Liegt es wirklich nur an Sky, dass es kein Public Viewing in Dortmund gibt, wenn der BVB am Samstag (27.5.) gegen Mainz seine 9. Meisterschaft klarmachen will? Diese Begründung, die Oberbürgermeister Thomas Westphal ins Feld geführt hat, macht nicht nur Fans skeptisch. Auch die CDU-Fraktion im Dortmunder Rat will das Scheitern des zentralen Rudelguckens in der nächsten Sitzung thematisieren.
Es gehe um die Fans, die keine Karten bekommen hätten, erläutert Fraktionschef Dr. Jendrik Suck und kündigt an, auch wenn das für Samstag nichts mehr ändere, werde man Sky anschreiben. Zudem wolle man von der Verwaltung wissen, wer was entschieden habe und wie die Entscheidung zustande gekommen sei, dass es kein Public Viewing gibt.
Nach Recherchen dieser Redaktion gibt es nicht den einen Grund, sondern mehrere Faktoren, die bei der Entscheidung eine Rolle gespielt haben, kein Public Viewing zu veranstalten. Diese Entscheidung ist erst am Dienstag (23.5.) nach der Sitzung des Arbeitskreises Sicherheit gefallen, der sich seit vier Wochen regelmäßig zum Thema Meisterschaft trifft.
Keinen Veranstalter gefunden
Dort sei man sich am Ende einig geworden, dass es unmöglich sei, so kurzfristig ein Sicherheitskonzept mit dem nötigen Personal zu erarbeiten, heißt von Beteiligten. Zudem habe sich schon vor vier Wochen kein Veranstalter gefunden, der bereit gewesen sei, ins finanzielle Risiko zu gehen.
Bis 2008 hatte die Stadt selbst Public Viewings bei Pokalfinalspielen beziehungsweise bei Fußball-Welt- und Europameisterschaften auf dem Friedensplatz ausgerichtet. Danach waren die Schausteller in die Bresche gesprungen, aber nur bis 2016. Und das sei damals bei der Fußball-Europameisterschaft „schon wirtschaftlich an der Grenze“ gewesen, hatte Patrick Arens, Sprecher des Schaustellervereins Rote Erde, seinerzeit erklärt.
„Keiner wollte die Veranstaltung mit 250.000 erwarteten Fans planen“, verlautet es aus dem Arbeitskreis.
Geld war kein Thema
Von anderer Stelle heißt es, der BVB habe sich nicht an den Kosten beteiligen wollen. Dazu sagt BVB-Mediendirektor Sascha Fligge, eine finanzielle Beteiligung sei in den Gesprächen des Vereins mit der Stadt kein einziges Mal ein Thema gewesen.
Wie die Redaktion aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, beteiligt sich Borussia Dortmund mit 400.000 Euro brutto an den Kosten für den Meisterschaftskorso am Sonntag (28.5.), der natürlich nur dann stattfindet, wenn der BVB den Titel holt.
Die Beteiligten schieben sich offensichtlich auch gegenseitig den schwarzen Peter zu. So ist zu hören, dass das Tiefbauamt, die Bundespolizei und DSW21 als Bedenkenträger gebremst hätten.
Kein Public Viewing im Park
Unternehmens-Sprecher Frank Fligge bestätigt auf Anfrage, dass DSW21 Bedenken gegen ein Public Viewing nur für den Westfalenpark geäußert habe. Es sei problematisch, wenn neben den über 80.000 Stadionbesuchern nur einen Steinwurf entfernt noch mal 25.000 bis 30.000 Menschen mit derselben U-Bahn-Linie unterwegs seien.
DSW21 hätte offensiv darauf hinweisen müssen, dass man nicht über den Haupteingang in den Westfalenpark komme, sondern man auf andere Eingänge ausweichen müsse. Und wenn alle gleichzeitig aus dem Stadion und dem Park kämen, sei das verkehrlich nicht zu lösen, so Fligge: „Wir können unsere Fahrzeuge nicht verdrei- oder vervierfachen.“
Engpässe bei Abreise
Für die Bundespolizei erklärte Sprecherin Anne Rohde, man habe Bedenken geäußert, dass es bei der Abreise zu Engpässen kommen könne, vor allem dann, wenn der BVB möglicherweise den Meistertitel nicht hole und alle gleichzeitig enttäuscht zum Hauptbahnhof strömten. „Dann wollen alle ad hoc nach Hause, wenn das Spiel verloren geht.“
Auch Stadtsprecher Michael Meinders räumte ein, dass nicht allein das Veto von Sky zum Scheitern des Public Viewing geführt habe. Bei den Planungen im Vorfeld würden regelmäßig alle Varianten von Abläufen durchgespielt. „Auch die Variante eines Public Viewing (PV) in der Innenstadt wurde unter Sicherheitsaspekten durchgeprüft.“ Einen besonderen zusätzlichen Sicherheitsgewinn habe man dabei nicht ermittelt.
Stadt kein Veranstalter mehr
Soll wohl heißen, dass ein Public Viewing in der Innenstadt nicht sicherer wäre als anderswo im Stadtgebiet. Ein kleineres Public-Viewing-Angebot, das der großen Nachfrage nicht entsprechen würde, wurde „sogar als kontraproduktiv eingeschätzt“, führt Meinders an. „Eine weitere konkrete Planung wurde nicht verfolgt.“ Zumal ein Public Viewing für Sky keine Option gewesen sei.
Ohnehin sei die Stadt seit der EM 2008 nicht mehr Veranstalter von Public Viewings gewesen, betont Meinders, sondern die Schausteller - und das immer bei langfristig planbaren Finalteilnahmen des BVB wie Pokal- und Champions-League-Finales sowie bei Fußball-Welt- und Europameisterschaften.
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