0:2 gegen Schalke - Dortmund bleibt fast alles schuldig
BVB-Desaster im 175. Revierderby
Borussia Dortmunds Wankelmütigkeit findet auch im wichtigsten Spiel des Jahres seine Fortsetzung. Mit 0:2 (0:0) verliert der BVB nach einer mal wieder unerklärlich schwachen und weitgehend uninspirierten Leistung das Revierderby auf Schalke und bleibt über 90 Minuten fast alles schuldig.
Während die Königsblauen die Qualifikation für die Champions League nun fast sicher haben, wird der BVB wohl bis zum letzten Spieltag darum kämpfen müssen. Yeven Konoplyanka (50.) und Naldo (82.) trafen für die deutlich homogeneren und bestens eingestellten Schalker, die am Ende verdient triumphierten. Schalke wollte diesen Derbysieg mehr, dafür wurden sie frenetisch gefeiert. Der BVB hingegen kassierte im 15. Spiel die zweite Bundesliga-Niederlage unter Peter Stöger, es war wie beim 0:6 in München ein bitterer Tag für die Schwarzgelben.
Partie läuft ans Reus vorbei
Mit reichlich Dezibelbegleitung flimmerten vor dem Anpfiff noch einmal Szenen des 4:4 aus dem November über den riesigen Würfel in der Veltins Arena. Das sollte die einen zusätzlich motivieren und die anderen wohl einschüchtern. Dass es dann nicht annähernd so spektakulär werden sollte, ließ sich vorher schon erahnen.
Den BVB hatte Trainer Peter Stöger in derselben Formation auf den Platz geschickt wie beim 3:0 gegen den VfB Stuttgart und beeilte sich vor Anpfiff auch noch zu fordern, dass er auf ein ähnlich dominantes Spiel hoffen würde. In der Realität aber stand die Sicherheit über allem. Dortmund gelang es kaum einmal, den Ball durch die eigenen Reihen zirkulieren zu lassen, dass es an einem vernünftigen Ballvortrag mangelte, zeigten zur Pause auch die statistischen Werte der vier offensiven Spieler: Keiner hatte mehr als 20 Ballkontakte. Vor allem an Marco Reus im Zentrum lief die Partie weitgehend vorbei.
Turbulenter Beginn
Der Start hatte noch Hoffnung gemacht: Schalkes Thilo Kehrer prüfte Torhüter Ralf Fährmann mit einem viel zu kurzen Rückpass, da waren keine 40 Sekunden gespielt. Alessandro Schöpf zwang auf der anderen Seite Roman Bürkl aus gut 20 Metern zu einer Glanztat (5.). Danach aber tat sich nicht mehr viel vor den Toren. Wenn überhaupt, waren es die Gastgeber, die nach oft zu leichten Ballgewinnen versuchten, schnell zu kontern. Daraus entsprangen allerdings nur Halbchancen, wie nach der Flanke von Guido Burgstaller, die Sokratis mit einem Riesen-Tackling abblockte (25.).
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Bundesliga, 30. Spieltag: FC Schalke 04 - BVB 2:0 (0:0)
Mit Verlauf des ersten Durchgangs verfiel der BVB in eine Passivhaltung, die Schalke ein Übergewicht bescherte. Bälle aus dem eigenen Abwehrverbund heraus fanden selten den Weg über die Doppel-Sechs Nuri Sahin und Mahmoud Dahoud. Der Versuch, mit langen Bällen zu operieren, war aufgrund Naldos Kopfballstärke von vornherein zum Scheitern verurteilt. Michy Batshuayi als Spitze hing völlig in der Luft. Auf Pressing oder Gegenpressing verzichtete Dortmund komplett.
Schwachpunkt Piszczek
So waren die Gastgeber einem Tor zumindest etwas näher, das doch noch hätte fallen können, als Lukasz Piszczek Yeven Konoplyanka nach innen ziehen ließ. Der Schuss des Linksaußen strich hauchdünn am langen Pfosten vorbei (45.). Piszczeks rechte Abwehrseite war ohnehin ein Schwachpunkt: Über Konoplyanka und den flinken Harit kamen die Königsblauen dort ein ums andere Mal zu Überzahlsituationen. Dass Schiedsrichter Manuel Gräfe dazu auf beiden Seiten sehr viel laufen ließ, kam eher den Schalkern entgegen.
Stöger reagierte zur Pause und brachte Andre Schürrle für den sehr blassen Maximilian Philipp. Doch Schalke fühlte die große Chance und setzte sofort nach: Marcel Schmelzer verlor den Ball im Mittelfeld, dannn orientierte sich der BVB in defensiver Überzahl zu sehr auf den ballführenden Daniel Caligiuri. Dessen Querpass brachte Konoplyanka frei vor Bürki in Schussposition. Der Ukrainer vollendete trocken - 1:0 (50.).
Gegentreffer zeigt Wirkung
Dortmund war jetzt gefordert, doch der Treffer zeigte Wirkung. Den rechten Glauben strahlte die Mannschaft quasi sofort nicht mehr aus, Schalke zudem die Elf mit deutlich mehr Biss und Leidenschaft. Im „Kampfmodus“, wie von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gefordert, präsentierte sich sein BVB wirklich nicht.
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Mit der Führung im Rücken nahm Schalke ein wenig Tempo aus dem Spiel, Dortmund erspielte sich eine leichte Feldüberlegenheit, die immerhin zu einer Halbchance für Marcel Schmelzer führte (66.). Und als Pulisic und Reus endlich einmal mit Zielstrebigkeit über außen nach vorne spielten, kam der Amerikaner frei zum Schuss - knapp drüber (71.).
Naldo macht alles klar
Bei Schalke war der Kräfteverschleiß nun nicht mehr zu übersehen. Schürrle wurde beim Schussversuch im Strafraum gleich zwei Mal geblockt, souverän sah das nun nicht mehr aus. Doch es gab ja immer noch Naldo, der viele BVB-Angriffe mit gutem Auge und resolutem Zweikampfverhalten entschärfte.
Und als der Brasilianer einen Freistoß aus gut 30 Metern ins untere linke Eck zimmerte, stand die Arena kopf (82.). Das 175. Revierderby war entschieden. Zu allem Überfluss aus Dortmunder Sicht verletzte sich kurz vor dem Ende auch noch Michy Batshuayi und musste mit der Trage vom Feld gebracht werden.