BVB-Spieler Nnamdi Collins bejubelt seinen Treffer gegen Schalke.

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Verheißungsvolle BVB-Zukunft wartet auf Nnamdi Collins – unter einer Voraussetzung

rnBorussia Dortmund

Borussia Dortmund produziert Talente wie am Fließband. Der nächste Youngster seht schon bereit. Auf Nnamdi Collins wartet eine große Zukunft – unter einer Voraussetzung.

Dortmund

, 05.05.2022, 16:34 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wer mit 16 Jahren schon bei den BVB-Profis mittrainiert hat, als der nächste Überflieger gehypt und noch dazu vom großen FC Chelsea becirct wird, für den ist ein klarer Kopf von unschätzbarem Vorteil. Eine Selbstverständlichkeit ist er nicht. Sich nicht von all dem Lob die Sinne vernebeln zu lassen, sich nicht am eigenen Können zu berauschen und allen Avancen zu widerstehen – das fällt womöglich ungleich schwerer, als dem gegnerischen Stürmer den Ball abzujagen.

BVB-Talent Nnamdi Collins ist heiß auf die Duelle mit Schalke 04

Nnamdi Collins ist das bis jetzt gelungen. Die Versuchungen waren groß und zahlreich. Doch der 18-Jährige, der beim BVB bereits frühzeitig einen Profivertrag bis 2023 unterschrieben hat und in der U19 zu den absoluten Leistungsträgern zählt, ist bei sich geblieben. „Wenn man so jung ist wie Nnamdi und zugleich schon so sehr im Fokus steht, ist es nicht einfach. Aber er hat es geschafft, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren“, versichert U19-Trainer Mike Tullberg.

Vor dem Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft am Samstag (11 Uhr) gegen den FC Schalke 04 hat der Innenverteidiger der BVB-U19 nochmals die eigenen Sinne geschärft. Druck empfinde er vor den entscheidenden Wochen im Mai mit drei möglichen Finals binnen neun Tagen überhaupt nicht. „Ich finde, wir haben in dieser Saison schon so viel geleistet. Für mich sind die kommenden Spiele einfach nur Motivation, noch mehr Gas zu geben. Ich freue mich darauf, mit meiner Mannschaft die nächsten Erfolge einfahren zu können“, sagt Collins selbstbewusst im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Im Endspiel des NRW-Ligapokals (2:0) und in der Bundesliga (4:0) hat der BVB die Königsblauen bereits besiegt. „Jetzt haben wir sogar die Chance, die Schalker in dieser Saison fünfmal zu schlagen“, sagt Collins. Neben den beiden DM-Halbfinals trifft der BVB auch noch am 24. Mai im Finale des Westfalenpokals auf den königsblauen Rivalen.

BVB-Verteidiger Collins wandelt Nackenschläge in Motivation um

Die Siege in der Bundesliga, im DFB-Pokal und der Youth League haben ihm und seinen Teamkollegen eine breite Brust verliehen. „Wir haben einen tollen Teamgeist. Jeder ist bereit, das Maximum rauszuholen. Jeder Spieler ist individuell sehr, sehr stark. Deswegen sind wir bislang ungeschlagen durch die Saison gegangen“, sagt Collins. Moment, da war doch was? Ach ja, richtig – dieses bittere 0:1 im Viertelfinale der Youth League gegen Atletico Madrid. Collins hat es natürlich nicht vergessen. Im Gegenteil. „Das“, sagt der 1,91 Meter große Innenverteidiger, „war unsere erste bittere Niederlage in diesem Jahr, durch die wir rausgeflogen sind und nichts mehr rückgängig machen konnten“.

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Die Niedergeschlagenheit, die er direkt nach dem Abpfiff empfunden habe, führe nun aber zu einer noch größeren Motivation, die in Aussicht stehenden Titel zu holen. Einen Nackenschlag in Ehrgeiz zu verwandeln, das hat für Nnamdi Collins schon einmal geklappt – zu Saisonbeginn. Im Juli mischt der U18-Nationalspieler während der Vorbereitung bei den Profis mit, als er sich im Testspiel gegen den VfL Bochum an der Kniescheibe verletzt. Es folgt eine mehrwöchige Zwangspause. Die Saison beginnt ohne Collins.

