Borussia Dortmund
Proteste in der Bundesliga: BVB-Sportdirektor Zorc zeigt klare Kante
Droht Jadon Sancho, Achraf Hakimi und Co. eine Strafe wegen ihrer Jubel-Proteste? BVB-Sportdirektor Michael Zorc wählt klare Worte.
BVB-Sportdirektor Michael Zorc appeliert an „Herz und Verstand“. © dpa
Jadon Sancho nahm die Gelbe Karte gerne in Kauf. Nach seinem ersten von drei Treffern zum 2:0 für Borussia Dortmund beim 6:1-Sieg des BVB gegen den SC Paderborn drehte der 20-Jährige jubelnd ab und zog sein Trikot aus. Sancho hatte etwas mitzuteilen. „Justice for George Floyd“ - Gerechtigkeit für George Floyd, so stand es auf dem Shirt, das Sancho unter seinem Trikot trug. Auch Achraf Hakimi trug diese Botschaft über die TV-Kameras in die Welt hinaus.
Sancho und Hakimi waren beileibe keine Einzelfälle an diesem Bundesliga-Wochenende. Das traurige Schicksal von George Floyd hat längst die komplette Bundesliga erreicht. Weston McKennie von Schalke 04 zeigte Empörung und Anteilnahme auf einer Armbinde, Mönchengladbachs Marcus Thuram ging bei seinem Torjubel symbolisch in die Knie. Die Wut über die erschreckenden Bilder aus den USA und den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners ist über Pfingsten auch bis nach Deutschland geschwappt.
DFB-Kontrollausschuss beschäftigt sich mit den Protesten
Mit ihren Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA brachten die Spieler zugleich den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) in ein Dilemma. Den Statuten zufolge sind solche Aktionen untersagt. Der DFB kündigte an, dass sich der Kontrollausschuss damit befassen werde. Doch eine Bestrafung der Profis würde alle Anti-Rassismus-Aktionen des Verbandes und der Liga ad absurdum führen – und wohl auch alle Bemühungen, den Profifußball zu verändern und gesellschaftlich wieder relevanter zu machen.
Michael Zorc vertrat im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten am Sonntag einen klaren Standpunkt. Natürlich wisse er, dass politische Äußerungen laut Regelwerk nicht erlaubt seien, aber jeder kenne schließlich dieses schreckliche Video aus den USA, sagte der BVB-Sportdirektor. „Ich glaube, dass die Botschaft der Spieler für jeden, der Herz und Verstand hat, in diesem Fall das alles Entscheidende ist. Deswegen würde ich mir wünschen, dass man in diesem Fall alle Fünfe gerade sein lässt.“
BVB-Sportdirektor Zorc nicht alleine mit seiner Meinung
Zorc steht mit seiner Meinung nicht alleine da. Oliver Kahn beispielsweise, Bayern Münchens Sportvorstand, äußerte sich bei Sky ähnlich. „Natürlich ist das eine Situation, die nicht erlaubt ist. Trotzdem denke ich, die Spieler sollten ruhig mündig sein. Und sollten immer wieder ihre Meinungen auch zu unterschiedlichen, auch gesellschaftlichen Themen, kundtun.“ Marco Rose, der Gladbacher Trainer, sagte: „Wenn man sich öffentlich gegen Rassismus stellt, dann ist das schon sehr in Ordnung.“
Generell ist es nicht neu, dass sich Sportler gesellschaftspolitisch äußern. Für Deutschland ist es aber noch immer eher ungewohnt, vor allem im Profifußball. Sancho positionierte sich nicht nur auf dem Rasen klar, sondern legte am späten Sonntagabend auf Twitter nach: „Mein erster Dreierpack. Ein bittersüßer Moment für mich persönlich, denn es gibt wichtigere Dinge in der Welt, die wir ansprechen und verändern müssen. Wir müssen zusammenkommen und gemeinsam für Gerechtigkeit kämpfen. Zusammen sind wir stärker. Gerechtigkeit für George Floyd.“
Der Grund für die Proteste ist ein brutaler Polizeieinsatz
Der 46-jährige Floyd war am Montag voriger Woche nach einem brutalen Polizeieinsatz gestorben. Acht Minuten und 46 Sekunden lang drückte ein weißer Polizist sein Knie auf Floyds Nacken. Floyds flehentliche Worte - „Ich kann nicht atmen“ („I can’t breathe“) - sind zum Kampfruf der Demonstranten geworden. Der Mann, der Floyd zu Boden drückte, wurde inzwischen verhaftet und wegen Mordes angeklagt. Die Proteste aber gehen weiter. Mittlerweile auch in der Bundesliga, die ihren Umgang damit scheinbar erst noch finden muss.