Wie BVB-Stratege Groß bei Nagelsmann punktet Konkurrenzkampf und das große Ziel WM 2026

Wie BVB-Stratege Groß bei Nagelsmann punktet
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Diese Abwechslung kann ja gut tun. Andere Mitspieler, andere Gedanken. Doch mit dem Tapetenwechsel bei der Nationalmannschaft war es diesmal nicht so weit her für Pascal Groß: Dasselbe Hotel, derselbe Trainingsplatz wie bei Borussia Dortmund. Wobei: Die DFB-Stars nutzen in dieser Woche die Umkleidekabinen der Nachwuchsabteilung am Trainingsgelände Hohenbuschei und nicht den Trakt der BVB-Profis. Ohnehin wird Groß inhaltlich unter Bundestrainer Julian Nagelsmann schnell verinnerlichen, dass es um eine andere Art Fußball geht. Für den 33-jährigen Mittelfeldspieler kommt es darauf an, seine Wertigkeit zu unterstreichen. In doppelter Hinsicht.

BVB-Profi Pascal Groß nicht in bester Verfassung beim DFB

Nach seinem Debüt vor eineinhalb Jahren hat Groß, damals noch in Diensten von Brighton & Hove Albion in der Premier League, vor allem die Rolle des Doubles von Toni Kroos gegeben. Mit seinem großen Spielverständnis und der hohen Passqualität sollte er für den Aufbau aus der Tiefe sorgen, mit Ballsicherheit und dem Potenzial, auch mal mehr als eine gegnerische Linie zu überspielen. Doch die Kroos-Zeit ist seit der EM 2024 vorüber, und wie es mit der Groß-Zeit weitergeht, ist offen. Die Jobs im zentralen defensiven Mittelfeld sind heiß umkämpft, der Ausgang offen. Ein Nachteil des Borussen: Er kommt nicht in bester Verfassung aus dem Klub zur Nationalmannschaft.

„Pascal hatte ein schwere Phase beim BVB“, sagt Nagelsmann. Die Hoffnung, dass Groß ein zentraler Spielgestalter in Dortmund werden könnte, erfüllte sich nicht, zur Enttäuschung beider Seiten. Ex-Trainer Nuri Sahin verschob ihn immer wieder, um Löcher zu stopfen. Der Routinier stellte sich in den Dienst der Mannschaft, zum eigenen Nachteil. „Grundsätzlich glaube ich, dass eine gewisse Konstanz hilft, weil man dadurch Automatismen bekommt“, sagte er zu seinen Rochaden bis zum Rechtsverteidiger. Eingespielt zu sein „hilft, weil man wenig Zeit hat“.

Zumindest in dieser Hinsicht gibt es für Groß Besserung. Unter BVB-Trainer Niko Kovac hat er eine Sonderrolle bekommen, im Ballbesitz rückt er als linker Achter immer wieder auf die Seite raus, um dort Überzahlsituationen zu schaffen und selbst zu attackieren. „Er hat dort eine gute Torgefahr, aktiv und passiv“, ist Nagelsmann aufgefallen. Immerhin ein Tor und fünf Vorlagen sind im Klub zusammengekommen. Ob das reicht, um den Bundestrainer nachhaltig zu beeindrucken?

BVB-Profi Groß hat viel Konkurrenz in der Nationalmannschaft

Schließlich bewerben sich mehr als eine Handvoll aussichtsreicher Kandidaten um den Zuschlag für die Doppelsechs. In Leon Goretzka (Bayern München) ist ein Topspieler in die DFB-Auswahl zurückgekehrt, bei dem es wenig Sinn ergäbe, ihn jetzt nicht auch spielen zu lassen. Auch Angelo Stiller (VfB Stuttgart) genießt hohe Wertschätzung beim Bundestrainer, weil er defensive und offensive Aspekte kombiniert. Robert Andrich (Bayer Leverkusen) fehlt nach wenig Spielminuten etwas der Rhythmus, doch er verkörpert am ehesten den Nagelsmannschen „worker“. Sollte Aleksandar Pavlovic (München) seine gesundheitlichen Probleme in den Griff bekommen, ist auch der Jungstar mehr als eine Alternative, und der formstarke Nadiem Amiri (Mainz 05) ist bei seiner Rückkehr in die Nationalelf keineswegs nur ein Lückenfüller.

Groß, der bei der WM 2026 35 Jahre alt sein wird, muss sportlich so überzeugen, wie er es als Typ vermag. Nagelsmann betont die „wichtige Rolle, die er als Bindeglied zwischen Trainerteam und Mannschaft“ bei den Adlerträgern einnimmt. Der Dortmunder ist ein geschätzter Gesprächspartner und verlängerter Arm des Trainers, wenn es tief in die Inhalte geht. „Er befasst sich viel mit taktischer Materie. Da ist er ein Faktor für uns, weil er eine große Leidenschaft mitbringt und einen guten fußballerischen Blick auf die Dinge hat“, sagt Nagelsmann.

Mit all seiner Erfahrung muss Groß also auf verschiedenen Ebenen punkten. Die Weltmeisterschaft 2026 ist sicher mehr als ein Fernziel für den polyvalenten Ballverteiler, sie wäre auch ein zweites echtes Highlight nach der Euro im eigenen Land. Die Zeit läuft.