Für die Nachbarn ist das erträgliche Maß der Dinge längst überschritten. Nur ein Zaun und ein paar Meter Garten trennen die Grundstücke an der Schlenkestraße 2 und 4 vom Gelände des ehemaligen Fuhrparks an der Herner Straße. Dort fristen die alten Hallen und Gebäude nicht mal ein dürftiges Dasein mehr, Fenster sind zerborsten, Sandberge, Asphaltbrocken und anderer Schutt türmen sich meterhoch.
„Wir sind es einfach leid, wir haben uns mehrfach an die Stadt gewandt und gefragt, wann endlich etwas zum Besseren passiere“, sagt Judith Martin, die mit ihrer Familie seit 1999 an der Schlenkestraße 4 zuhause ist. Die übrigens genau wie die Hausnummer 2 gar nicht auf dem Straßenschild vermerkt ist, das nur bis zur Nummer 6 geht. Aber das ist ein anderes Thema. Judith Martin hatte sich bei unserer Zeitung gemeldet, als sie den Bericht über die Gammelhäuser am Donnerstag vergangener Woche gelesen hatte. Und ihn so kommentiert: „Die Stadt kümmert sich doch selbst auch nicht.“
Handwerker im Einsatz
Beim Ortstermin am Dienstag scheint Bewegung in die Sache gekommen zu sein. Seit Montag, sagen Judith Martin und Manuela Frese, seien offenbar Handwerker bei den Fenstern im Einsatz. Auf Anfrage bei der Stadt teilt Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann mit: „Das Immobilienmanagement führt dort Sicherungsmaßnahmen gegen Einbrüche und anderweitig unerlaubtes Betreten durch.“ Zum Beispiel würden Glasreste aus zerstörten Fenstern entfernt und die Fenster dann mit Brettern verschlossen oder zugemauert, damit keine Unfallgefahr besteht.
Das Betreten der Baustelle sei nicht gestattet. Es handele sich nicht um einen öffentlichen Raum. Das haben in der Vergangenheit bekanntlich viele nicht beachtet. Mehrfach habe die Feuerwehr rausrücken müssen, weil gezündelt worden sei. Jugendliche, sagt Judith Martin, die auf das Gelände wollten, kämen auch rein, hinten rum an der Emscher hat der Zaun Lücken und ist nur einen Meter hoch. Am Dienstag ist das Tor an der Herner Straße geöffnet.
Landwehrbach wird bald renaturiert
An der Emscher – hier genauer am Landwehrbach – stinkt es. Aber auch das ist ein anderes Thema und hat mit den Arbeiten für den neuen Schmutzwasserkanal und die Renaturierung zu tun. „Der Gipfel war, als zwei Stühle auf dem Dach des Gebäudes standen, ausgerichtet auf das Fenster unserer Tochter“, sagt Manuela Frese. Die Firma, die das Gelände von der Stadt gemietet habe, sei pleite gegangen, wissen die beiden Frauen. Vorher sei gerade an Samstagen viel Material angefahren worden, die Berge seien höher und höher geworden. „Das haben wir beim Immobilienmanagement auch mit Fotos dokumentiert“, sagt Judith Martin.
Letztendlich, meint sie, blieben die Kosten für eine Beseitigung des Chaos‘ beim Bürger hängen. Was mit dem Gelände und den Bauten perspektivisch geschehen soll, in denen nach dem Umzug des EUV zum Westring noch längere Zeit die Heimatkundliche Sammlung der Stadt untergebracht war? Ist möglicherweise auch die nachhaltige Siedlung noch ein Thema, über die vor 15 Jahren diskutiert wurde? Die Antwort auf diese Fragen bei der Stadt stehen aus. Auch die Antwort, wie teuer die Anmietung des Geländes durch die Stadt ist.