Yarmolenko rettet fahrigem BVB noch einen Punkt
1:1 in Leverkusen
Borussia Dortmund erzielt in der Krise nach einer weitgehend enttäuschenden Leistung einen Achtungserfolg. 50 Minuten in Überzahl reichen am Ende zu einem 1:1 bei Bayer Leverkusen. Zwei Verletzte trüben die Erleichterung.

Andrey Yarmolenko erzielt den wichtigen Treffer zum 1:1. © dpa
Mit der erwarteten Hereinnahme von Neven Subotic reagierte Peter Bosz auf die Abwehrprobleme beim 4:4 gegen Schalke, etwas überraschend spülte die Gelb-Rote Karte von Pierre-Emerick Aubameyang im Derby nicht Andre Schürrle in die Startelf. Maximilian Philipp besetzte die Position in der Spitze, für den verletzten Mario Götze bot Bosz Gonzalo Castro als etwas defensivere Variante auf.
Nach einer Trainingswoche, in der vor allem Zweikampfstärke, aber auch das Positionsspiel und richtige Verschieben im System Schwerpunkte der Arbeit waren, begann die Partie in der BayArena denkbar schlecht für die Borussia. Im Laufduell mit Jonathan Tah knickte Philipp mit dem rechten Knie unglücklich weg, schnell war klar, dass der Ex-Freiburger nicht mehr weitermachen können würde. Philipp musste mit einer Trage vom Feld gebracht werden und wurde von Schürrle ersetzt (8.).
Bürki verhindert frühen Rückstand
Das war ein Schock, der Spuren hinterließ beim BVB. Roman Bürki, nach überstandener Gehirnerschütterung wieder zurück im Tor, verhinderte nach Sven Benders Kopfball den frühen Rückstand (12.), der Schweizer war auch auf dem Posten, als Julian Brandt eine zu kurze Kopfballabwehr volley nahm (14.).
Die Verunsicherung beim in den vergangenen zehn Pflichtspielen nur einmal siegreichen BVB war allerorten zu erkennen auf dem Rasen. Viele Bälle wurden zu ungenau gespielt, in den Zweikämpfen kam Dortmund oft zu spät und bekam durch die schnellen Ballverluste überhaupt keine Kontrolle ins Spiel. Nuri Sahins schöner Diagonalball in den Bayer-Strafraum brachte Andrey Yarmolenko in eine Abschlussposition, das war der bis dahin erste und lange Zeit auch einzige gute Angriff des BVB (18.).
Castro überfordert
Defensiv aber wackelte die Borussia weiter bedenklich. Der als Rechtsverteidiger gegen Bailey überforderte Castro bekam seine Seite überhaupt nicht dicht, das brachte nach einer Flanke des Leverkuseners Kai Havertz völlig frei in eine Kopfballsituation. Der Ball klatschte vernehmbar an die Latte (20.).
Und als Subotic an der Mittellinie ein Kopfballduell nicht resolut genug führte, hebelte Havertz mit einem gedankenschnellen Pass die viel zu weit aufgerückte letzte Defensiv-Reihe aus. Volland, der aus der eigenen Hälfte startete und entsprechend nicht im Abseits stand, legte den Ball an Bürki vorbei und schob ins leere Tor ein - 1:0 (30.).
Hartmann zeigt Wendell die Rote Karte
Dann aber nutzte der starke Schiedsrichter Robert Hartmann die Möglichkeit des Videobeweises. Leverkusens Wendell war gegen Castro böse mit gestrecktem Bein eingestiegen, nach Betrachten der Bilder korrigierte Hartmann die Farbe seiner Karte und gab dem Brasilianer Rot (39.). "Die Rote Karte war in Ordnung, aus unserer Sicht dennoch sehr schade. Die Szene hat das ganze Spiel geändert", sagte Ex-Borusse Sven Bender.
Für Castro ging es allerdings nicht weiter, Bosz wechselte folgerichtig in Shinji Kagawa einen deutlich offensiveren Mittelfeldspieler ein. In Überzahl ergab sich noch vor der Pause die große Ausgleichschance. Yarmolenko schickte Pulisic, der zog toll nach innen, nahm aber dann den Kopf nicht hoch - Sven Bender klärte (45.+3).
Bayer-Trainer Heiko Herrlich reagierte und stärkte mit Retsos die eigene Defensive. Das Spiel verlagerte sich nur deutlich in die Leverkusener Hälfte, Bayer setzte vornehmlich auf Konter. Retos‘ Attacke im Laufduell gegen Yarmolenko, als er den Arm sehr weit oben hatte, wertete Hartmann nicht als strafstoßwürdig (50.).
Schürrle an den Außenpfosten
Doch Bayer wackelte, bekam keine Sicherheit mehr in die eigenen Ballbesitzphasen. Schürrle traf aus spitzem Winkel den Außenpfosten (56.), ein Querpass auf den besser postierten Guerreiro wäre da allerdings die bessere Variante gewesen. Zuvor schon ließ auch bei Sahin die Präzision beim Schuss zu wünschen übrig, frappierend auch weiterhin die oft schlampigen Zuspiele, mit der sich die BVB-Spieler selbst immer wieder in große Verlegenheit brachten.
Die Harmlosigkeit im Ballvortrag gegen einen Gegner in Unterzahl blieb erschreckend. Volland hätte bei einem Konter aus der eigenen Hälfte die Hilflosigkeit in Schwarzgelb eigentlich bestrafen müssen, Bürki rettete stark im Eins-gegen-Eins (72.). Quasi im Gegenzug fiel doch noch der Ausgleich: Schürrle bediente Yarmolenko, der bis dahin sehr blasse Ukrainer wurschtelte die Kugel irgendwie an Bernd Leno vorbei ins Tor (73.).
Guerreiro mit der großen Chance zum 2:1
Den Willen, nun auch noch den Dreier mitzunehmen, konnte man der Borussia danach nicht absprechen. Die Mittel dazu aber hatte der BVB nicht mehr im Köcher. Bürki rettete vielmehr den Zähler, als er Baileys Freistoß um den Pfosten drehte (89.). Guerreiro vergab in der Nachspielzeit noch die Großchance zum 2:1.