Tempo und Intensität: So spielt der "neue" BVB
Die Taktikanalyse
Mit Peter Bosz ist das 4-3-3-System nach Dortmund gekommen. Der niederländische Trainer setzt auf klare Prinzipien und eine hohe Intensität. Am stärksten verändert haben sich im Vergleich zu Thomas Tuchel die Rollen der Außenspieler. Wir analysieren den "neuen" BVB.

BVB-Trainer Peter Bosz setzt in seinem System auf klare Prinzipien und eine hohe Intensität.
1.) Das Positionsspiel im 4-3-3-System:
Die Basis des Bosz-Fußballs ist die klare Struktur bei eigenem Ballbesitz. Im 4-3-3 bestehen zwischen allen Positionen gleichmäßige Rauten, etwa zwischen einem Innenverteidiger, einem Außenverteidiger, dem Sechser und dem Achter. Diese Positionsstruktur wird zunächst gehalten, um permanent Passmöglichkeiten zu öffnen. Einer der Mitspieler ist immer anspielbar. Das Feld wird gleichmäßig abgedeckt.
Die Ballzirkulation in dieser Struktur funktioniert bereits sehr gut und unterscheidet sich konzeptionell nicht stark von der Spielweise unter Thomas Tuchel. Geändert haben sich die Rollen der Außenverteidiger. Sie bleiben zunächst weiter hinten und werden im Aufbauspiel häufiger einbezogen. Dafür streben die Achter weiter nach vorne. Mario Götze und Gonzalo Castro spielten bei Ballbesitz zuletzt beinahe wie Zehner. Auch der Sechser steht relativ hoch.
2.) Diagonale Kombinationen vom Flügel:
Auch die Rolle der Flügelstürmer hat sich etwas geändert. Da die Außenverteidiger defensiver spielen, müssen sie mehr Breite geben: Sie bewegen sich meist erst im späteren Angriffsverlauf in Richtung Tor oder in die Räume zwischen den gegnerischen Linien. Dadurch wird das Spiel oft über außen nach vorne getragen. Dort werden aber meist keine klassischen Flügelangriffe gefahren, sondern eher flache Kombinationen zum Strafraum.
Hier schalten sich die Achter immer wieder ein, kombinieren und kreuzen mit dem jeweiligen Flügelstürmer. Neuzugang Andrey Yarmolenko ist passenderweise ein Spieler, der immer wieder solche diagonalen Kombinationen sucht.
3.) Das Gegenpressing als wichtigste Konstante:
Die größte Weiterentwicklung zur vergangenen Saison ist das Umschalten nach Ballverlust. Die Borussen zeigen sich in diesen Momenten wieder aggressiver. Das Gegenpressing erinnert an Klopp-Zeiten.
"Intelligente Spieler antizipieren"
Besonders stark zeigt sich, wie frühzeitig die Spieler die Gegenpressing-Momente erkennen und in Ballnähe schieben. Bei Ballverlusten am Flügel sind die drei Zentrumsspieler oft schon nach wenigen Sekunden in Ballnähe. Bosz sagt: „Intelligente Spieler reagieren nicht, sie antizipieren.“
Die Gegner bekommen weder Zeit noch Raum, um Konter zu starten. Das Spiel gegen Hertha BSC war ein Musterbeispiel für die Bedeutung des Gegenpressings: Die Abwehr der Berliner wurde zwar nicht oft auseinandergespielt, aber Hertha kam nie in Kontersituationen. So holt sich der BVB seine Stabilität.
4.) Hohes Zustellen im Dreiersturm:
Auch das Pressing bei gegnerischem Spielaufbau ist aggressiver geworden. Während Tuchel und Klopp meist auf hohes Mittelfeldpressing setzten, lässt Bosz sofort mit den drei Angreifern zustellen. Der Gegner soll gar nicht erst über die Innenverteidiger eröffnen. Sehr oft muss der gegnerische Torwart zum langen Ball greifen.
Mehr Fouls
Der Nachteil dieser Strategie ist die Raumkontrolle in der Defensive. Hinter der hochstehenden Angriffslinie müssen die verbleibenden sieben Spieler sehr viel Raum abdecken. Gerade die Räume links und rechts vom Sechser sind offen. Das erschwert den Kampf um zweite Bälle.
Die ersten Fotos und Autogramme von #BVB-Neuzugang Andrey #Yarmolenko. (Video: @RN_Florian) pic.twitter.com/sxkfaH5Wi2
— Ruhr Nachrichten BVB (@RNBVB)
Bosz lässt deshalb in diesen Zonen häufig mannorientiert verteidigen. Wenn Gegenspieler zwischen den Linien den Ball bekommt, rückt einer der Verteidiger aggressiv aus der Abwehr heraus, um ihn schon bei der Ballannahme zu attackieren. Das führt auch dazu, dass die Dortmunder deutlich mehr Fouls verursachen als in den vergangenen Spielzeiten.
Höheres Spieltempo
Unter dem Strich ist die Dortmunder Struktur bisher weniger ausgereift und weniger auf die Einzelspieler abgestimmt als unter Tuchel. Dafür ist das Spieltempo höher. Besonders die Intensität im Umschalten auf Gegenpressing machen bisher den Unterschied.
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