Die vergangenen Monate waren durchaus aufreibend für Ingo Preuß. Da war zum einen die vertrackte sportliche Lage der BVB-U23 in der 3. Liga. Gleichzeitig aber musste und muss der Sportliche Leiter die Kaderplanung für die neue Saison vorantreiben. Der 1:2-Niederlage beim SC Verl zum Trotz – der Kurs stimmt. Der Klassenerhalt nimmt allmählich Konturen an. Die über Monate ungewisse Zukunft der Mannschaft erforderte zusätzliche Überzeugungsarbeit im Werben um potenzielle Neuzugänge.
Knifflige BVB-Kaderplanung für Ingo Preuß
Preuß war und ist demnach doppelt gefordert – in der täglichen Arbeit mit Fokus auf den Verbleib in Liga drei und in der Zusammenstellung des künftigen Aufgebots. Was den Kader der neuen Saison angeht, müssen gleich mehrere Parameter berücksichtigt werden. Welche Vorstellungen haben Preuß und Trainer Zimmermann bei der Auswahl von Neuzugängen? Welche Spielertypen genießen Priorität? Aber auch: Mit welchen Spielern, deren Vertrag im Juni ausläuft, will der BVB verlängern? Von wem wird er sich trennen? Wer sind die Wackelkandidaten? Über all dem schwebt die Frage, wie viele Spieler über 23 Jahren das Aufgebot verträgt. Bis zu drei Spieler, die am 1. Juli das 23. Lebensjahr vollendet haben, darf die BVB-U23 in einem Spiel gleichzeitig einsetzen.
Im aktuellen Kader stehen gleich acht Spieler (Dams, Pfanne, Eberwein, Papadopoulos, Suver, Özkan, Akono, Lübcke), die schon jetzt 23 Jahre oder älter sind. Fünf gelten intern als Maximum, vier als bevorzugte Zahl. Darüber hinaus laufen die Verträge von neun Spielern aus. Daher wird Borussia Dortmund einige knifflige Entscheidungen treffen müssen. Gehen oder bleiben – wir verraten die Tendenz und geben einen Überblick:
Luca Unbehaun: Im Februar 2022 hat der Torhüter seinen Kontrakt bis Sommer 2023 verlängert. „Luca ist ambitioniert und leistungsorientiert. Er will bei uns aber keinen Rentenvertrag unterzeichnen. Es geht ihm und uns darum, zu sehen, wie weit es für ihn beim BVB gehen kann“, erläuterte Ingo Preuß damals den Schritt. In dieser Saison aber verlor der 22-Jährige seinen Stammplatz an Herausforderer Marcel Lotka, dessen Kontrakt jüngst bis 2025 verlängert wurde. Nach bislang erst sechs Einsätzen in der U23 wird Unbehaun den BVB am Saisonende nach insgesamt sieben Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit verlassen.

Niklas Dams: Der Routinier ist mit 32 Jahren der älteste Spieler im Kader. Seit er 2020 vom SV Wehen Wiesbaden nach Dortmund gewechselt ist, war er unumstrittene Stammkraft. Auch in dieser Saison ist der Verteidiger eine absolute Säule. Dams Arbeitspapier endet im Juni. Er würde gerne beim BVB bleiben und ist mit Ingo Preuß in Gesprächen. Dennoch dürfte sein Alter gegen einen Verbleib sprechen.
Can Özkan: Der vor der Saison von Fortuna Düsseldorf II verpflichtete Rechtsverteidiger zählt unter Jan Zimmermann zu den Stammkräften. Ob der 23-Jährige über den Sommer hinaus bleibt, dürfte von zwei Faktoren abhängen: Inwieweit sieht Özkan sich selbst weiterhin beim BVB und wäre die Borussia bereit, einen ihrer (vier) Ü23-Plätze im Kader mit ihm zu belegen?

