Borussia Dortmund und Jan Zimmermann beenden am Saisonende überraschend ihre Zusammenarbeit. Der BVB verliert in ihm einen sportlich erfolgreichen und menschlich integren Trainer. Zimmermann hat in seinem dann knapp zweieinhalbjährigen Wirken bei der U23 des Vereins eine eindrucksvolle Visitenkarte hinterlassen.
Zimmermann hinterlässt starke BVB-Visitenkarte
Es ist ihm gelungen, die Mannschaft nach Amtsantritt im Februar 2023 in prekärer Lage rasch zu stabilisieren und zum Klassenerhalt zu führen. Im Jahr darauf spielte die BVB-U23 ihre beste Saison der Vereinsgeschichte in der 3. Liga, Punkterekord inklusive. In dieser Saison steht Zimmermann kurz davor, das Team trotz aller Widrigkeiten erneut zum Klassenerhalt zu führen. Das verdient Respekt und es wäre angesichts der Probleme vor allem im ersten Halbjahr keine Selbstverständlichkeit. Dort hatte die U23 massiv unter den Personalquerelen der Profis zu leiden.
Zimmermann hat in dieser Phase ein Höchstmaß an Flexibilität gezeigt. Obendrein hat er nachhaltig bewiesen, dass er die Mannschaft auch in einem schwierigen Umfeld sportlich weiterentwickeln kann. Umso überraschender kommen Zeitpunkt und Begründung der Trennung. Vier Spieltage vor Saisonende und noch mitten im Abstiegskampf steckend, verkündet der BVB den Abgang seines U23-Trainers und das angeblich auf dessen eigenen Wunsch. Ein bemerkenswerter Vorgang.
So viel steht fest: Zimmermann hat die Bühne, die ihm ein Verein wie Borussia Dortmund geboten hat, für sich genutzt und das Interesse anderer Klubs geweckt. Auf ihn wartet nun der nächste Karriere-Schritt. Sein Abgang aber wirft Fragen auf – und stellt den BVB vor eine Grundsatzentscheidung. Welches Profil soll die U23 erhalten? Soll sie künftig in erster Linie als Talentschmiede und Gehege für die Spieler aus dem eigenen NLZ dienen? Schlägt der Verein damit den Weg ein, für den er stehen will? Oder taugt die U23 wie in den vergangenen Jahren vor allem als Karriere-Sprungbrett für Drittliga- und Regionalliga-Spieler?
BVB stellen sich wichtige Fragen
Mike Tullberg gilt als heißester Kandidat für die Zimmermann-Nachfolge. Der Däne hat in den vergangenen Monaten immer wieder mit einem Wechsel kokettiert. Seine Beförderung wäre somit auch ein Hebel, um ihn im Klub zu halten. Sie wäre aber nicht frei von Risiken und Vorbehalten. Das erste Engagement Tullbergs bei der U23 in der Saison 2019/20 gilt als missglücktes Kapitel. Sportlich blieb das Team hinter den Erwartungen. Das Verhältnis zwischen ihm und dem Sportlichen Leiter der U23, Ingo Preuß, gilt seither als belastet.
Trauen ihm die Bosse den Neustart ab Sommer zu? Für Tullberg wäre es Chance und Verpflichtung zugleich, seinen Ruf als schwarzgelber Talente-Entwickler in der ungleich härteren 3. Liga unter Beweis zu stellen. Ungeachtet dessen stellen sich weitere Fragen: Welche Kompetenzen hat der Sportliche Leiter des NLZ, Thomas Broich, bei der künftigen Ausrichtung der U23? Inwieweit fließen seine Vorstellungen in den Übergangsbereich zu den Profis ein? Und welche Rolle ist für Ingo Preuß vorgesehen?
Die Personalie Jan Zimmermann bildet daher nur den Auftakt – und sie zieht weitere Fragen nach sich, auf die Borussia Dortmund in den nächsten Wochen Antworten finden muss. Eine Grundsatzentscheidung muss her. Die Zeit drängt. Die neue Saison ist nicht mehr fern.
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