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Deutliches Zeichen an alle Kritiker: BVB-Rückkehrer Hummels meldet Suarez ab
Borussia Dortmund
Mats Hummels ragt aus einer geschlossen starken BVB-Mannschaft heraus und sendet ein Zeichen an alle Kritiker. Nach dem 0:0 gegen Barcelona geht er dennoch mit gemischten Gefühlen nach Hause.
Gefühlte 400 Spiele habe er ja schon gemacht für den BVB, ob dies nun wirklich das Beste gewesen war? Mats Hummels zögerte mit der Antwort, „ich denke darüber nochmal nach und gehe alle durch“, meinte er. Es könnte also eine lange Nacht gewesen sein für den Rückkehrer, vielleicht aber ja auch deshalb, weil das Adrenalin nach einer unglaublich intensiven Partie nur langsam entweichen wollte.
Mit Hummels als Kopf einer Abwehrformation, die gegen eine der weltbesten Mannschaften keine echte Großchance zuließ, machte Borussia Dortmund eine der besten Partien der jüngeren Champions-League-Geschichte und hatte den großen FC Barcelona ganz nahe am Rand einer Niederlage. Vor allem die zweite Hälfte, in der Dortmund mit viel Mut und Geschick nach vorne spielte und ein deutliches Chancenplus herausspielte, „war von uns so, wie wir uns das vorgestellt hatten“, merkte Hummels richtig an. „Nur fehlte leider der krönende Abschluss.“
Hummels geht mit gemischten Gefühlen Nach Hause
Der kurze Nachsatz wies auf das einzige Manko hin: Wenn man einen Gegner dermaßen im Griff hat wie Borussia Dortmund an diesem Abend die Katalanen, sollte man sich für den immensen Aufwand auch belohnen. „Daher“, meinte Hummels, „gehe ich mit dem Gefühl nach Hause, dass wir es verpasst haben, uns in der Gruppe schon mal einen kleinen Puffer zu erarbeiten.“ Zumal das 1:1 im zweiten Spiel der Gruppe zwischen Inter Mailand und Slavia Prag dem BVB eigentlich in die Karten spielte.
Es hätte seinen persönlich fast perfekten Abend gekrönt, wenn Mats Hummels auch vorne noch die entscheidende Aktion gehabt hätte. Die Chance kam, als Marco Reus einen Freistoß von außen kurz in die Mitte schlenzte. Hummels‘ Kopfball strich knapp über die Querlatte (28.). Sie kam ein zweites Mal, als auch sein Kopfball nach einem Guerreiro-Freistoß nicht den Weg ins Tor fand (59.). In diesen Situationen mit ruhendem Ball war allerdings schon erkennbar, dass sich die notwendigen Automatismen immer besser einspielen.
Hummels gewinnt alle Zweikämpfe
Weitaus imponierender als seine offensiven Vorstöße aber war dennoch die Abwehrleistung des 30-Jährigen. Hummels war jederzeit präsent in den Zweikämpfen, aufmerksam in der Antizipation der Entwicklung eines gegnerischen Angriffs. Er gestattete Luis Suarez, anerkanntermaßen einer der besten Mittelstürmer des Kontinents, nicht einen einzigen Torabschluss. Wann immer es brenzlig zu werden drohte, wie zum Beispiel bei Griezmanns Flankenversuch auf Suarez, war er zur Stelle. Hummels schraubte sich in die Höhe, mit dem Scheitel gab er dem Ball den entscheidenden Richtungswechsel (17.) - und Suarez starrte einer vielversprechenden Chance hinterher.

Mats Hummels (l.) klatscht mit Lionel Messi ab. © imago
Am Ende wies die Statistik eine bemerkenswerte Zahl aus: Hummels gewann über die 90 Minuten alle Zweikämpfe, die er in diesem Spiel geführt hatte. Das sei, merkte er noch an, allerdings nicht ganz richtig: „Mindestens einen habe ich gegen Suarez im Strafraum verloren.“ Den Statistikern war das offenbar entgangen, Folgen hatte die Situation aber nicht, und zur Belohnung gab es von Barcelonas Nummer neun nach der Partie das Trikot. Eigentlich wollte er ja jemanden anderes fragen, gab Hummels zu, dazu kam es aber nicht. Das von Suarez, sei aber „auch nicht so schlecht.“
Reus über Hummels: „Dafür haben wir ihn geholt“
Mit seiner bärenstarken Leistung dürfte Mats Hummels an diesem ersten Champions-League-Abend denen, die seiner Rückkehr äußerst kritisch gegenübergestanden hatten, den Wind aus den Segeln genommen haben. Auch für Marco Reus war Hummels einer der besten Spieler in Schwarzgelb. „Genau dafür“, meinte der Kapitän grinsend, „haben wir ihn geholt.“
Und last but not least adelte auch noch Lothar Matthäus den Weltmeister von 2014. Hummels sei, meinte der heutige Fernseh-Experte, in dieser Form einer der besten Innenverteidiger Deutschlands. Und Bundestrainer Joachim Löw solle sich gut überlegen, ob er Hummels nicht zurückholen wolle. „Vielleicht“, sagte Matthäus, „hätte ich ihn gar nicht ausgeladen.“
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
