Er hat ihn noch, den Torriecher. Diesen Instinkt eines Torjägers, der weiß, wie er den Ball ohne Umschweife ins Ziel manövriert. Nicht, dass es daran ernsthafte Zweifel gegeben hätte. Aber diese Form der Selbstvergewisserung hat Julian Rijkhoff nach wochenlangem Reservistendasein als Bankdrücker in der BVB-U23 spürbar gut getan.
Rijkhoff schießt BVB-U19 zum Sieg
Seit rund drei Wochen ist der Angreifer zurück bei der U19 von Borussia Dortmund. Und nach leichten Anlaufschwierigkeiten kommt der 18-Jährige nun mehr und mehr in Schwung. Schon beim 1:0-Sieg in der Youth League bei Paris Saint-Germain war es der Niederländer, der nach einem Diagonalball von Samuel Bamba und einer Direktablage von Cole Campbell die Kugel ansatzlos aus 20 Metern unhaltbar ins linke Eck jagte. Und auch beim jüngsten 2:0-Erfolg gegen den 1. FC Köln war Rijkhoff bereits nach zwei Minuten zur Stelle, als er ein feines Zuspiel von Danylo Krevsun nach einem Vorstoß in die Tiefe eiskalt vollstreckte.
„Ich bin glücklich, dass ich wieder auf dem Platz stehen und Tore schießen kann“, bekannte Rijkhoff im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Die letzten Monate waren die wohl härtesten in seiner bisherigen Karriere. Seit Februar mit einem Profivertrag beim BVB ausgestattet, hoffte er auf den baldigen Durchbruch und eine Beförderung zu den Profis im Sommer. Doch Rijkhoff gehörte nur zu Beginn der Saison-Vorbereitung zum Kader von Edin Terzic. Für die USA-Reise wurde er nicht nominiert. Stattdessen ging es zurück in die U23 – mit wenig sportlicher Perspektive. In den ersten fünf Saisonspielen blieb er ohne Einsatz, saß viermal auf der Bank.
Schwierige Wochen für BVB-Stürmer Rijkhoff
„Ich wurde hin- und hergeschickt. Es war schwierig für mich“, sagte Rijkhoff. Die Situation war festgefahren. Der junge Stürmer und sein Berater Dick van Burik präferierten einen Wechsel ins Ausland. Doch es fand sich kein Klub, der Rijkhoff eine entsprechende Perspektive aufzeigen und dem BVB gleichzeitig ein ernstzunehmendes Angebot unterbreiten konnte. Daher folgte Mitte September die Rückkehr in die U19, für die der 18-Jährige noch immer spielberechtigt ist.

„Ich hätte mich mehr gefreut, wenn Julian in der 3. Liga gespielt hätte. Jetzt ist er bei uns, er haut sich voll rein. In Julian haben wir vorne noch mal einen ganz anderen Spielertyp, was von Vorteil ist“, sagt U19-Coach Mike Tullberg. Nach Wochen bei der U23 fehlte es Rijkhoff zunächst noch erkennbar an Bindung und Rhythmus.
BVB-Stürmer spürt Vertrauen von Tullberg
„Ich schätze es wirklich sehr, dass Mike Tullberg mir das Vertrauen schenkt. Das ist einfach toll. Ich bin froh, dass ich wieder spielen kann. Ich brauche das. Man merkt, wenn man lange Zeit nicht gespielt hat. Und wenn man nur trainiert, ist das etwas anderes, als wenn man auch noch Spielpraxis hat“, berichtet Rijkhoff. In der Vorwoche, beim 3:0 gegen Mönchengladbach, agiert der Niederländer als hängende Spitze hinter Paris Brunner. Beim 2:0 gegen Köln dagegen stand er selbst als Mittelstürmer an vorderster Front, während Brunner als Linksaußen fungierte.

„Es hängt immer von unserer Spielweise ab, für mich sind beide Positionen okay“, sagt Rijkhoff. Sturmkollege Brunner freut sich über die schlagkräftige Unterstützung in der Offensive: „Julian ist ein Topspieler. Dass er jetzt wieder bei uns ist, wird uns nur verbessern.“ Dass Rijkhoff anders als geplant mit Einsätzen in der U19 statt in der U23 oder bei den Profis vorliebnehmen muss, war für ihn persönlich ein herber Dämpfer. Er hat dem 18-Jährigen seinen Stellenwert vor Augen geführt.
Rijkhoff-Gespräch über BVB-Zukunft
Nach Informationen der Ruhr Nachrichten sind Rijkhoff und sein Berater Dick van Burik daher vor rund zwei Wochen auf der Geschäftsstelle Sport in Brackel vorstellig geworden, um die gegenwärtige Lage und die nahe Zukunft mit den Verantwortlichen zu besprechen. Gut möglich, dass sich die Wege trotz des noch bis 2025 gültigen Vertrags bereits im Winter trennen.

Zumindest öffentlich lässt Rijkhoff aber keine Unzufriedenheit über seine eigene Situation durchblicken. Er gibt sich betont positiv und reflektiert: „Es gibt für mich immer noch viel zu verbessern. Am Ball muss ich noch ruhiger bleiben, wenn ich ihn bekomme. Und meinen Körper kann ich auch noch besser einsetzen. Diese Dinge möchte ich weiterentwickeln.“ Er wird das bei der U19 des BVB tun (müssen) – seine Tore für den schwarzgelben Nachwuchs sind dabei mehr als ein willkommener Nebeneffekt.
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