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Pikante Konstellation! Der BVB hat seine gute Ausgangslage verspielt
Meinung
Borussia Dortmund wähnte sich nach den beiden Auftaktsiegen schon fast im Achtelfinale. Doch nun ist das Überwintern in der Champions League gefährdet. Der BVB muss erneut Charakterstärke beweisen.
Gegen eine Endspiel-Teilnahme hat Borussia Dortmund grundsätzlich nichts einzuwenden. Allerdings kommt dieses Endspiel nun schon Mitte November und nicht etwa wie erhofft im Mai. Es geht weder um das DFB-Pokal-Finale in Berlin noch um das Finale der Königsklasse in Sankt Petersburg. Am 24. November heißt der mutmaßliche Endspielort Lissabon. Dann geht es für den BVB ums Überwintern in der Champions League.
BVB hat seine gute Ausgangslage in der Champions League verspielt
Borussia Dortmund hat die anfänglich gute Ausgangslage verspielt. Die zwei Siege in Istanbul und gegen Lissabon sind durch die zwei klaren Niederlagen gegen Ajax Amsterdam relativiert. Gegen den portugiesischen Klub sollte der BVB mindestens unentschieden spielen, sonst ist das Weiterkommen arg gefährdet. Denn garantiert ist ein abschließender Sieg in der Vorrunde daheim gegen Istanbul keineswegs.
Der BVB befindet sich damit in einer pikanten Konstellation. Dass die Schwarzgelben nach dem (fragwürdigen) Platzverweis gegen Mats Hummels in Lissabon auch noch ohne ihren Abwehrchef auskommen müssen, macht die Aufgabe nur noch kniffliger.
Die personelle BVB-Situation nimmt dramatische Züge an
Borussia Dortmund hat im bisherigen Saisonverlauf bereits erstaunlich oft die Fähigkeit bewiesen, auf Rückschläge angemessen reagieren zu können. Genau das ist nun mehr denn je gefragt. Denn der verletzungsbedingte Ausfall von Marius Wolf verschärft die personellen Probleme nochmals deutlich. Wolf, der von Marco Rose als vielseitiger Rollenspieler ein wichtiger Faktor war, um Lücken (fast) überall dort zu stopfen, wo sie auftraten, wird vorerst ausfallen.
Dass Felix Passlack nach Wochen ohne Spielpraxis und ohne Selbstvertrauen als Linksverteidiger in seiner gegenwärtigen Verfassung nicht den Ansprüchen des BVB genügt, hat sein Auftritt gegen Amsterdam gezeigt. Alle Gegentore fielen über seine Seite. Dennoch wird ihm nach dem Ausfall von Marius Wolf nun womöglich eine wichtige Rolle zukommen. Wie schon bei Nico Schulz und nicht zuletzt auch Marius Wolf ist Marco Rose gefragt, ihm den Rücken zu stärken und zu einem zumindest soliden Abwehrspieler zu ertüchtigen.
BVB-Trainer Marco Rose bleibt seiner Devise treu
Marco Rose erträgt bis dato mit unfassbarer Gelassenheit und einer Portion Pragmatismus die personellen Nackenschläge, die ihn praktisch seit seinem Amtsantritt als lästige Begleiter die Arbeit erschweren. Im Vorfeld der Partie gegen Ajax hatte sich der Trainer eine „unter den gegebenen Umständen anständige Leistung“ gewünscht. Die hat die Mannschaft trotz ihrer defensiven Aussetzer über weite Strecken geliefert.
Mehr war nach dem unglücklichen Platzverweis gegen Hummels und gegen diesen starken Gegner schlichtweg nicht möglich. Am Samstag in Leipzig ist der BVB schon wieder gefordert, trotz der personellen Mangelverwaltung eine achtbare Leistung und am besten auch ein anständiges Resultat zu liefern. Bis zum Showdown in der Königsklasse in Lissabon gilt es, die Pflichtaufgaben in der Bundesliga in Leipzig und gegen Stuttgart zu erfüllen, um auf Kurs zu bleiben und die Gemüter im Umfeld ruhig zu halten. Ein Endspiel im November reicht bei Borussia Dortmund schließlich allen Beteiligten. Weitere Aufregung benötigt niemand.
Cedric Gebhardt, Jahrgang 1985, hat Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Lebt aber lieber nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“ Interessiert sich für Sport – und insbesondere die Menschen, die ihn betreiben. Liebt Wortspiele über alles und kann mit Worten definitiv besser jonglieren als mit dem Ball. Schickt deshalb gerne humorige Steilpässe in die Spitze.
