Jeden Winter fällt die Heizung aus Janett Sachweh kämpft gegen Kälte und Schimmel

Zehn Tage ohne Heizung und Warmwasser
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Seit dem 21. Februar froren die Bewohner des Hauses Sonnenschein 48a im Stadtteil Habinghorst. Die Heizungsanlage war ausgefallen. „Mal wieder“, sagt eine Bewohnerin am Montagnachmittag (3. März) im Gespräch mit unserer Redaktion. Wasser und Heizungen blieben im gesamten Haus kalt. Die Hausverwaltung begründe das damit, dass Reparaturen erforderlich seien, berichteten mehrere Mieter.

Das Problem ist ein altbekanntes. Schon in den beiden Vorjahren gab es jeweils Zeiten, in denen sie im Winter gefroren haben. Der längste Zeitabschnitt ohne Heizung sei drei Wochen im November 2022 gewesen. Nach Informationen von Adil Tamouh, Vorsitzendem des Bürgervereins „Unser Habinghorst“, wohnen in dem Haus zurzeit zwölf Familien. Unter den Bewohnern seien acht Kinder, zwei davon Säuglinge. Ebenso wohne hier eine hochschwangere Frau.

Janett Sachweh sitzt mit einem Heizlüfter in ihrem Wohnzimmer.
Adil Tamouh (links) hat den Mietern des Hauses Sonnenschein 48a dabei geholfen, das Problem mit der ausgefallenen Heizungsanlage zu beheben. © Tewe Schefer

Umgang mit der Kälte

Die vergangenen Nächte Ende Februar und Anfang März waren zum Teil frostig. Die Kälte belastete die Bewohner. „Wir haben es sowieso immer kühl in den Wohnungen, wegen der schlechten Isolierung und Dämmung, aber momentan ist es mit zehn Grad unerträglich zu Hause“, sagte Chantal Köster, eine der Mieterinnen. „Die Spaziergänge mit dem Hund dauern jetzt eindeutig länger, um sich draußen aufzuwärmen.“ Janett Sachweh schloss extra eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio ab, um die warmen Duschen nutzen zu können. Ein anderer Mieter berichtete, er schalte manchmal den Backofen an, um zu heizen. Um den Körper mal ordentlich aufzuwärmen, gehe er gelegentlich in die Sauna.

Manche Mieter hätten bereits mit Schimmelbefall in den Wohnungen zu kämpfen, und befreiten allmorgendlich ihre Fenster vom Kondenswasser, das sich über Nacht ansammle.

Nachts bildete sich Kondenswasser am Wohnzimmerfenster von Janett Sachweh.
Nachts bildete sich Kondenswasser am Wohnzimmerfenster von Janett Sachweh. © privat

Hilferuf im Stadtteil

Da der Heizungskeller abgeschlossen sei, könnten ausschließlich von der Hausverwaltung beauftragte Firmen Zutritt erlangen, erklärten die Mieter. Es seien zwar bereits Handwerker dort gewesen, doch das Problem bestand zunächst weiterhin.

Da sie von der Hausverwaltung vertröstet worden seien, wandten sich die Mieter Hilfe suchend an Adil Tamouh. Als dieser am Freitagabend, 28. Februar, informiert wurde, war er sofort in Aktion. Er habe jeden angerufen, der schnell helfen könnte, sagt er. Er startete einen Aufruf, um Heizlüfter, Heizstrahler oder Elektroheizungen für die Bewohner zu besorgen. Mit Heizgeräten haben viele Bewohner hier schon Erfahrung. Die meisten spendeten zwar Wärme, seien allerdings nicht so kraftvoll, dass sie einen Raum beheizen könnten, sagt Janett Sachweh. Außerdem hätten sie einen hohen Stromverbrauch. Sie habe in den vergangenen Jahren versucht, einen Teil der dadurch entstandenen Kosten in Absprache mit dem Mieterschutzbund zurückzubekommen, doch ohne Erfolg.

„Wir haben Unmengen an Hilfen bekommen“, sagt Tamouh und lobt die Unterstützung aus der Gesellschaft. Somit würden im Moment keine weiteren Heizstrahler benötigt. Die Hausverwaltung habe zwar zugesagt, ihrerseits Heizgeräte zu senden, doch bisher seien sie nicht angekommen. Auch die Stadtverwaltung und Ratsfrau Petra Lückel seien engagiert und um eine schnelle und langfristige Lösung bemüht gewesen.

Das Haus Sonnenschein 48a.
Das Haus Sonnenschein 48a. © Tewe Schefer

Heizungen laufen wieder

Seit dem späten Montagnachmittag werden die Heizungen wieder warm, erzählt eine beruhigt wirkende Janett Sachweh am späten Montagnachmittag am Telefon. Den Ausschlag habe vermutlich ein Anruf des Bürgermeisters Rajko Kravanja bei der Hausverwaltung ZBVV gegeben. Ein Monteur sei in den Heizungsraum gegangen, kurz darauf seien die Heizungen wieder angegangen. Von größeren Reparaturen habe sie nichts mitbekommen.

2022: Ungeahnte Hilfe

Auch als Heizungen und Wasser im November 2022 für drei Wochen kalt blieben, schaltete sich Tamouh ein. Damals waren sogar zwei Häuser am Sonnenschein betroffen. Er hatte zufällig davon mitbekommen, als er im Eiscafé eines der Bewohner saß. Damals hatte der Grundversorger das Gas abgestellt. Laut der Hausverwaltung lag das daran, dass der zuständige Energieversorger nicht registriert habe, dass die Zahlungseingänge seit einiger Zeit über ein anderes Konto eingingen. Schließlich schalteten sich die Stadtwerke Castrop-Rauxel ein. „Ich hatte gehofft, dass es eine Lösung mit dem Eigentümer gibt“, sagte Stadtwerke-Chef Jens Langensiepen damals gegenüber unserer Redaktion. Schließlich fassten Stadtwerke und die Verwaltung einen ungewöhnlichen Entschluss: Die Stadt übernahm zwei Gaszähler und die Gaslieferung wurde über die Stadtwerke neu angemeldet. Im Winter 2021 und 2023 hat die Hausverwaltung die Ausfälle laut den Mietern durch notwendig gewordene Reparaturen begründet, ebenso wie in diesem Jahr.