
© Thomas Schroeter
Das Jesuskind wartet hinter Schranktüren auf das Weihnachtsfest
Wir öffnen Türen
Hinter eine Falltür und hinter Schranktüren haben wir in Frohlinde geschaut. Gefunden haben wir Einzelteile der Krippe der Schutzengel-Gemeinde. Auch das Jesuskind wartet dort auf Weihnachten.
Eine Falltür führt in den Raum, in dem sich in der Frohlinder Schutzengel-Gemeinde von Maria Lichtmess am 2. Februar (dem offiziellen Ende der Weihnachtszeit) bis kurz vor dem Weihnachtsfest verbirgt, was nicht nur Kinderaugen leuchten lässt: Die Krippe, die seit den 50er-Jahren in der Gemeinde ihre Heimat gefunden hat.
Wie Diakon Josef Wefringhaus erklärt, während ein Teil des Krippenbau-Teams Holzplatten und Baumrinde, Figuren und Tücher herbei schleppt, habe diese Krippe mit den großen Holzfiguren damals eine alte Gips-Krippen-Version abgelöst.
Figuren wurden im Grödnertal runderneuert
„Die Holzfiguren haben wir erst vor fünf Jahren zum Runderneuern zu einem Holzschnitzer nach Südtirol gebracht“, erzählt Wefringhaus weiter. Das Grödnertal in Südtirol ist für seine Holzschnitzer berühmt, die seit Jahrhunderten insbesondere sakrale Schnitzereien anfertigen und in alle Welt liefern.

Diese steile Treppe muss man hinauf, um die gelagerten Krippen-Utensilien für den Aufbau zu erreichen. © Thomas Schroeter
Die Frohlinder Krippe ist aber nicht etwa eine barocke und lieblich-kitschige Angelegenheit. Die fast 25 Figuren der Krippe, die Jahr für Jahr in der Kirche aufgebaut wird, wirken vielmehr fast lebensecht, vertraut, menschlich. Und die Auffrischung in Südtirol hat den Figuren noch einmal eine neue und frische Ausstrahlung gegeben.
Der Aufbau des Gesamtkunstwerks verschlingt in der Kirche viel Zeit. Speziell in diesem Corona-Jahr, denn um das Aufbauteam nicht zu gefährden, sind diesmal nicht die sonst üblichen zwölf Aufbauer am Werk, sondern nur ein Kernteam von vier Leuten.
Dafür hat man diesmal viel mehr Platz für die Krippe in der Kirche, denn die Messen finden in den nächsten Tagen und Wochen wegen des Coronavirus in einem Zelt statt, das auf dem Kirchengelände errichtet wurde.
Friedbert und Claudia Wefringhaus, Meinolf Kentner und Jörg Sasse packen kräftig an, um die fast 500 Teile, aus denen die Krippe in Frohlinde entsteht, aus einem Raum im Glockenturm über der Sakristei erst einmal in den Kirchenraum zu bringen. Josef Wefringhaus hilft natürlich auch mit, seine Hauptaufgabe aber fängt eigentlich erst an, wenn die anderen fertig sind. Denn der Mann ist nicht nur Diakon, sondern vor allen Dingen Gärtner und Florist.

Die Handgriffe sitzen, der Aufbau ist Routine für Friedbert Wefringhaus und Meinolf Kentner. © Thomas Schroeter
Fast 20 Stunden Arbeit investiert er jährlich er in die Dekoration, in den Blumenschmuck, die Ausgestaltung der Krippe, ehe sie für die Augen der Gemeindemitglieder und anderer Besucher freigegeben wird. Viel Arbeit. „Ja, aber das macht große Freude. Und die Krippe soll ja nicht schnell aufgebaut, sondern schön aufgebaut sein“, sagt Josef Wefringhaus.
Figuren werden im Pfarrhaus aufbewahrt
Friedbert Wefringhaus, der Familienname ist in Frohlinde weit verbreitet, ist derweil mit seinen Mitstreitern dabei, den Unterbau der Krippe zu errichten. Zuvor hat er uns noch einen Blick hinter die Falltür gegönnt, wo die Krippen-Utensilien lagern. Und einen Blick in den Raum im Pfarrhaus, wo die Figuren aufbewahrt werden. Ein paar Schafe finden wir dort noch hinter einer weiteren Tür verborgen, einer Schranktür.
Von dort aus ziehen Maria und Josef, die Hirten, die Könige und die Engel samt Viehzeug um in die Kirche. „Einen Schutzengel und ein Hirtenmädchen haben wir jetzt neu anschaffen können mit dem finanziellen Grundstock, den uns zwei Familien aus Frohlinde dafür zur Verfügung gestellt haben“, erzählt der Floristen-Wefringhaus.
Geschnitzt hat die beiden Figuren natürlich der gleiche Südtiroler Schnitzer, bei dem die Frohlinder ihre anderen Krippenfiguren hatten auffrischen lassen. So passen sie wunderbar zusammen. „Und wenn dann alles aufgebaut und fertig und geschmückt ist und man sieht die Freude gerade in vielen Kinderaugen, dann ist das ein wunderbares Gefühl“, sagt Josef Wefringhaus.

Die Weihnachtskrippe in der Frohlinder Schutzengelkirche ist eine prächtige Angelegenheit. © Thomas Schroeter
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