Marco Pasalic: Wurde mit hohen Erwartungen vor zwei Jahren vom VfB Stuttgart verpflichtet. Nach starkem Start bremsten ihn zwei schwere Verletzungen (Syndesmose/Schulter) aus. Konnte nach seinem Comeback aber nur sporadisch überzeugen. Trotz seines Bundesliga-Debüts im November unter Edin Terzic sinkt sein Stellenwert beim BVB. Unter Trainer Zimmermann war der kroatische U21-Nationalspieler in den vergangenen Wochen kein Faktor. Daher werden beide Seiten im Sommer getrennte Wege gehen.
Ole Pohlmann: Zurzeit setzt ihn eine Muskelverletzung außer Gefecht. Davor einer der absoluten Topspieler im Kader der BVB-U23. Seit Jahresbeginn mit stark ansteigender Form. Borussia Dortmund will den 22-Jährigen, dessen Kontrakt im Juni endet, unbedingt halten. „Mit Ole sind wir in Gesprächen. Wir sind da ganz entspannt, haben keinen Zeitdruck. Ich hoffe, dass er sich weiterhin so gut entwickelt wie zuletzt und wir noch viel Spaß an ihm haben werden“, erklärte Ingo Preuß Ende März im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.

Entscheidend für Weggang oder Verbleib Pohlmanns ist nach Informationen der Ruhr Nachrichten weniger das Gehalt. Pohlmann kommt es in erster Linie darauf an, was sie ihm in Dortmund zutrauen und welche Perspektive ihm Richtung Profis aufgezeigt wird. „Ich fühle mich pudelwohl hier, aber ich weiß auch, dass die 3. Liga nicht das Ziel bleiben soll. Ich möchte irgendwann höher spielen. Am liebsten in der Bundesliga“, bekannte Pohlmann im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
Justin Njinmah: Bis zum Frühjahr galt es als unwahrscheinlich, dass der BVB die Kaufoption des von Werder Bremen ausgeliehenen Stürmers ziehen würde. Nach den jüngsten starken Leistungen und sieben Treffern in den vergangenen zehn Spielen hat sich das geändert. „Wir bemühen uns um eine Verlängerung, wir würden Justin gerne behalten“, unterstreicht Ingo Preuß. Der Sportliche Leiter der U23 ist sich sicher: „Justin wird eines Tages Bundesliga spielen. Entweder er tut es bei uns oder woanders.“ Er will alles dafür tun, dass es in Dortmund der Fall ist.
BVB-Umbruch im Sommer
Als sicher gilt derweil die Trennung Aday Ercan (vier Spiele) und Timo Bornemann (drei Einsätze). Beide kommen nicht über den Reservisten-Status hinaus. Auch der im Klub wegen seiner umgänglichen Art und Loyalität sehr geschätzte Ersatzkeeper Niklas Lübcke wird gehen. Klar ist auch: Es wird im Sommer einen großen Umbruch geben. Auch Spieler, die noch über 2023 hinaus einen Vertrag haben, dürften sich Gedanken über ihre Zukunft machen.
Mario Suver (23), vor der Saison mit Zweitliga-Erfahrung vom 1. FC Nürnberg geholt, hat ein enttäuschendes Jahr hinter sich. Er kam nur neunmal zum Einsatz, davon zweimal über die vollen 90 Minuten. Und auch die Youngster Lion Semic (acht Einsätze, in diesem Jahr erst fünf Spielminuten) und Dennis Lütke-Frie (verletzungsbedingt ohne Pflichtspieleinsatz) werden für sich trotz eines Vertrags bis 2024 bewerten müssen, ob ein Wechsel oder eine Leihe womöglich sinnvollere Option sind, als ein weiteres Jahr in Dortmund auf der Bank zu sitzen.
BVB-U23 hat bereits Neuzugänge fix
So viel ist sicher: Es wird neue Konkurrenten geben. „Wir kümmern uns aktuell um neue Spieler. Wir versuchen grundsätzlich Spieler an uns zu binden, die für Borussia Dortmund spielen möchten – und zwar unabhängig von der Liga. Den einen oder anderen Neuzugang haben wir schon“, verrät Ingo Preuß. Sobald der Klassenerhalt in trockenen Tüchern ist, sollen sie auch offiziell bekanntgeben werden.
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