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Zehn beim DFB hart umkämpft: Wohin mit BVB-Kapitän Marco Reus?
Nationalmannschaft
Bundestrainer Hansi Flick setzt auf Marco Reus und dessen Qualitäten. Die Position des BVB-Kapitäns ist im DFB-Team aber hart umkämpft. Das könnte zum Problem werden.
Marco Reus muss sich mit seinen 32 Jahren noch einmal umstellen. Immer seit seinem Länderspieldebüt vor ziemlich genau zehn Jahren hieß der Bundestrainer Joachim Löw. Dessen Nachfolger Hansi Flick kennt er als Co-Trainer, als Bayern-Coach, nun trifft er ihn zum zweiten Mal als Verantwortlichen beim DFB. Borussia Dortmunds Kapitän hört genau zu, als Flick am Donnerstag in Hamburg vor dem Abschlusstraining erklärt, wohin er mit der Nationalmannschaft will. Wohin mit Reus, diese Frage müssen beide gemeinsam klären.
BVB-Kapitän Reus trifft auf namhafte Konkurrenz im DFB-Team
Mindestens vier ernsthafte Kandidaten konkurrieren um die Zehner-Position im 4-2-3-1 unter Flick. Münchens Thomas Müller (32) hat mit Flick erfolgreich zusammengearbeitet, Kai Havertz (22) vom FC Chelsea gehört die Zukunft genauso wie Florian Wirtz (18) von Bayer Leverkusen. Und Reus?
Seine Entscheidung, die EM ausgelassen zu haben, bereue er nicht, sagt der Dortmunder. Form und Fitness geben ihm aktuell Recht, zum Saisonstart spielte er beim BVB beeindruckend auf, wirkte spritzig und fokussiert. Für tragende Rollen im DFB-Dress wird er mindestens diese Frische und Spielfreude an den Tag legen müssen, sollen die Lehrgänge nicht zu Leergängen werden.
BVB-Kapitän Reus sieht sich auch bei der Nationalmannschaft eher im Zentrum
„Wir haben einen sehr guten Konkurrenzkampf aufgrund der Qualität der Spieler“, stellte DFB-Direktor Oliver Bierhoff fest. Thomas Müller sieht „in diesem offensiven Bereich exzellente Alternativen“, der Trainer müsse „harte Entscheidungen treffen“. Während Havertz oder Wirtz – mit Abstrichen – auf die Flügel ausweichen könnten, sehen sich Müller und Reus eher im Zentrum. Wie auch der verletzte Ilkay Gündogan, oder Julian Brandt und Julian Draxler, die Flick sogar noch in der Hinterhand hätte und über die er sagt: „Ausgemustert ist niemand.“
Doch allein der Nominierung ist ein knallharter Auswahlprozess vorgeschaltet, das Startelf-Mandat aufgrund des Überangebots heftig umworben. Flick setzt auf den leistungsfördernden Gedanken bei den Anwärtern. „Wir sind auf allen Positionen mehrfach gut besetzt. Jeder will natürlich spielen. Es ist Grundvoraussetzung für eine Mannschaft, dass jeder im Wettkampf mit den Mitspielern sich steigert“, sagte der 56-Jährige.
Marco Reus lebt bei Borussia Dortmund neu auf
Reus mit seinen 46 Länderspielen (14 Tore) und seiner fußballerischen Extraklasse gehört für ihn zu den privilegierten Kandidaten. „Wir sind davon überzeugt, dass wir seine Fähigkeiten brauchen“, sagte Flick. „Wir kennen seine hohe Qualität.“ Reus habe „eine tolle Vorbereitung“ gehabt, „das hat ihm sehr gutgetan“.
Der BVB- und der DFB-Trainer ähneln sich in ihrer Fußball-Philosophie. Reus lebt seit dem Aus von Lucien Favre und dessen Handbremsen-Fußball im Dezember neu auf. Ihm liegen das frühe Attackieren der Gegenspieler, das Umschalten mit wenigen Kontakten. In diesem Punkt muss er sich bei Flick nicht umstellen.
Dass Reus vor dem Qualifikations-Spiel in Island im September aus dem DFB-Camp abgereist sei wegen Kniebeschwerden, sei mit dem Mannschaftsarzt besprochen gewesen, betonte Flick am Donnerstag in Hamburg. Reus wäre nicht rechtzeitig fit geworden, Flick stehe „auch in der Verantwortung, dass man kein Risiko eingeht und Spieler im Zweifel nach Hause schickt“. Weil Reus wenige Tage später in der Bundesliga wieder auflaufen konnte, gab es Streit zwischen Bayern Münchens Sportdirektor Hasan Salihamidzic und BVB-Sportdirektor Michael Zorc.
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
