Wirkt extrem erholt und top motiviert: BVB-Trainer Marco Rose. © BVB / Alexandre Simoes
Borussia Dortmund
Ohne Jadon Sancho: Wie der BVB-Neustart unter Marco Rose gelingen soll
Der BVB sucht den Neustart mit Marco Rose. Attraktiver Fußball soll in Dortmund wieder zum Standard werden. Jadon Sancho wird zwar fehlen - doch der neue Cheftrainer macht ein Versprechen.
Kurz bevor Borussia Dortmund seinen neuen Cheftrainer Marco Rose offiziell vorstellt, beseitigt die Ad-hoc-Mitteilung mit der Bestätigung der Einigung mit Manchester United über den Wechsel von Jadon Sancho letzte Zweifel an dem vielleicht spektakulärsten Bundesliga-Transfer dieses Sommers. „Fixe“ 85 Millionen Euro fließen über den Kanal nach Dortmund, „über das Geld“, sagt BVB-Boss Hans-Joachim Watzke später, „freuen wir uns nicht. Wir hätten Jadon gerne behalten.“ Es sei der „absolute Wunsch“ des Engländers gewesen, in diesem Sommer zu wechseln. Watzke lobt Sancho ausdrücklich dafür, dass er sich „fantastisch verhalten“ habe, nachdem der Transfer in der vergangenen Saison gescheitert war.
BVB-Trainer Marco Rose hätte Jadon Sancho gerne behalten
In die Planungen mit Sancho war Marco Rose seit den ersten Gesprächen mit dem BVB im Winter eingeweiht. „Einen wie ihn“, sagt er, „hätte jeder Trainer gern in seinem Kader.“ Wehmut klingt dennoch nicht durch, eher die Zuversicht, aus dieser Konstellation sogar Nutzen ziehen zu können. „Wir werden keinen neuen Sancho bekommen, aber wir werden Lösungen finden. Es ist vielleicht die Chance, auch auf anderen Positionen etwas zu verändern.“
Der Mann hat etwas vor bei Borussia Dortmund. Dieser Eindruck entsteht jedenfalls, wenn man Marco Rose in dieser ersten Pressekonferenz zuhört. Attraktiv will er spielen lassen, schnell nach vorn, unnachgiebig im Gegenpressing, mehrere Systeme soll die Mannschaft beherrschen, Stichwort Flexibilität. Und sie soll natürlich defensiv stabiler stehen als in der vergangenen Saison, als der BVB 46 Gegentore kassierte, was in einer entsprechenden Tabelle nicht für die Champions League gereicht hätte.
BVB-Trainer Marco Rose wohnt schon in Dortmund
Das alles will Rose dem Kader einimpfen, innerhalb von knapp sechs Wochen Vorbereitung und trotz des Handicaps, dass ihm ein Großteil der Stammspieler erst einmal gar nicht zur Verfügung steht. Und am ersten Tag am neuen Arbeitsplatz hat er zwischen Büroterminen, Pressekonferenz und ersten Gesprächen mit den Spielern auch noch seinen Umzug organisiert.
Ein Tausendsassa also. Rose sprüht vor Tatendrang, entsprechend erscheint er überpünktlich zu seinem ersten öffentlichen Termin, in einem BVB-Shirt über der Hose und mit einem leichten Lächeln um die Mundwinkel. So etwas wie Anspannung ist ihm nicht anzumerken.
BVB-Boss Watzke erinnert sich an Rose und das „schmähliche Aus in Salzburg“
Geschäftsführer Watzke hat das erste Wort, er spricht nur sehr kurz und erinnert an das „schmähliche Aus in Salzburg“ mit dem damaligen RB-Trainer Marco Rose. In diesen beiden Partien in der Europa League vor gut drei Jahren ist der heute 44-Jährige dem BVB erstmals aufgefallen. Sportdirektor Michael Zorc gerät regelrecht ins Schwärmen, als er die Vorzüge des neuen Trainers beschreibt: „Er steht für einen modernen, attackierenden, offensiven Fußball, der sehr gut zu Borussia Dortmund passt“, sagt Zorc. „Mir gefällt, dass seine Mannschaften mit der nötigen Balance aus dem Spiel gegen den Ball und den kreativen und guten Lösungen im Ballbesitz agieren.“ Ganz wichtig ist Zorc auch hervorzuheben, dass Rose „menschlich und charakterlich zu uns passt. Er ist ein absoluter Teamplayer.“
Schnell wird klar: In Rose glaubt Borussia Dortmund nicht nur einen absoluten Fußball-Fachmann gefunden zu haben. Wichtig bei der Verpflichtung war auch, dass der neue Mann nach zweieinhalb mitunter anstrengenden Jahren mit dem verschlossenen Lucien Favre den Weg fortführt, den Edin Terzic in seinen sechs Monaten als Chef eingeschlagen hat. Mehr Transparenz und Offenheit gegenüber der Vereinsführung, klare Ansprachen an die Spieler, ein vertrauensvolles Miteinander in der täglichen Arbeit, auch dafür soll Marco Rose stehen.
Marco Rose will Rat bei Ex-BVB-Coach Edin Terzic suchen
Rose weiß um die großen Fußstapfen, die sein Vorgänger hinterlassen hat. Und es ist clever von ihm, Terzic gleich mit ins Boot zu nehmen. Dass der 38-Jährige nicht sein Co-Trainer werden würde, sei „sehr schade“, sagt Rose. Terzics detailliertes Wissen, wie die Spieler ticken, wie die Strömungen im Kader sind, will er sich aber sehr wohl zunutze machen. „Ich werde ihn regelmäßig anzapfen. Was tut der Mannschaft gut, wie fühlt sie sich am wohlsten, was können wir aus der Rückrunde mitnehmen.“ Rose setzt auch auf den Input des neuen Technischen Direktors.
Ab Sonntag geht es auf den Platz und an die Arbeit. „Sehr viel mit dem Ball“ will der neue Coach machen, Fitness ist der eine wichtige Baustein der Vorbereitung, aber die Mannschaft soll vor allem einen schnellen Eindruck davon bekommen, was Rose von ihr auf dem Rasen erwartet. „Defensive Stabilität“ ist die zweite Säule. Dass ein Großteil der EM-Spieler ihm erst in drei Wochen zur Verfügung steht, nimmt der gebürtige Leipziger gelassen hin. „Damit werden wir umgehen, es ist wichtig, dass die Spieler ausreichend Urlaub bekommen und sich nach der anstrengenden letzten Saison und EM mental und körperlich erholen.“
Marco Rose hat beim BVB keine Zeit zu verlieren
Der Trainer wirkt extrem erholt und top motiviert. Er bevorzuge „Arbeiterfußball“, sagt Rose, „das passt doch gut nach Dortmund.“ Watzke will den „Menschen Freude machen mit der Art, wie wir Fußball spielen.“ Klingt deckungsgleich und ist es auch. Viel Arbeit wartet auch auf den neuen Coach. Er hat keine Zeit zu verlieren.
Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.
Jetzt kostenfrei registrieren
Einfach Zugang freischalten und weiterlesen
Werden auch Sie RN+ Mitglied!
Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.
Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung
Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.
Einfach Zugang freischalten und weiterlesen
Werden auch Sie RN+ Mitglied!
Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.