Trotz Personalnot

Wenig Druck aus der zweiten Reihe beim BVB

Viele Verletzte, viele junge Spieler, viele Fouls – das sind die gängigen Argumentationslinien, warum es bei Borussia Dortmund in der Bundesliga nicht nach Wunsch verläuft. Richtig ist aber auch, dass einige Spieler die Gunst der Stunde nicht genutzt haben, um sich in den Vordergrund zu spielen.

DORTMUND

, 25.10.2016 / Lesedauer: 3 min

Shinji Kagawa kommt beim BVB derzeit über eine Reservistenrolle nicht hinaus.

Flanke Felix Passlack, Tor Christian Pulisic – so geschehen am Samstag in Ingolstadt. Nicht von ungefähr, die beiden Youngster sind in der internen Wertschätzung zuletzt hochgeklettert. Andere haben das nicht geschafft.

Shinji Kagawa (238 Bundesliga-Minuten/0 Scorerpunkte /RN-Note 4,33): Diese Daten sind kein Ruhmesblatt für den einstigen Publikumsliebling. Der „alte Shinji“ begeisterte mit Tempo, Dribblings, seinen flinken Haken und Zug zum Tor. Konserviert hat er davon wenig, er passt öfter quer als nach vorne und strahlt kaum noch Torgefahr aus. Mario Götze, Raphael Guerreiro, Gonzalo Castro und zeitweise sogar Ousmane Dembélé haben im zentralen Mittelfeld nachhaltigeren Eindruck hinterlassen. Kagawa spielte nur am ersten Spieltag durch. Sein Vertrag läuft 2018 aus – ob er so lange bei der Borussia bleibt, ist nicht sicher.

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Sebastian Rode (358/1/ 4,38): Der Samstag war kein schöner Tag für den BVB, für den Neuzugang vom FC Bayern fiel er noch unschöner aus. Von der Bank aus sah er ein Kampfspiel, das seine Mannschaft zu verlieren drohte, und Rode musste zuschauen. 90 Minuten lang. Überhaupt stand er nur einmal über die gesamte Spielzeit auf dem Rasen. Nach guter Vorbereitung und einem starken ersten Eindruck im Supercup findet Rode seine Rolle nicht. Als Achter kommt er nicht gut zurecht, er hat das Spiel lieber vor sich. An die Qualitäten von Julian Weigl reicht er als Ballverteiler nicht heran. Und einen zweiten Sechser sieht Trainer Thomas Tuchel nicht vor. „Ich bin guter Dinge, dass ich aus diesem kleinen Tief auch schnell wieder herauskomme“, sagte der 26-Jährige.

Joo-Ho Park (64/0/5,0): Der Koreaner bleibt ein Rätsel, auch nach mehr als einem Jahr in Dortmund, auch nach seinem ersten Startelfeinsatz seit Januar. Park, bis 2018 unter Vertrag, hat bisher nicht nachweisen können, warum ihn der BVB unbedingt verpflichten musste. Auch die Ausfälle von Marcel Schmelzer, Raphael Guerreiro und Erik Durm auf seiner Position haben ihn nicht weiter nach vorne gespült. Im Gegenteil: A-Junior Passlack ist im Eiltempo an ihm vorbeigezogen.

Nuri Sahin (0/0/-): Als der BVB in Lissabon sogar den dritten Torhüter auf die Reservebank setzte, um den 18er-Kader aufzufüllen, fand sich am Spielfeldrand auch ein Platz für Nuri Sahin. Gespielt hat die Identifikationsfigur trotzdem nicht. Zuletzt gönnte ihm Tuchel ein paar Spiele zum Ende der Rückrunde, als die totale Rotation ausgebrochen war. Der Trainer bekundet öffentlich seine Wertschätzung für den 28-jährigen Türken (Vertrag bis 2018). Sportlich spielt Sahin aber keine Rolle bei ihm: Er bekommt gar keine Chance.

Emre Mor (219/1/4,5): Reus noch nicht fit, Schürrle verletzt: Der 19-jährige Neuzugang hätte diese Gelegenheit wunderbar nutzen können, um für sich zu werben und Spielpraxis zu sammeln. Diese Option hat er sich jedoch mit dem viel diskutieren Platzverweis im Spiel gegen Hertha BSC verbaut, er muss auch am Samstag gegen Schalke noch zuschauen. Und danach wird die Konkurrenz nicht kleiner.

Mikel Merino (90/0/4,5): Der Klub meldete ihn nicht für die Champions League, er schaffte es kaum einmal in den Spieltagskader, bis ihn Tuchel dann im Spiel gegen die Hertha ins kalte Wasser warf. Da schwamm sich der junge Spanier erst nach Anlaufschwierigkeiten frei. Für seine Entwicklung benötigt er mehr Spielpraxis, Rhythmus. Fraglich, ob der gelernte Mittelfeldspieler, den Tuchel zum Innenverteidiger umschulen will, die bekommt. Er rangiert intern klar hinter Sokratis, Marc Bartra, Matthias Ginter und Sven Bender.