Ein Tor, zwei Vorlagen

Pulisic drückt BVB-Spiel seinen Stempel auf

Gerade mit Blick auf die Mehrfach-Belastung in den Englischen Wochen hat der BVB im Sommer eine lupenreine Qualitätsoffensive durchgezogen. Im Spiel gegen Darmstadt durfte die vermeintliche zweite Reihe zeigen, was sie kann. Wenn dieser Versuch mit einem 6:0 endet, zeugt das von Premium-Personal bis in die Tiefe des Kaders hinein. Wie bei Christian Pulisic. Der ist zwar nicht neu wie andere Toptalente, durfte aber auch nicht weg - weil er gebraucht wird.

DORTMUND

, 18.09.2016 / Lesedauer: 3 min

Christian Pulisic bejubelt seinen Treffer zum 3:0 gegen Darmstadt.

Schöner hätte der Vorabend seines 18. Geburtstags nicht ausfallen können, das konnte jeder der 81.360 Zuschauer in der Dortmunder Festspielarena auch ohne Fernglas erkennen. Ein Tor erzielte er selbst, als ihm der Ball im Strafraum vor die Füße gespitzelt wurde (54.) und er gleich durchstarten konnte zum Jubellauf, der für ihn, der in den vergangenen Wochen weniger zum Zug gekommen war, auch die Atemwege endgültig freiräumte.

"Das liegt in ihrem Naturell"

Derart beflügelt, legte Pulisic noch zwei Torvorlagen nach (78., 88.) und bestätigte seinem Trainer wie seinen vielen Fans, dass es nicht zwingend eines Millionen-Einkaufs bedarf, um mit schnellem und kreativem Offensivspiel auf den Flügeln für Torgefahr zu sorgen. Der Jungstar war an neun Torschüssen beteiligt.

Trainer Thomas Tuchel antwortete nur allgemein, als er auf den bärenstarken zweiten Anzug angesprochen wurde. Schließlich reüssierten neben Pulisic auch noch der zwar fehlerbehaftete, aber nicht minder hochbegabte Ousmane Dembele, da erzielte auch der ungeduldige Emre Mor sein Premieren-Tor für die Schwarzgelben (88.). "Auf ihren Positionen sind Mut, Geschwindigkeit und Dribbelstärke ein entscheidendes Kriterium, und das liegt in ihrem Naturell", erklärte der Coach.

Wie ein alter Hase

Einen Vertrauenvorschuss genießen die Küken auf den Flügeln bei ihm zwar, besondere Behutsamkeit oder extra Nachsicht sind aber nicht zu erwarten. "Die Jungs sind vollwertige Kadermitglieder. Wir erwarten von ihnen die Anzahl an Sprints, an läuferischem Aufwand und auch an Defensivarbeit. Sie müssen das auch zurückzahlen", sagte Tuchel. Talent verpflichtet also. Mit 24,1 Jahren war die BVB-Startelf so jung wie seit April 2013 nicht mehr.

"Für die jungen Spieler ist es wichtig zu treffen, deswegen freue ich mich umso mehr für Christian Pulisic und Emre Mor", sagte - Julian Weigl, der mit 20 Jahren nicht nur so spielt wie ein alter Hase, sondern auch eine wichtige Rolle in der Mannschaft einnimmt.

Top-Grundlage

Weigl ist einer der Spieler, die Tuchel meint, wenn er darauf hinweist, dass "die anderen Spieler den Jungs auf den Flügeln eine Top-Grundlage bereiten". Das gelang in Durchgang eins zu Beginn prächtig, dann verlor der BVB im Angriffsspiel jedoch an Tempo, er fand die richtigen Räume nicht mehr so gut, klopfte aber auch nur mit dem kleinen Hämmerchen gegen den Darmstädter Beton. "In der zweiten Hälfte haben wir dann so gespielt, dass Spieler wie Christian viele Tempoläufe hatten, da hat er die Gegenspieler alt aussehen lassen", sagte Weigl.

Auch Pulisic konnte und wollte nicht verneinen, dass er einen überragenden Tag erwischt hatte. "Die zweite Hälfte war richtig stark", meinte er. Ein Tor, zwei Vorlagen, "dafür sind Stürmer halt da".

Vertrag bis 2019

Pulisic hat seit 2015 das Fußballspielen verfeinert in Dortmund, er nimmt mit seinem Können den Sprung in den Profibereich mit einer gewissen Leichtigkeit, mit dem ihm eigenen Mut und der Frische und Frechheit, die dafür benötigt werden. Sein Vertrag bei Borussia Dortmund läuft aktuell bis 2019, es gibt wenig Zweifel daran, dass dieser Junge seinen Weg machen wird und dass der Klub ihn in Bälde kontaktieren wird mit dem Bestreben, die gemeinsame Arbeitszeit auszuweiten.

Der US-Amerikaner selber will davon noch nichts gehört haben, er hatte an seinem Geburtstag auch einen ganz anderen Wunsch, und der hatte nichts mit Fußball zu tun. Mit Familie und Freunden wolle er zum Konzert von Sänger Justin Bieber in Köln reisen, "das wird ein großer Spaß", hofft er.