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Wie Trainer Marco Rose den drohenden Spannungsabfall beim BVB verhindern kann
Borussia Dortmund
Alle Ziele des BVB sind futsch, die Startelf stellt sich fast von alleine auf, einen echten Konkurrenzkampf gibt es nicht. Doch Marco Rose muss trotzdem den Fokus hochhalten. Wie das gelingen kann.
Aus dem Pokal verabschiedet, in der Europa League nicht mehr dabei, in der Bundesliga raus aus dem Titelrennen. Die Saison ist für Borussia Dortmund mehr oder weniger gelaufen. Aufgrund der langen Verletztenliste stellt sich die Startelf Woche für Woche fast von alleine auf, einen echten Konkurrenzkampf gibt es de facto aktuell gar nicht. Es gilt fast für alle: Wer fit ist, der spielt auch. Damit droht zehn Spieltage vor Schluss der absolute Spannungsabfall beim BVB. Es gibt nur eine Lösung, wie Marco Rose das verhindern kann.
Minimalziel Champions League für den BVB nur noch Formsache
„Es ist jetzt erst recht unsere Aufgabe, durchzuziehen und eine gute Bundesliga-Saison zu spielen“, hatte der BVB-Trainer unmittelbar nach dem 2:2 bei den Glasgow Rangers und dem damit verbundenen Ausscheiden aus der Europa League klar gemacht, was er von seinen Spielern erwartet. Das Punktepolster auf die Verfolger sei nicht so riesig, dass man sich einfach so darauf ausruhen könne. „Wenn wir da jetzt den Stecker ziehen, kannst du immer wieder in Probleme geraten.“
Gegen den FC Augsburg war der Stecker vielleicht nicht ganz gezogen, aber er steckte auch nicht richtig drin. Anders lässt sich ein 1:1 bei einem Abstiegskandidaten nicht erklären. Damit ist nun auch endgültig klar: Der Zug mit der Aufschrift „Meisterschaft“ ist abgefahren. Alle BVB-Saisonziele sind futsch - also alle ambitionierten. Die Qualifikation für die Champions League sollte bei zehn Punkten Vorsprung auf den fünften Rang eigentlich Formsache sein. Aber schafft man es, mit diesem Minimalziel die Spannung innerhalb des Teams hochzuhalten?
BVB-Reservisten spielen sich nicht in den Fokus
Schwierig. Zumal ein weiterer Umstand die Arbeit von Rose deutlich erschwert: die Vielzahl an Ausfällen. Aus allen Mannschaftsteilen fehlen wichtige Stützen. Manuel Akanji (Muskelfaserriss), Dan-Axel Zagadou (Muskelfasserriss) und Thomas Meunier (Sehnenriss) aus der Abwehr, aus der Reihe davor Giovanni Reyna (Muskelverletzung) und mit Erling Haaland (Muskelverletzung) und Youssoufa Moukoko, der sich erneut einen Muskelfaserriss zugezogen hat, fallen gleich zwei Stürmer aus. Gegen Augsburg blieb aufgrund der langen Verletztenliste sogar ein Kaderplatz frei. Der BVB reiste nur mit 19 statt der erlaubten 20 Spieler (18 Feldspieler, zwei Torhüter) zu den Fuggerstädtern.
Wären prinzipiell ja immer noch genügend Spieler, aus denen Marco Rose wählen könnte. Das Problem: Die Profis aus der (verbliebenen) zweiten Reihe haben sich bislang selten für Größeres empfohlen, enttäuschten bei ihren Kurzeinsätzen und sind so in der Gunst des Trainers weit nach unten gerutscht. Reinier ist da so ein Beispiel. Der darf immerhin ab und zu noch für ein paar Minuten ran, wie in Glasgow (21) oder Augsburg (9). Anders als Felix Passlack, der seit seinen 20 Minuten gegen den 1. FC Köln am 10. Spieltag komplett auf der Bank schmort oder gar nicht im Kader steht.
Für die Spieler geht es um die persönliche Zukunft beim BVB
Umso schwieriger ist es aktuell für Rose, ähnliche Exempel zu statuieren wie bei Thorgan Hazard vor dem Union-Spiel. Aus Leistungsgründen hatte der Coach den Belgier aus dem Kader gestrichen, wollte damit untermauern, dass auch bei Borussia Dortmund das Leistungsprinzip gilt und er keine Rücksicht auf vermeintlich große Namen nimmt. Ähnliche Schritte würden sich nach den schwachen Auftritten zuletzt auch bei anderen BVB-Profis anbieten. Allein Rose fehlen die Möglichkeiten für diesen Schritt.
Also bleibt nur eine Lösung: Rose muss seine Spieler bei der Ehre packen. Sie daran erinnern, was es bedeutet, für Borussia Dortmund zu spielen. Und ihnen aufzeigen, dass es für jeden einzelnen von ihnen auch um die persönliche Zukunft beim BVB geht. Denn wer sich von denen, die hauptverantwortlich dafür sind, dass die Ziele nicht erreicht wurden, nicht mehr reinkniet, den wird Rose auch für seinen geplanten Umbruch nicht gebrauchen können.
Jahrgang 1991, tritt seitdem er Vier ist selbst gegen den Ball, hat mit 14 das erste Mal darüber berichtet, wenn es andere tun. Wollte seitdem nichts anderes machen und hat nach Studium und ein paar Jahren Lokaljournalismus seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Seit 2021 BVB-Reporter.
