Comeback nach 355 Tagen

Tuchel zaubert Nuri Sahin aus dem BVB-Hut

Um 18.02 Uhr sorgte Borussia Dortmund am Donnerstag für einen kollektiven Freuden-Seufzer der BVB-Fans: Via Twitter verkündete der Klub die Startaufstellung gegen den FC Porto - und völlig überraschend tauchte darin der Name von Nuri Sahin auf.

DORTMUND

, 18.02.2016 / Lesedauer: 3 min

Thomas Tuchel (r.) schmiss Nuri Sahin gegen Porto ins kalte Wasser.

Der 27-jährige Mittelfeldspieler hatte in dieser Saison bislang noch keine einzige Minute gespielt, weder in Tests noch in Pflichtspielen. Überhaupt war es für den Türken der erste Einsatz seit seiner starken Leistung beim 3:0-Sieg über den FC Schalke 04 vor sage und schreibe 355 Tagen.

Gänsehaut-Moment

Nicht einmal Sahin selbst hatte mit einem Einsatz gerechnet. Am Morgen war er zum Training gefahren, ohne auch nur zu ahnen, dass er Abend spielen würde. "Ich hatte gar keine Tasche gepackt", verriet er zu später Stunde, "aber meine Frau Tugba hatte eine Eingebung und mir meine Sachen in den Kofferraum gepackt."

Als Stadionsprecher Nobby Dickel am Abend Sahins Vornamen rief und die 65.000 BVB-Fans im Stadion lautstark mit seinem Nachnamen antworteten, musste man schon aus Eis sein, um keine Gänsehaut zu bekommen. Nach vier Minuten zog Sahin das erste Mal ab, nach sechs Minuten jubelte er erstmals wieder mit seinen Teamkollegen und gab beim Zurücklaufen so selbstverständlich Anweisungen, als sei er nie weg gewesen. Jeder konnte sehen: Sahin ist zurück.

"Es ist toll, dass er wieder spielt", hatte Tuchel vor der Partie erklärt. Auch Michael Zorc konnte seine Freude über Sahins Rückkehr nicht verhehlen. "Nuri hat zuletzt permanent trainiert und dabei einen hervorragenden Eindruck hinterlassen", sagte der BVB-Sportdirektor, "deshalb hat ihn Thomas direkt nominiert."

Sehnenansatzreizung im Adduktorenbereich

Der Mut des Trainers zahlte sich aus: Sahin forderte von der ersten Minute an den Ball und ließ sofort seine Qualitäten aufblitzen. Dortmunds neue 4-2-3-1-Formation kam ihm hierbei entgegen, er ließ sich häufig tief fallen und baute das Spiel in enger Absprache mit Mats Hummels von hinten auf. In der ersten Hälfte kamen 92 Prozent seiner Pässe an den Mann, auch die Zweikampf-Quote konnte sich sehen lassen: 75 Prozent seiner Duelle entschied Sahin für sich.

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— Ruhr Nachrichten BVB (@RNBVB)

Die Zuschauer spendeten Ovationen, als er nach 57 Minuten das Feld verließ. "Nuri", lobte Zorc, "war so dominant wie immer." Tuchel schwärmte: "Er brannte seit Wochen darauf, zu spielen. Ich bin glücklich, dass es geklappt hat. Er hat fantastisch gespielt. Das war eine große Leistung nach dieser Pause."

Wichtigen Schritt gemacht

Tuchel hatte in den vergangenen Monaten immer wieder seine Vorfreude auf die Zusammenarbeit mit Sahin kundgetan. Der ball- und passsichere Achter ist mit seinen Stärken prädestiniert für Tuchels auf Ballbesitz ausgerichtete Spielphilosophie. Und endlich kann er das auch in Pflichtspielen beweisen, nicht nur im Training.

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Tuchel mit seiner Vorahnung Recht hat. "Nuri", sagte der 42-Jährige jüngst, "wird noch herausragend wichtig werden." Einen ersten Schritt dorthin hat Sahin nun gemacht.