Trainer David Wagner über die Zukunft der U23
Das BVB-Interview
Das Saisonziel ist verpasst, der Abstieg schmerzt. Fußball-Drittligist Borussia Dortmund II trauert zwei fehlenden Punkten hinterher. Zwei Zähler, die zum Klassenerhalt fehlten. Nach einer Saison mit vielen Tiefschlägen, aber auch einigen Höhepunkten zieht Trainer David Wagner im Gespräch mit Redakteur Harald Gehring die Bilanz, blickt in die Zukunft und zeigt Perspektiven auf.

Mit frischer Zuversicht in die nächste Saison: BVB II-Trainer David Wagner.
In den zurückliegenden Jahren schaffte der BVB II jeweils im letzten Saisonspiel den Klassenerhalt. Diesmal hat es nicht gereicht. Fehlte dem Team der nötige Biss? Nein, ganz im Gegenteil. Der letzte Biss ist doch ein Markenzeichen dieser Mannschaft, die sich nie aufgegeben hat. Das hat man doch selbst im letzten Spiel bei unserem Auswärtserfolg in Münster gesehen. Fakt ist, wir sind enttäuscht, dass wir den Klassenerhalt nicht geschafft haben. Über die Art und Weise müssen wir diskutieren.
Es fehlten am Ende ganze zwei Punkte. Wie konnte das passieren? Das an einem einzelnen Augenblick festzumachen, ist nicht möglich. Vielleicht war es das Tor in Rostock, das wir in der Nachspielzeit kassiert haben. Wir haben jedenfalls alles herausgepresst, was an Leistungsreserven drin war.
Stellen Sie sich persönlich die Frage nach dem „Warum“? Ich stehe als Trainer dieser Mannschaft in der Verantwortung und reflektiere natürlich darüber. Vielleicht hätte ich nach unserem geplatzten Königstransfer mit Stürmer Carlos Strandberg, der damals aus sportmedizinischen Gründen nicht zusttande gekommen ist, mehr Druck machen müssen, um das zu kompensieren. Schließlich klappte ja auch die Verpflichtung von Nikolas Ioannidis nicht, der zunächst zu PEC Zwolle nach Holland wechselte.
Gerade in der Offensive gab es viele Sorgen. Das Toreschießen war immer ein Problem. Woran lag‘s? Nach den geplatzten Verpflichtungen von Strandberg und Ioannidis gelang unser nächster Königstransfer, als wir Joseph Gyau unter Vertrag genommen haben. Gyau hat alle Erwartungen erfüllt und zeigte Klasseleistungen. Er brachte es bis zur Nominierung für die amerikanische Nationalmannschaft.
Aber dann kamen Verletzungen … Ja, Gyau und auch Stürmer Julian Derstroff fielen für viele Monate aus. Gyau fehlt auch jetzt noch. Dadurch verlor unser Spiel Tempo und Torgefährlichkeit.
Wie geht es Gyau jetzt? Joseph leidet noch unter seinem Knorpelschaden im Knie. Es wird jetzt zu einer Knorpeltransplantation kommen. Für ihn bedeutet das ein Jahr Pause. Wir glauben aber, dass er das packt und haben seinen Vertrag um ein Jahr bis 2017 verlängert.
Einen Knorpelschaden hat sich auch Mohamed El-Bouazzati zugezogen. Wie verläuft beim ihm der Heilungsprozess? Mohamed ist auf einem guten Weg. Es besteht Hoffnung, dass er im Lauf der Vorbereitung im Training voll belastet werden kann.
Neben den Beiden waren auch die Defensivspieler Marian Sarr und Jeremy Dudziak lange Zeit außer Gefecht gesetzt. Wie sieht es da aus? Jeremy spielt schon wieder, Marian trainiert. Dass beide so lange ausgefallen sind, hat uns natürlich auch geschwächt, zumal Spieler wie Jordanov, Nyarko und Kefkir in ihrem zweiten BVB-Jahr nicht den erwarteten Leistungssprung geschafft haben. Insgesamt hatten wir personell wirklich große Probleme. Trotzdem haben wir zwischenzeitlich 33 Spieler an unser Bundesliga-Aufgebot abgetreten, das ja unter den gleichen Sorgen litt. In den Jahren zuvor waren es 17 und 18.
Das hört sich nach größeren personellen Veränderungen an. Wer verlässt den BVB? Hornschuh, Amini, Nyarko, Özbek, Kefkir, Vincent Stenzel, Derstroff, Jordanov und Weber wechseln den Klub. Der Vertrag von Mitsuru Maruoka läuft aus. Über eine Verlängerung wurde noch nicht entschieden.
Und wer kommt? Michael Eberwein wechselt vom FC Bayern München zu uns. Er ist ein 19-jähriger Mittelstürmer. Dazu kommt der 18-jährige Mittelfeldspieler Atakan Karazor vom VfL Bochum. Aus unserer Jugend stoßen Burak Camoglu, Pascal Stenzel und Domagoj Drozdek zm Kader.
Was passiert mit Tim Väyrynen, der nach Köln zur Viktoria ausgeliehen wurde? Sein Vertrag dort wird offensichtlich nicht verlängert. Er kommt also zunächst zu uns zurück und wird wahrscheinlich die Saisonvorbereitung mit uns absolvieren. Wie es dann weitergeht, muss sich zeigen. Sein Vertrag beim BVB läuft noch ein Jahr.
Mit den bisherigen Verpflichtungen können die Personalplanungen noch nicht abgeschlossen sein. Angesichts der drohenden Lizenzverweigerung für den VfR Aalen stellt sich die Frage, planen Sie für die Regional- oder doch für die 3. Liga? Natürlich schaut man in Richtung Aalen. Die Probleme dort sind allgemein bekannt. Aber was da passieren könnte, das wünscht man keinem Verein. Wir planen deshalb für die Regionalliga.
Verlaufen die Spieler-Gespräche nach dem Abstieg schwieriger als zuvor in Drittliga-Zeiten? Spannende und talentierte Spieler für die Regionalliga zu gewinnen, ist schon schwieriger. Auch unser Cheftrainer Jürgen Klopp fehlt uns nach seinem Abgang als Zugpferd. Aber es gibt nach wie vor gute Argumente für den BVB II. Aus unserer Mannschaft haben viele Spieler den Sprung in den Profibereich geschafft.
Stichwort Jürgen Klopp. Haben Sie eigentlich schon mit dem neuen Chefcoach Thomas Tuchel gesprochen? Nein, noch nicht. Ich habe generell noch keinen Kontakt zu Thomas Tuchel gehabt.
Wo liegt denn der Schwerpunkt in Ihren Planspielen? Diesmal in der Offensive. Wir haben in Tammo Harder, der sich erstklassig entwickelt und unser erfolgreichster Torschütze ist, und Nikolaos Ioannidis, der sich mit Sicherheit in die gleiche Richtung entwickeln wird, schon zwei starke Offensive. Eberwein kommt jetzt noch dazu. Aber wir brauchen auch neue Spieler für unsere Dreierkette im offensiven Mittelfeld.
Wann geht‘s los mit dem Aufgalopp ins Vorbereitungsprogramm? Wir starten schon am 25. Juni. Ein Trainingslager in Kirchberg ist auch wieder geplant. Am 30. Juli wird‘s dann ernst mit dem ersten Spieltag in der Regionalliga West.