Ricken entsetzt: Moukokos BVB-Show mit unschönen Begleitumständen

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Ricken entsetzt: Moukokos BVB-Show mit unschönen Begleitumständen

rnBorussia Dortmund

Youssoufa Moukoko schießt die BVB-U19 im Alleingang zum Sieg im Revierderby. Beleidigungen weit unterhalb der Gürtellinie sorgen für unschöne Begleitumstände. Lars Ricken ist entsetzt.

Dortmund

, 18.10.2020, 16:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der 15-Jährige hatte gerade seinen dritten Treffer in dieser umkämpften Partie erzielt und ließ sich an der Torauslinie neben dem Schalker Kasten von seinen Mitspielern feiern, als sich von der Tribüne eine wahre Flut an Beschimpfungen über ihn ergoss. Teilweise mit rassistischem Inhalt, auf jeden Fall aber deutlich unterhalb des Sagbaren auch in einem intensiven Fußballspiel mit aufgeheizter Stimmung.

Auch BVB-Jugendkoordinator Lars Ricken zeigte sich nach der Partie auf Anfrage der Ruhr Nachrichten entsetzt. „So etwas hat in einem Bundesliga-Spiel nichts zu suchen, und schon gar nicht in einem Spiel der U19. Das ist sehr traurig, und ich bin froh, dass wir eine sportliche Antwort auf dem Platz gegeben haben.“ Trotz aller Rivalität, so Ricken, würden sich die Spieler beider Mannschaften nämlich mit großer gegenseitiger Wertschätzung begegnen. „Die kennen sich seit Jahren aus den verschiedensten Auswahlen und den direkten Duellen gegeneinander. Auch diesmal war es trotz aller Intensität eigentlich die ganze Zeit über eine faire Partie.“

Ricken entsetzt: Moukokos BVB-Show mit unschönen Begleitumständen

© Twitter / Instagram

Ob sich der DFB mit den auch über den Livestream deutlich zu hörenden Beleidigungen beschäftigt, blieb am Sonntag offen. Der FC Schalke 04 entschuldigte via Twitter: „Wir können uns bei Youssoufa Moukoko für die Aussagen einiger Fans nur entschuldigen. Bei allen Emotionen im Derby - solche Beleidigungen verurteilen wir aufs Schärfste und lehnen sie ausdrücklich ab.“ Sportvorstand Jochen Schneider erklärte bei „Sky“: „Das ist aufs Schärfste zu verurteilen, was da passiert ist. Ganz ehrlich: Es ist in der heutigen Zeit langsam auch nicht mehr in Worte zu fassen, was sich manche Menschen in unserer Gesellschaft erlauben.

Moukoko schrieb bei Instagram: „Ich bin stolz, mit dieser Hautfarbe geboren zu sein und werde immer stolz sein.“ Sein Teamkollege Lloyd-Addo Kuffour positionierte sich deutlich: „Schade, dass einige Fans es immer noch nicht verstanden haben, dass wir im Jahr 2020 sind. Im Fußball haben wir keinen Platz für Rassismus. Und trotzdem bin ich sehr stolz auf die Jungs, dass wir auf dem Platz die richtige Antwort gegeben haben.“

Youssoufa Moukoko erzielt sechs der acht BVB-Saisontore

Tullbergs blutjunge U19 wurde sportlich erstmals in der noch jungen Saison so richtig gefordert. Nachdem die Schalker das Dortmunder 3:1 prompt mit ihrem zweiten Treffer kontern konnten, hätten sich die letzten 25 Minuten zu einer regelrechten Abwehrschlacht entwickelt. „Da haben wir mit allem dagegengehalten, was wir hatten“, meinte Tullberg, den es besonders stolz machte, „dass wir mit vier Spielern aus dem 2004er Jahrgang diese Prüfung bestanden haben.“ Den Sieg nur auf den dreifachen Torschützen zu reduzieren, würde der guten Gesamtleistung aller daher nicht gerecht. Aber natürlich konnte auch Tullberg nicht umhin, den herausragenden Spieler in seinen Reihen überschwänglich zu loben.

Sechs der acht erzielten Saisontore der BVB-U19 gehen nun schon wieder auf das Konto des noch 15-jährigen Ausnahmetalents. In Münster erzielte er beim 5:0 drei Treffer, am Sonntag im umgebauten Schalker Parkstadion folgten die Treffer vier, fünf und sechs. Dazu kommen drei Tore beim 3:0 im Pokal beim SV Wehen-Wiesbaden. Moukoko, der ab dem 20. November für die Dortmunder Bundesliga-Mannschaft spielberechtigt sein wird, nutzt die Einsätze in der U19 eindrucksvoll, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. In den vergangenen Tagen nutzte er die Länderspiel-Phase der Profimannschaft, um eine komplette Trainingswoche mit der U19 zu verbringen. „Yousouffa brennt“, sagt Tullberg, „bei jedem Training, bei jedem Spiel. Er ist heiß auf Fußball, er ist in jeder Situation ein echtes Vorbild für alle.“

Lob von BVB-Trainer Tullberg: „Das sieht man auch nicht allzu oft“

Dass Moukoko auf dem Weg zu einem kompletten Torjäger mit vielfältigen Qualitäten ist, war auf Schalke bei allen drei Treffern zu sehen. Beim 1:0 erahnte er den Rückpass eines Schalker Abwehrspielers, erlief den Ball, umkurvte den Torhüter und schob ein. Beim 2:1, dem schönsten Dortmunder Angriff dieses Spiels, wies er nach, dass ihm fünf Meter vor dem Tor auch ein minimaler Freiraum reicht. Ballannahme und trockener Abschluss waren eine fließende Bewegung. Und beim 3:1 traf er aus 20 Metern perfekt ins Eck. Ein Schuss wie ein Strich. So ein Tor, meinte sein Trainer, sähe man in dieser Altersklasse „auch nicht allzu oft.“

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Für den noch verlustpunktfreien Tabellenführer der Bundesliga ist der 15-Jährige momentan die Lebensversicherung. Doch Tullberg bereitet sich auf die Zeit vor, wenn ihm Yousouffa Moukoko nicht mehr, oder nur noch unregelmäßig zur Verfügung stehen wird. „Das kennen wir, das ist ja auch unser Ausbildungsauftrag. Wenn es aus unseren Reihen ein Spieler nach oben schafft, ist das für uns alle eine super Sache.“

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