BVB-U19-Trainer Tullberg lobt die Entwicklung auf und neben dem Platz

„Klar nimmt einen das ein Stück weit mit. Aber ich habe nicht gedacht: Oh mein Gott, die Welt geht unter. Ich habe es eher als Motivation genutzt, um noch stärker zurückzukommen“, erzählt Collins. In den zurückliegenden Monaten hat der gebürtige Düsseldorfer in mehrfacher Hinsicht einen Schritt nach vorne gemacht. „Nnamdi hat eine gute Entwicklung genommen – auf dem Platz und noch deutlicher sogar außerhalb des Platzes. Er ist reifer und eigenständiger geworden, man kann Fehler einfacher ansprechen und sie werden schneller korrigiert. Er ist deutlich fokussierter, hat sich auch fußballerisch verbessert, ist am Ball besser geworden“, lobt U19-Coach Mike Tullberg.

Roman Bürki und Nnamdi Collins auf dem Trainingsplatz im Zweikampf.

Unter den Augen von Co-Trainer Alexander Zickler (im Hintergrund) präsentierte sich Nnamdi Collins (rechts), hier im Duell mit Roman Bürki, im letzten Sommer im Training der BVB-Profis. © dpa

Collins selbst verweist auf verbesserte Kommunikation auf dem Rasen: „Ich bin vom Wesen her nicht der Lauteste auf dem Feld. Aber in dieser Hinsicht habe ich einen Schritt nach vorne gemacht.“ Collins paart Physis mit Tempo. Trotz seiner Robustheit ist er alles andere als behäbig. „Seine Waffe ist seine Schnelligkeit und Körperlichkeit. Er ist seinen Gegenspielern häufig physisch überlegen“, sagt Tullberg. Klar ist aber auch: Je älter Collins wird, desto weniger wird er diesen Vorteil für sich nutzen können, weil die Kräfteverhältnisse zusehends ausgeglichener werden.

BVB-Nachwuchschef Lars Ricken nennt Collins ein „herausragendes Talent“

Deshalb ist es für den BVB-Innenverteidiger umso wichtiger, weiter an den eigenen Defiziten zu arbeiten. „Er kann sich noch im Spielaufbau verbessern. Es geht für ihn darum, das Spiel zu verstehen, zu erkennen, woher der Druck des Gegners kommt und welche Räume wir bespielen“, nennt Mike Tullberg Entwicklungspotenzial. Gleichwohl ist der 18-Jährige in den Augen von NLZ-Direktor Lars Ricken schon jetzt „ein herausragendes Talent des deutschen Nachwuchsfußballs“. Sportdirektor Michael Zorc ergänzt: „Wir wollen Nnamdi Schritt für Schritt an den Profibereich heranführen und ihm Zeit geben, sich zu entwickeln.“

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Nach den Erfahrungen in der Sommer-Vorbereitung samt Training bei den Profis sei es für ihn „ein Ansporn, auch irgendwann wieder oben mit dabei zu sein“. Mike Tullberg traut ihm den Sprung zu: „Er muss Geduld haben und sich täglich verbessern, dann wird seine Zeit auch kommen – davon bin ich fest überzeugt.“ Starke Leistungen im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft gegen Schalke 04 wären sicherlich weitere wertvolle Empfehlungsschreiben.

Wie kurz von der Jugend zu den Profis sein und wie schnell es beim BVB gehen kann, haben jüngst dessen Teamkollegen Jamie Bynoe-Gittens, Tom Rothe und Lion Semic demonstriert. Auch Nnamdi Collins trauen sie in Dortmund eine verheißungsvolle Zukunft zu. Vorausgesetzt er bleibt weiter beharrlich bei sich.