Borussia Dortmund
Stadionverbote laufen aus: Gefürchtete Dortmunder Hooligantruppe könnte sich neu formieren
Die Hooligantruppe „Riot0231“ war lange Zeit von der Bildfläche verschwunden. Nun laufen einige Stadionverbote in Dortmund aus, die Gruppe formiert sich neu. BVB und Behörden sind alarmiert.
Am 11. Februar 2017 stoppt die Polizei in der Nähe von Gießen einen Fan-Bus auf dem Weg nach Darmstadt. Die Insassen: in der Szene bekannte Dortmunder Hooligans auf dem Weg zum Bundesliga-Auswärtsspiel in Hessen. Zu ihnen zählten auch Mitglieder der 2015 gegründeten Gruppierung „Riot0231“. Die Beamten stellen große Mengen an Pyrotechnik, Kampfmontur und Drogen sicher. Da den Personen nicht individuell Straftaten zugeordnet werden können, sind dem DFB weitgehend die Hände gebunden. Der Verband spricht nur ein halbjähriges bundesweites Stadionverbot für die Beteiligten aus.
Im Sommer 2017 verlängert der BVB diese Sperre um fünf weitere Jahre für alle Heim- und Auswärtspartien von Borussia Dortmund. In diesem Sommer, Mitte Juli, läuft das Stadionverbot also aus für die 88 Insassen des Busses, ein Großteil von ihnen „Riots“. Das Zugangsverbot erneut zu verlängern, ist aus diversen juristischen Gründen nicht so einfach möglich. Das könnte gravierende Folgen nach sich ziehen.
Dortmunder Hooligantruppe „Riot 0231“ formiert sich neu
Nach Informationen der Ruhr Nachrichten formieren sich ehemalige „Riots“ erneut. Unter dem Deckmantel des Kampfsports scharen führende Köpfe der einst circa 50 Mann starken Truppe wieder Nachwuchs um sich. Eine Gemeinsamkeit bringen alle mit: eine extrem hohe Gewaltaffinität.
Erstmals für öffentliches Aufsehen sorgte „Riot0231“ im Jahr 2016, als ihre Mitglieder im Sonderzug zum DFB-Pokalfinale in Berlin antisemitische Lieder skandierten. Die Gruppe galt als offen rechtsextrem. Es folgten Drohungen gegen den heutigen Chef der BVB-Abteilung Unternehmensverantwortung, Daniel Lörcher, der damals noch als Fanbeauftragter fungierte. Die „Welt“ berichtete zudem von einem Graffiti, das eine Morddrohung gegen Hans-Joachim Watzke transportierte. Auch dieses war den „Riots“ zuzuordnen. Die Polizei schaltete sich ein, auch das Innenministerium nahm die Vereinigung und die einzelnen Mitglieder ins Visier. Einem Verbot durch die Behörden kam die Hooligan-Truppe zuvor.
Die Beamten stellten im Februar 2017 große Mengen an Pyrotechnik, Kampfmontur und Drogen sicher. © Polizei Hessen
Am 9. Mai 2017 hatte die Polizei die Wohnungen von Mitgliedern der „Riots“ durchsucht und Datenträger sowie Sturmhauben und Waffen sichergestellt. Der ehemalige NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) kündigte daraufhin an, ein Verbot der Gruppierung prüfen zu wollen. „Für Gewaltjunkies, die andere einschüchtern, bedrohen und schlagen, ist in unserer Gesellschaft kein Platz. Der Staat zieht alle Register, damit der Fußball nicht von Schlägern tyrannisiert wird“, sagte Jäger. „Riot0231“ reagierte und schickte im Juli desselben Jahres ein Schreiben mit folgendem Inhalt an diverse Protagonisten der Fanszene sowie die Polizei: „Wir erklären mit sofortiger Wirkung die Auflösung unserer Gruppe, die in der Öffentlichkeit vor allem unter dem Namen RIOT0231 bekannt ist.“
Mitglieder der ehemaligen Dortmunder Hooligantruppe „Riot0231“ tauchten ab
Ein drohendes Vereinsverbot umging die Gruppierung damit. Die Mitglieder tauchten in den Untergrund ab. Nach Informationen der Ruhr Nachrichten hielten sie Kontakte in die Rockerszene sowie ins Drogenmilieu aufrecht. Auch bei Spielen von Rot-Weiss Essen oder dem 1. FC Köln tauchten sie wiederholt auf. Nun drängen einige von ihnen zurück in die Öffentlichkeit und wollen wieder verstärkt in der Hooliganszene mitmischen.
Ob und wie stark – und unter welchem Namen – die sich neu formierende Gruppe dann auch wieder auf die Südtribüne zurückkehrt, bleibt abzuwarten. Auch die Hafenstraße oder das Müngersdorfer Stadion sind als „Tatorte“ denkbar. Unklar ist ebenfalls, ob sich die neue Gruppierung erneut offen rechtsextrem darstellen oder eher nach außen vorgeben wird, unpolitisch zu agieren. Aus gut informierten Kreisen ist zu hören, dass diesmal Gewalt mehr im Vordergrund steht als Politik. In der rechtsextremen Szene in Dortmund hat es in den vergangenen Jahren viele Veränderungen gegeben. Die aktive Fanszene der Borussia sieht sich dem Vernehmen nach gewappnet, um einem Belastungstest von Rechtsaußen oder Hooligans standzuhalten.
Nach Informationen der Ruhr Nachrichten sind Verein, Fanszene, Polizei und auch das Innenministerium aufgrund der sich abzeichnenden Neuformierung einiger früherer „Riots“ alarmiert. Sie beobachten die Entwicklung mit Sorge und stehen in Habachtstellung. Ein Nährboden für Gewalt und Schauplatz für Schlägertrupps, ob nun politisch motiviert oder nicht, solle der Signal Iduna Park schließlich nie wieder sein.
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