Dorffest. Wenn Alfons Lakenberg rief, wollte der halbe Stadtteil helfen. Am 12. März starb der Castrop-Rauxeler nach längerer Krankheit im Alter von 83 Jahren. Doch seine Stiftung lebt weiter.

Küchengeräte für ein Kinderheim in Ghana. Spenden für die Deininghauser, die 2003 beim Sparclub Bummelzug übers Ohr gehauen wurden. Schulmöbel für die Ostpreußen-Hilfe. Immer wieder Rollstühle. Über 40 Jahre lang tat Alfons Lakenberg alles, damit es anderen zumindest ein Stück weit besser geht. Der Versuch, vollständig aufzuzählen, wo und wem er mit seinen Stiftungen und Aktionen half, kann nur scheitern – zu mannigfaltig war das Engagement des Obercastroper Urgesteins. Doch einen Startpunkt, den kann man recht genau bestimmen.

Auktionen für den guten Zweck

Bei der Weihnachtsfeier der MAN-Belegschaft in Bochum, hier arbeitete Alfons Lakenberg bis zu seiner Rente als Niederlassungsleiter, sammelten er und seine Kollegen 1979 spontan 1000 DM für Lebensmittelspenden, die im bitterkalten Winter sogleich mit dem LKW nach Polen gebracht wurden. Kurze Zeit später gründete Alfons Lakenberg die „Aktionsgemeinschaft der Belegschaft der MAN-Bochum“. Man restaurierte alte Geräte, um sie am Buß- und Bettag in einer riesigen Auktion für den guten Zweck zu versteigern.

Unermüdlich setzte sich Alfons Lakenberg unter anderem für die Förderung und Unterstützung, die Ausbildung und Unterbringung von Kindern in Rumänien ein
Unermüdlich setzte sich Alfons Lakenberg unter anderem für die Förderung und Unterstützung, die Ausbildung und Unterbringung von Kindern in Rumänien ein. © Aktionen – Stiftung für Menschen

Das erste Hilfsprojekt wurde 1983 in der Wirkungsstätte vom in Merklinde geborenen Bischof Hermann Paschasius Rettler, dem Lepradorf Pirapitingui, in Brasilien verwirklicht. Es folgten viele weitere, etwa für Waisen und Straßenkinder in Rumänien. Ein- bis zweimal im Jahr reiste der Castrop-Rauxeler auch selbst dorthin, wo sonst nur die Spenden ankamen. „Behinderte und Bedürftige werden oft allein gelassen“, sagte er nach einer Reise.

Mit der Rente nahm Alfons Lakenbergs Engagement eher zu als ab. 2003 gründete er die Stiftung „Aktionen – Stiftung für Menschen in Not“. Die Hilfe ging weiter. Dieses Mal zunächst für Kinder und Jugendliche, die unter den Folgen der Tschernobyl-Katastrophe litten. Wieder werden unzählige weitere gute Gründe im In- und Ausland folgen. „Alfons saß als Rentner sieben Tage die Woche von morgens bis abends am Schreibtisch. Man konnte ihn nicht stoppen“, erinnert sich Herbert Schröer im Gespräch mit unserer Redaktion. Beide führten die Stiftung später zusammen. „Wir mussten ellenlange Anträge für Gelder schreiben, aber das lag ihm und er hat sich da reingebissen.“ Immerzu habe Alfons Lakenberg auch andere Menschen zum Mitmachen oder Spende begeistert.

„Dieses Charisma hätte ich auch gerne gehabt“

Nach den Gründen für sein Engagement gefragt, antwortete Alonfs Lakenberg 2009: „Es war wohl das christliche Bewusstsein, Menschen helfen zu wollen, denen es schlechter geht als uns.“ Damals feierte er gerade das Obercastroper Dorffest auf den Höfen Lakenberg und Kirchhelle. In den 90er- und 00er-Jahren war für das Fest das halbe Dorf auf den Beinen. Dann nahm Alfons Lakenberg selbst das Mikrofon in die Hand und pries die Waren an, die für den guten Zweck versteigert wurden: „Wer macht mit bei 200 Euro?“, oder „Für 15 Euro ist diese Waage ein Geschenk“, hörte man ihn rufen. „Da tanzte der Alfons dann auf den Brettern und machte den Auktionator“, erinnert sich Herbert Schröer: „Dieses Charisma hätte ich auch gerne gehabt.“

Sogar Helge Schneider (2.v.r.) rührte 2005 die Werbetrommel für das Obercastroper Dorffest.
Sogar Helge Schneider (2.v.r.) rührte 2005 die Werbetrommel für das Obercastroper Dorffest. © Privat

Die Erlöse aus dem Obercastroper Dorffest gingen – natürlich – an die Stiftung und von da aus an Hilfsprojekte in aller Welt, „eins zu eins“, wie Alfons Lakenberg stets betonte. 2005 machte sogar Helge Schneider Werbung für das Fest, nachdem er dort einen alten Leiterwagen ersteigert hatte. „Da war jedes Jahr der Teufel los“, sagt Herbert Schröer.

Seine Stiftung lebt weiter

2003 bekam Alfons Lakenberg in Recklinghausen von Landrat Hans-Jürgen Schnipper das Bundesverdienstkreuz, 2010 in seiner Heimatstadt vom damaligen Bürgermeister Johannes Beisenherz die Ehrennadel der Stadt Castrop-Rauxel. „Er war bescheiden, aber das hat ihn schon gefreut“, sagt Herbert Schröer. Der gemeinsame Moment, an den er sich am liebsten zurückerinnert, passierte passenderweise auf einer gemeinsamen Reise nach Rumänien: „Da gibt es ein Alfons-Lakenberg-Waisenhaus und dort aßen wir mit den Kindern und ich konnte sehen, wie glücklich er war.“

Ihr Verhältnis war kollegial und freundschaftlich: Gemeinsam führten Alfons Lakenberg (l.) und Herbert Schröer die Stiftung für Menschen in Not.
Ihr Verhältnis war kollegial und freundschaftlich: Gemeinsam führten Alfons Lakenberg (l.) und Herbert Schröer die Stiftung für Menschen in Not. © Wulle

Mit seinem 75. Geburtstag gab Alfons Lakenberg den Stiftungsvorsitz an Herbert Schröer ab, sagte: „Ich muss jetzt für seine Zukunft sorgen.“ Über die Jahre zog er sich langsam aus seiner Stiftung zurück. Alfons Lakenberg hinterlässt seine Frau Agnes, einen Sohn und eine Schwiegertochter. Die Stiftung für Menschen in Not läuft auch nach seinem Tod weiter, um weiter Gutes zu tun, so wie er es sein Leben lang tat.