In einer denkwürdigen Mitgliederversammlung hat Borussia Dortmund über den Werbe-Deal mit Rheinmetall diskutiert und abgestimmt. 65 Prozent der anwesenden BVB-Mitglieder votierten für den Antrag, den bis 2027 laufenden Vertrag so rasch wie möglich zu beenden und keinesfalls über die vereinbarte Laufzeit hinaus zu verlängern.
„Rheinmetall-Deal passt nicht zum BVB“
Diesen Antrag hatte BVB-Mitglied Dr. Wilfried Harthan eingebracht und auf dem Podium ausgeführt. „Der Werbedeal mit Rheinmetall passt nicht zum BVB. Er ist mit unserem Grundwertekodex nicht zu vereinbaren“, hatte Harthan seine Sicht dargelegt und gefordert: „Es ist an der Zeit, diesen Fehler zu erkennen und so rasch wie möglich zu korrigieren.“
Nach stundenlanger, überwiegend sachlicher Diskussion mit vielen Argumenten für und wider das Sponsoring des Rüstungskonzerns wurde das Ergebnis von den Kritikern mit lauten „Ja“-Rufen und Applaus quittiert. Wichtig: Das Votum der Vereinsmitglieder ist zwar rechtlich nicht bindend für die Geschäftsführung der KGaA um Hans-Joachim Watzke. Der Denkzettel der Versammlung wird von den Bossen aber kaum zu ignorieren sein. Weitere Ableitungen aus der Abstimmung wird die Geschäftsführung gemeinsam mit dem Vereinsgremien treffen müssen. Im kommenden Herbst soll eine Umfrage unter allen aktuell 218.000 BVB-Mitgliedern ein weiteres Stimmungsbild geben.
BVB-Boss Watzke verteidigt Rheinmetall-Deal
„Am Anfang des Prozesses hatte ich schon ein paar schlaflose Nächte“, sagte Watzke, der sich gegen den Vorwurf verwahrte, die Geschäftsführung habe es sich bei dem Eingehen der Partnerschaft mit Rheinmetall zu leicht gemacht. Es habe einen Abwägungsprozess zwischen ökonomischen Aspekten und einer gesellschaftlichen Verantwortung gegeben. In den Gremien sei die Entscheidung pro Rheinmetall „nicht ohne Bedenken, aber einstimmig“ ausgefallen. Die unterschiedlichen Ansichten „muss man nicht nur ertragen können, das ist bei der Größe des Vereins auch gar nicht möglich“.
Sein Co-Geschäftsführer Carsten Cramer warb intensiv für das Sponsoring, an dem er entscheidend beteiligt war. Er habe zwar einen „Zwiespalt“ gesehen, aber nach der positiv ausgefallenen internen Konformitätsprüfung keine Einwände gesehen. Die Fakten aus den Umfragen und Erhebungen hätten nicht ergeben, dass dem BVB ein nachhaltiges Imageproblem aus der Zusammenarbeit mit Rheinmetall erwachsen sei.
„Anträge sind ein Ausdruck der Angst“
Als Vertreter der Fan- und Förderabteilung gab Jakob Scholz in seiner Rede zu bedenken: „Dieses Sponsoring spaltet uns, es spaltet Borussinnen und Borussen im Stadion und darüber hinaus.“ Und weiter: „Die vielen Gespräche der letzten Monate und die Diskussion in unserer Mitgliedschaft zeigen mir: Die Anträge sind ein Ausdruck der Angst, dass die gemeinsam vereinbarten Leitlinien unseres Vereins nur eine begrenzte Wirksamkeit und Halbwertszeit haben.“
Ein weiterer Antrag des Mitglieds Frank Beyer erhielt nicht die erforderliche Mehrheit. Darin war gefordert worden, eine Kommission einzusetzen, die in Zukunft bei womöglich kontrovers zu diskutierenden Entscheidungen der Geschäftsführung eine Konformitätsprüfung vornimmt. Angenommen hingegen wurde der Antrag von Prof. Markus Schäfer, der vorsieht, ein Positionspapier zu erstellen, in dem Leitplanken und Ausschlusskriterien ergänzend zur Satzung und zum Grundwertekodex zu erstellen. Anvisiert wird ein Beschluss auf der Mitgliederversammlung 2025.