Ihre Freunde waren schuld. Sie überredeten Ulrike Thurau, doch einmal mit ins Stadion zu kommen, wenn der BVB spielt. Sie tat es – und fortan war ihre Liebe für die Borussia entfacht. 28 Jahre ist das jetzt her. Und ein Leben ohne Borussia Dortmund ist für Ulrike Thurau gar nicht mehr vorstellbar. „Die Atmosphäre im Stadion, diese Emotionen von zehntausenden Fans, das hat mich einfach gefangen“, gesteht sie. Den ersten 90 Minuten auf der Tribüne folgten schnell die erste Dauerkarte und Auswärtsfahrten. Und als der BVB in der Finanzkrise 2004 in eine existenzbedrohende Schieflage geriet, da mochte Ulrike Thurau nicht einfach nur bangen und beten. Sie wollte anpacken, mithelfen, den Karren aus dem Dreck zu schieben.
Gründung der BVB-Fan- und Förderabteilung
Bei der Gründung der Fan- und Förderabteilung brachte sie sich ein. Bei der „Aktion 30.000“ wirkte sie mit. „Es klang damals irgendwie utopisch, dass wir es schaffen würden, 30.000 Mitglieder für den BVB zu gewinnen, wir waren ja gerade mal 14.000 zu dem Zeitpunkt“, erinnert sie sich. Doch gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen trieb sie das Projekt vorwärts. Heute hat die Borussia 168.000 Mitglieder, aus dem zarten Pflänzchen ist also längst ein massiver Baum gewachsen.
Der BVB und Ulrike Thurau, das gehört auch heute fest zusammen. „Uns verbindet Borussia – und vieles mehr“ – in dieser AG bringt sich die 75-jährige Dortmunderin noch immer tatkräftig ein. Sozialer Einsatz im Namen des Klubs, wie jüngst bei der großen Wunschbaum-Aktion. „Allein wenn ich die Geschenke für die Bedürftigen entgegennehme und sehe, wie sich auch die Spender freuen, das bringt mir so ein gutes Gefühl“, beschreibt sie, „anderen Freude zu bringen, das gibt einem selbst so unheimlich viel“. Sie verstehe gar nicht, dass womöglich viele Menschen einfach gelangweilt zu Hause bleiben könnten. „Bei uns kann jeder sehr gerne ehrenamtlich mithelfen, wir können noch mehr fleißige Hände gebrauchen, die sich im Namen des BVB caritativ betätigen wollen“, erklärt Ulrike Thurau.

Ob im Gasthaus für Obdachlose bei der Essensausgabe, am Glühweinstand der Mitternachtsmission, beim Putzen der Stolpersteine in Dortmund, am Fan-Infostand zu Heimspielen am Stadion oder in der Arbeit mit älteren oder behinderten Menschen, überall habe sie positive Erfahrungen gemacht. „Manchmal sagen die Leute, wenn wir kommen: Ach, der BVB ist wieder da“, sagt sie und lacht. Der BVB sei soviel mehr als nur Fußball.
Helfer durch Corona verloren
In der Corona-Phase haben die ehrenamtlichen Teams der BVB-Fans einige Helfer verloren, manche seien noch immer vorsichtig aus Sorge, sich bei größeren Aktionen zu infizieren. Nicht so die frühere Sparkassen-Angestellte Ulrike Thurau. „So lange ich fit bin, mache ich auch weiter, betont sie. Außerdem habe sie ja ihren Mann an ihrer Seite. „Der freut sich mit, dass mir das so viel Spaß macht, von ihm gibt es null Genörgel.“
Nörgeln möchte Ulrike Thurau im besten Falle auch sportlich künftig nicht mehr rund um den BVB. Aber: „Eine bessere Defensive wäre gut. Und noch mehr Spieler, die sich mit dem Verein und der Region identifizieren und bereit sind, alles zu geben“, sagt sie. Menschen, wie Edin Terzic. Borussias Cheftrainer komme sehr gut bei den Fans an, „er stammt von hier, ist einer von uns“. Vielleicht erlebe sie mit den anderen Fans und Helfern ja gemeinsam irgendwann wieder eine solch erfolgreiche Zeit wie einst unter Trainer Jürgen Klopp. Wenn sie da in Fankluft unterwegs gewesen seien, sei ihnen schon mal der Spruch „spielt ihr noch oder habt ihr schon gewonnen“ entgegen geflogen. Sollte eine solche Ära einmal wiederkommen und die große Fan-Party anstehen, dann liegt ihr altes Trikot von Stefan Reuter im Schrank bereit. „Mein Lieblingsspieler“, gesteht Ulrike Thurau. Auch daran sind ihre Freunde schuld.
Wer Ulrike Thurau und die vielen anderen ehrenamtlichen Helfer des BVB unterstützen möchte, der meldet sich bei der Fanabteilung unter dieser Mailadresse der AG „Uns verbindet Borussia – und vieles mehr“: flagge-zeigen@bvb-fanabteilung.de
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