Wenn in Jörg Heinrich und Karl-Heinz Riedle zwei ehemalige BVB-Profis aus den ruhmreichen 1990er-Jahren bei einem BVB-Talk zu Gast sind, ist die Richtung klar: Es gibt jede Menge Dönekes zu hören. Und so kam die neue Ausgabe des „Brinkhoff’s Ballgeflüster“ im Borusseum als kurzweilige schwarzgelbe Stunde daher. Neben den beiden Altstars nahm auch der frisch gewählte Präsident Dr. Reinhold Lunow an der Talkrunde teil.
Applaus für BVB-Präsident Lunow
Während die Namen der Gäste bereits im Vorfeld bekannt waren, gab es bei der Besetzung der Moderation eine Überraschung: Josef Schneck führte durch den Abend. Durch alle 39 bisherigen Ausgaben hatte BVB-Stadionsprecher Norbert Dickel geführt, den aber ausgerechnet zur Jubiläumsausgabe ein Infekt erwischte. Doch Dickel-Ersatz Schneck führte – wie einst bei den Pressekonferenzen mit Jürgen Klopp – souverän durch den Abend: locker, sympathisch und mit einer westfälischen Grundruhe.
Zunächst stand die gerade beendete Asienreise der Schwarzgelben im Mittelpunkt – auch der frühere Linksverteidiger Heinrich und Torjäger Riedle reisen als BVB-Markenbotschafter um die Welt. Während Heinrich von einer „unfassbaren Herzlichkeit“ in Ghana schwärmte und Asien-Experte Riedle von „neuen Partnerschaften“ berichtete, hob Lunow den verbalen Zeigefinger: „Ich bin als Präsident dafür da, die Werte des BVB zu vertreten. Wir müssen eine rote Linie ziehen, wo es nur noch Vermarktung ist – da passt der Verein auf.“ Allerdings zeigte der 69-Jährige auch Verständnis: „Wenn die wirtschaftlichen Verhältnisse besser sind, sind die sportlichen Verhältnisse besser. Dann ist eine Markterweiterung vonnöten. Davon wird die gesamte BVB-Familie profitieren.“

BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer hatte zuletzt im Interview mit den Ruhr Nachrichten erklärt: „Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass diese Reise richtig war. Sie hilft uns, sie hilft unseren Partnern vor Ort und sie hilft der Bundesliga. Das Interesse am BVB ist groß in Südostasien bei den Fans, unseren Partnern, den lokalen und regionalen Medien“
BVB-Botschafter Riedle: „Da trete ich lieber selbst an“
Da mit Ausnahme von Jude Bellingham und Raphael Guerreiro bereits alle BVB-Spieler die Heimreise bei der viel diskutierten WM in Katar antreten mussten, blickte Schneck mit Riedle auf den Titelgewinn 1990 in Italien zurück. Im Halbfinale entschied sich das Duell gegen England im Elfmeterschießen. DFB-Trainer Franz Beckenbauer war auf der Suche nach Schützen, doch viele Köpfe gingen nach unten. Auch der von Riedle, der den Kaiser mit dem Argument überzeugte, er habe seinen letzten Strafstoß in der Jugend geschossen: „Doch dann ging Franz zum Jürgen Kohler. Da dachte ich mir: Bevor der ihn schießen lässt, trete ich lieber selbst an.“ Das Gelächter war groß.

Anschließend wurden erneut die guten alten Zeiten beschworen, als es noch keine „abkippende Sechser“ gab. Vereinstreue sei mittlerweile seltener, befand Lunow, doch Dortmunds Kapitän Marco Reus habe das Zeug zur Legende. Bei der Beurteilung der aktuellen sportlichen Situation herrschte große Einigkeit: Es gebe „etwas geradezurücken“, meinte nicht nur Jörg Heinrich.
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