Niklas Süle wurde vom BVB als Stamm- und Führungsspieler nach Dortmund geholt, am Sonntag hatte der deutsche Nationalspieler etwas mit den Siegtorschützen Jamie Bynoe-Gittens und Giovanni Reyna gemeinsam: Alle kamen erst in der Schlussphase des Augsburg-Spiels (4:3) in die Partie. Das sind nur drei von mehreren Personalien, die den gestiegenen Konkurrenzkampf im Borussen-Kader verdeutlichen. Endlich kann die Breite in der Belegschaft ihre positiven Auswirkungen entfalten. „Wir sind noch nicht komplett, aber es ist eine schöne Situation“, sagt Trainer Edin Terzic.
BVB-Trainer Terzic muss harte Entscheidungen treffen
Der 40-Jährige hat es bisher geschafft, sich im Fußballgeschäft eine Portion Empathie zu erhalten. Nun ist der BVB-Trainer froh, verstärkt nach Leistung aufstellen zu können, auch wenn das automatisch Härtefälle hervorruft. „Wir wollen dahin kommen, dass wir am Spieltag harte Entscheidungen treffen müssen“, erklärt Terzic, „um dann genug Optionen zu haben, wenn wir im Spielverlauf reagieren müssen.“
Bei der Wahl der Innenverteidiger hatte das Trainerteam Mats Hummels und Nico Schlotterbeck im Training stärker gesehen. Nach Schlotterbecks Hopp-und-Top-Vorstellung könnte Süle schon am Mittwoch in Mainz (18.30 Uhr) die nächste Chance winken. Im defensiven Mittelfeld bekam Salih Özcan das Vertrauen, hatte neben guten Momenten aber auch Szenen, in denen er mit der strategisch anspruchsvollen Aufgabe als alleiniger Sechser überfordert wirkte. Positionskonkurrent Mahmoud Dahoud ist als Spielertyp auch kein Abfangjäger, aber eher in der Lage, im Ballbesitz für mehr Kontrolle, Balance und Beruhigung zu sorgen.
Bewerbungsschreiben von Reyna und Bynoe-Gittens
Spannend wird das Selektionsverfahren für die nächste Startelf in der Offensive. Youssoufa Moukoko, Donyell Malen und Karim Adeyemi enttäuschten gegen Augsburg. Reyna und Bynoe-Gittens hingegen als Alternativen betrieben Werbung in eigener Sache. Auch mit dem eingewechselten Sebastien Haller veränderte sich am Sonntag die Dortmunder Struktur. Bis zu einem Einsatz von Beginn an muss der Rekordeinkauf aber zuvor noch Matchpraxis in Teilzeit-Dosen sammeln nach seiner langen Pause.
Terzic jedenfalls gefällt die verbesserte Ausgangslage. „Das wünscht sich jeder Trainer, dass er sich vor den Spielen den Kopf zerbrechen kann, wen er aufstellen soll, weil es sich alle verdient haben.“ Den leistungsfördernden Aspekt durch den Konkurrenzkampf hat der BVB im Herbst vermisst, als sich „irgendwann die Aufstellungen von alleine ergeben haben aufgrund der Personalnot“, erinnert der Trainer.
Schon sieben BVB-Tore durch Joker
Der eigenen Rolle kann sich kaum ein Borusse mehr sicher sein, das wird im mitunter phlegmatischen Personal die Spannung erhöhen. Zumal die Nachrücker fast verlässlich liefern. „Wir waren schon vorher die Mannschaft mit den meisten Jokertoren“, wusste Terzic am Sonntagabend, „jetzt sind nochmal zwei dazugekommen.“ Sieben der 29 Dortmunder Saisontore erzielten Einwechselspieler, das ist Ligaspitze.
Neuzugang Julian Ryerson wurde auch geholt, um den etablierten Kräften Druck zu machen. Er legte eine ordentliche Premiere hin und hat die Faktoren Flexibilität und Vielfalt in seinem neuen Mannschaftskreis erfreut wahrgenommen. „Bei einem Verein wie dem BVB brauchen wir auch Qualität von der Bank. Die haben wir, und auch die Einwechselspieler können den Unterschied ausmachen.“
BVB tritt am Mittwoch in Mainz an
Am Sonntag ließen einige Startelf-Spieler noch Luft nach oben. Ihre Mitbewerber auf der Reservebank werden es genau beobachtet haben. Wenn Terzic diesen gesunden internen Wettstreit um die Plätze geschickt moderiert, kann sich daraus eine verbesserte Dynamik im Team ergeben. Vor dem Auftritt in Mainz sind weitere harte Entscheidungen zu erwarten.
09 BVB-Fakten zum Augsburg-Spiel: Jokerkönige der Liga schlagen zu – Hummels überrascht
BVB-Personal vor dem Spiel in Mainz: Ein Rückkehrer, ein Sorgenkind und eine Überraschung
Haller sendet eine der wichtigsten Botschaften: BVB zwischen spektakulär und hanebüchen