Im direkten Duell treffen sie am Freitagabend (20.30 Uhr, live auf DAZN) aufeinander: Borussia Dortmund und RB Leipzig. Es ist gleichzeitig das Duell zwischen BVB-Trainer Edin Terzic und seinem Vorgänger Marco Rose. Kurios: Die Schwarzgelben weisen in der Liga die identische Bilanz wie in der Vorsaison unter ihrem Ex-Coach auf. 46 Punkte, 15 Siege, ein Unentschieden, sechs Niederlagen. Und trotzdem ist vieles anders als noch vor einem Jahr. Und einiges besser.
Der BVB tanzt noch auf drei Hochzeiten
Zahl der Gegentore: Es ist der auffälligste Wert beim Blick auf die Statistik: Borussia Dortmund kassiert unter der Leitung von Edin Terzic signifikant weniger Gegentore als noch in der Vorsaison. Da waren es nach 22 Spieltagen 36 Gegentreffer, aktuell sind es „nur“ 27. Zusammen mit Roses Leipzigern und Union Berlin bildet der BVB nach dem FC Bayern (21 Gegentore) die beste Defensive der Liga.
Während Roses Pressing oftmals nicht griff, steht Borussia Dortmund in dieser Saison deutlich stabiler. Auch die Zahl der individuellen Böcke hat deutlich abgenommen. Zudem befindet sich Torhüter Gregor Kobel, den Roman Weidenfeller als den besten der Bundesliga bezeichnet, in überragender Form.
Pokalwettbewerbe: In der Champions League vorzeitig den Einzug in die K.o.-Runde eingetütet und nach dem 1:0-Hinspielerfolg gegen Chelsea auf Viertelfinal-Kurs, im DFB-Pokal die Achtelfinal-Hürde VfL Bochum souverän genommen: Der BVB ist in den Pokalwettbewerben absolut im Soll. Terzic fand taktische Lösungen (drei Sechser) gegen Großkaliber wie Manchester City und die „Blues“, hatte aber auch in direkten K.o.-Duellen gegen vermeintliche Underdogs (Hannover, Bochum) Antworten parat.

Das sah vergangene Saison noch ganz anders aus. Trotz lösbarer Aufgaben (Ajax Amsterdam, Besiktas Istanbul, Sporting Lissabon) musste die Rose-Elf bereits in der Gruppenphase der Champions League (drei Siege, drei Niederlagen) die Segel streichen, in der Europa League war nach zwei indiskutablen Leistungen gegen die Rangers schnell wieder Schluss – und im DFB-Pokal gab es im Achtelfinale die dicke Blamage beim FC St. Pauli, der Startschuss für die Diskussionen um Marco Rose.
Spielweise: Den Begriff Rose-Fußball mochte der heutige Leipzig-Trainer nie, eine gewisse Spielidee wollte er seiner Mannschaft dennoch vermitteln. „Wir möchten ein hohe Aktivitätslevel in unserem Spiel haben, gegen und mit dem Ball“, sagte er im Interview mit den Ruhr Nachrichten. Offensiv und mutig, den Gegner hoch anlaufend. „Wenn wir den Ball gewinnen, soll der erste Blick wieder Richtung Tor gehen.“ Doch recht zügig wurde deutlich: So richtig wollte der Rose-Fußball nicht zum BVB und dem vorhandenen Spielermaterial passen.
Terzic hingegen orientiert sich deutlich stärker an seinem (im Sommer deutlich angepassten und teils verbesserten) Kader, baut das System und die taktische Herangehensweise um die Fähigkeiten seiner Spieler herum. Er fordert Leidenschaft und Willen auf dem Platz. In Dortmund wird mittlerweile erst Fußball gearbeitet und dann zelebriert. Das war unter Rose oft anders.

Personelle Situation: Es hätte in der Hinsicht kaum schlechter laufen können für Marco Rose. Woche für Woche musste der 46-Jährige improvisieren, dem damaligen BVB-Trainer fehlten zwischenzeitlich gleichzeitig neun Spieler, viele davon langfristig. Darunter Leistungsträger wie Erling Haaland, Mahmoud Dahoud oder Mats Hummels. Das Schlimmste: Die Verletztensituation blieb über die gesamte Saison bescheiden.
Terzic ist dieses Problem bestens bekannt. Auch er hatte in der Hinserie mit einer teils längeren Verletztenliste zu kämpfen, doch seit Wiederbeginn der Bundesliga kann der BVB-Trainer mit Ausnahme von Youssoufa Moukoko (Anriss des Syndesmose) und Karim Adeyemi (Muskelfaserriss) sowie kurzfristigen Ausfällen aus dem Vollen schöpfen. Und wie man mittlerweile sieht: Der Konkurrenzkampf wirkt sich förderlich aus.
Konkurrenz: Die Konkurrenz spielt mit in dieser Saison. Nur aufgrund des (deutlich) besseren Torverhältnissen liegt der FC Bayern noch vor dem BVB, punktetechnisch haben die Dortmunder in den vergangenen Wochen neun Punkte auf den Rekordmeister gutgemacht. Interessant: Während die Terzic-Elf genauso viele Punkte wie im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt geholt hat, haben die Münchner sechs Zähler liegen lassen.
Ausblick: Noch einmal zurück zu Marco Rose. Ehe die Zusammenarbeit zwischen dem 46-Jährigen und Borussia Dortmund nach der Saison überraschend beendet wurde, fuhr der Ex-Trainer in den letzten 14 Pflichtspielen mit dem BVB sieben Siege, drei Unentschieden und vier Niederlagen (Glasgow, Leipzig, Bayern, Bochum) ein. Macht einen Saison-Punkteschnitt von 1,85. Edin Terzic liegt aktuell bei 2,09 – und würde ihn weiter nach oben korrigieren. Am besten mit einem Sieg am Freitag gegen Leipzig und seinen Vorgänger.
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