Mit Marwin Hitz verpflichtete der BVB eine neue Nummer zwei hinter Platzhirsch Roman Bürki. Wie gut ist Dortmund auf der Torhüterposition aufgestellt? Die Keeper in der Kaderanalyse.
Alle nachvollziehbaren Überlegungen an einen echten Konkurrenzkampf im Tor wischte Marwin Hitz (30) beiseite wie einen unplatzierten Distanzschuss. Keine Kampfansage vom neuen Torhüter der Borussia, nachdem der frühere Augsburger am 10. Juli soeben sein Debüt für Borussia Dortmund gefeiert hatte. Sein Kollege im Kasten, Roman Bürki, weilte da nach der WM noch im Urlaub - und ist jetzt trotzdem die Nummer eins beim BVB. Der Blick zurück auf die Vorbereitung - und voraus auf die Saison. Teil 1: die Torhüter.
Roman Bürki: Am Ehrgeiz des Keepers gibt es keine Zweifel, er arbeitet mit höchstem Eifer an seiner Performance im Tor. Mit der abgelaufenen Spielrunde konnte und wollte auch Bürki nicht zufrieden sein, immer mal wieder hatten sich Fehler eingeschlichen in sein Spiel. Abgehakt. „Für mich ist es auch eine neue Saison, ich freue mich drauf“, sagt der Goalie nun, und in seinem eigenen Aufgabenzettelchen steht dick vermerkt, was er sich vorgenommen hat als Fazit aus den Hochs und Tiefs, die er durchlebte. „Mein Ziel ist es, konstant zu spielen, der Mannschaft zu helfen, auch mit meiner Ruhe“, sagt Bürki.

Roman Bürki geht als Torhüter Nummer eins in die BVB-Saison. Seine Stärken im Aufbau spielen in den Planungen von Trainer Lucien Favre eine große Rolle. © Guido Kirchner
Ein starker Torhüter bildet die Basis, im Fußball von Neu-Trainer Lucien Favre noch mehr als andernorts. Bürki ist der erste Aufbauspieler. „Ich versuche, wie es der Trainer sehen möchte, den Ball flach zu halten und in die Füße zu spielen“, sagt der 27-Jährige. Somit liegt auch ein hohes Maß an Verantwortung auf seinen Schultern. Nach den Eindrücken der Vorbereitung wirkt Bürki routinierter, konzentrierter, zugleich gelassener. An seinem Status als Nummer eins gibt es aktuell nichts zu rütteln.
Das Verhältnis zu Marwin Hitz, seinem Schweizer Landsmann, ist trotz der Konkurrenzsituation freundschaftlich. „Wir sind gute Kumpel“, sagt Bürki, der sich von der Hitz-Verpflichtung einen positiven Einfluss auf sein Spiel verspricht: „Ich denke, dass wir uns gegenseitig pushen werden.“
Marwin Hitz: Der Schweizer hatte gute Jahre in Augsburg, seine Sicherheit und Souveränität im Tor trug wesentlich dazu bei, den einst unterschätzten Aufsteiger felsenfest in der Bundesliga zu verankern. Dann traf Hitz einen Entschluss: Er wählte den Wechsel zum BVB, auf die Gefahr hin, dort eher Banker als Keeper zu sein. „Ich will nochmal was anderes machen, Ziele erreichen, mich durchsetzen, zeigen und weiterentwickeln“, erklärte er.

Marwin Hitz geht als Ersatzmann von Roman Bürki in die Saison. Hitz akzeptiert seine Rolle und verzichtet auf Kampfansagen. © Guido Kirchner
Mit 1,93 Metern verfügt Hitz über Gardemaß für einen Tormann und obendrein gute Reflexe, er ist ein starker Ballfänger und beherrscht den Strafraum auch in der Luft. Mit der Kugel am Fuß, das weiß er selber, sind andere stärker. Noch. „Ich muss mich darauf einstellen. Klar gibt es da auch für mich noch einiges zu verbessern.“
Hitz wird auf seine Chance beim BVB warten müssen. Bürki ist aktuell im Vorteil - und doch hätte niemand bei Borussia Dortmund ein mulmiges Gefühl, wenn die neue Nummer zwei plötzlich gefordert wäre.
Eric Oelschlägel: Der Neuzugang von Werder Bremen II ist die klare Nummer drei im BVB-Tor. Bei der zweiten Mannschaft spielen, bei der ersten trainieren: Das Job-Profil des 22-Jährigen ist eindeutig definiert. Aktuell hindert ihn eine Sehnenverletzung im Finger an der Ausübung seiner Arbeit.

Eric Oelschlägel (r.) muss sich in Dortmunds Torwart-Hierachie hinten anstellen. Spielpraxis soll sich der 22-Jährige über die BVB-Reserve holen. © Thomas Bielefeld
Was die wenigsten über den Mann aus Hoyerswerda wissen: Oelschlägel ist olympischer Silbermedaillen-Gewinner. 2016 gehörte er zur deutschen Olympia-Auswahl in Rio de Janeiro, die erst im Finale gegen Brasilien im Elfmeterschießen Gold verpasste. Oelschlägel spielte in Brasilien zwar keine Minute, zählte im Finale aber zum DFB-Kader.
Tobias Jöhren, Jahrgang 1986, hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln studiert. Seit 2013 ist er Mitglied der Sportredaktion von Lensing Media – und findet trotz seines Berufes, dass Fußball nur die schönste Nebensache der Welt ist.
