Schwierige Karriere-Phase für BVB-Profi Niklas Süle „Manchmal muss man den Mund halten“

Schwierige Karriere-Phase für BVB-Profi Niklas Süle: „Manchmal muss man den Mund halten“
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Spätestens nach der Pressekonferenz am Freitagmittag in Dortmund hatte es sich schon angedeutet. BVB-Trainer Niko Kovac versuchte zwar galant, sich vor dem Bayern-Spiel nicht zu sehr in die Karten schauen zu lassen – bei der Personalie Niklas Süle ließ er aber durchblicken: Der Innenverteidiger wird erstmals nach fast zwei Monaten (beim 0:2 in Bochum) wieder in der Startelf stehen.

Niklas Süle gibt BVB-Comeback

Und so kam es dann auch. Der 29-Jährige übernahm in der Allianz Arena den rechten Part der Dreierkette, Waldemar Anton rückte nach links, im Zentrum verteidigte Emre Can. Süle also zurück – und das an dem Ort, wo er Titel um Titel gewann, zu einem der besten deutschen Innenverteidiger reifte und im Preissegment von 60 Millionen Euro (2019) gehandelt wurde. Sechs Jahr später sieht die Welt ganz anders aus. Süle steht am Scheideweg seiner Karriere. In Dortmund ist er seit seinem Wechsel im Sommer 2022 nie richtig angekommen, Verletzungen und der ewige Kampf mit Fitness- und Gewichtsproblemen prägen trotz einiger guter Phasen seine bisherige BVB-Zeit. Und auch sein Marktwert ist massiv abgeschmiert. Seit der letzten Anpassung des Portals „transfermarkt.de“ liegt dieser nur noch bei erschreckenden acht Millionen Euro.

Die Hoffnung in und um Dortmund war groß, dass sein ehemaliger Förderer Kovac ihn wieder in die Spur bringen könnte. Gleich bei seiner ersten Pressekonferenz hielt der BVB-Trainer ein Loblied auf seinen Schützling und machte ihn sogar zu einem potenziellen DFB-Kandidaten für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr. Umso erstaunlicher, dass Süle auch unter dem neuen Coach kaum zum Einsatz kommt. „Er hatte zwei Verletzungen hintereinander und viel aufzuholen“, sagte Kovac nach dem 2:2 am Samstagabend. „Die Jungs, die gespielt haben, haben es richtig klasse gemacht. Deswegen war es für mich auch schwierig, dort zu wechseln.“

BVB-Profi Süle durchlebt „schwierige Zeit“

Über Süle wurde in den vergangenen Wochen daher viel gesprochen und geschrieben. Er selbst hingegen hat geschwiegen. Bis Samstagabend. „Es war keine einfache Zeit für mich“, sagte er bei BVB-TV. „Manchmal muss man als Profi den Mund halten und dranbleiben. Ich bin kein Mensch, der den Kopf in den Sand steckt. Es geht immer weiter.“

In München war der fehlende Rhythmus allerdings deutlich erkennbar, es brauchte einige Zeit, bis sich Süle im neuen BVB-System zurechtfand. Geschmälert wurde der insgesamt positive Eindruck durch das viel zu zaghafte Eingreifen beim Gnabry-Solo vor dem 2:1 für den Rekordmeister. Das ging viel zu einfach. Zu dem Zeitpunkt pumpte Süle schon ordentlich. „Man sieht natürlich noch, dass die Kraft fehlt für volle 90 Minuten“, bilanzierte Kovac. „Aber er ist ein klasse Fußballer und wird uns in den nächsten Woche sicherlich helfen können.“

Hat Süle eine BVB-Zukunft?

Und was passiert danach? Der gebürtige Frankfurter, dessen Arbeitspapier noch bis zum Sommer 2026 gültig ist, gilt allein schon aufgrund seines üppigen Gehalts von rund zwölf Millionen Euro zu den Verkaufskandidaten. Die bisher insgesamt unbefriedigende Situation verstärkt bei Geschäftsführer Lars Ricken und Sportdirektor Sebastian Kehl den Gedanken, dass sich die Wege im Sommer trennen. Das dürfte aufgrund der finanziellen Rahmenbedingungen allerdings ein schwieriges Unterfangen werden. Die Interessenten werden sicherlich nicht Schlange stehen oder nur einen Bruchteil zahlen wollen. Und warum sollte Süle dann wechseln wollen?

Ganz aufgegeben haben sie den Spieler in Dortmund aber nicht. Sein starkes Fitness-Comeback im vergangenen Sommer hat viele im Verein beeindruckt, von seinen grundsätzlichen Qualitäten sind ohnehin alle überzeugt. Es folgen entscheidende Wochen für Niklas Süle und seine Karriere.