Neustart unter Rose: Nutzt Julian Brandt seine letzte Chance beim BVB?

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Neustart unter Rose: Nutzt Julian Brandt seine letzte Chance beim BVB?

rnBorussia Dortmund

Marco Rose soll Julian Brandt nach zwei durchwachsenen BVB-Jahren zurück in die Spur bringen. Die Vorbereitung stimmt den Trainer zuversichtlich. Gelingt dem Mittelfeldspieler die Wende in neuer Rolle?

Dortmund

, 20.07.2021, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Schon in der vergangenen Saison, damals noch unter Lucien Favre, war das mal ein Thema: Julian Brandt nicht direkt hinter den Spitzen spielen zu lassen, sondern eher in einer „hängenden“ Rolle, als Achter mit viel Bewegungsfreiraum. Bei Bayer Leverkusen hatte der 25-jährige als Freigeist hinter den Spitzen geglänzt, Favre aber tat sich schwer damit. Wohl, weil er befürchtete, dass Brandts offensives Denken auf einer der zentralen Positionen im Aufbau zu Lasten der defensiven Stabilität führen könnte.

BVB-Profi Julian Brandt als dauerhaftes Sorgenkind

Schon das erste BVB-Jahr des gebürtigen Bremers war geprägt von Favres Versuchen, eine adäquate Position für Brandt zu finden. Er ließ ihn außen spielen, in zentraler Position hinter den Spitzen als Ersatz des verletzten Marco Reus, als „falsche Neun“ in der Spitze. Wirklich glücklich wurde Favre nicht mit Brandt, das galt zunehmend dann aber auch umgekehrt. Während aber nach dem Trainerwechsel zu Edin Terzic viele zuvor formschwache Spieler (Akanji, Sancho) zu alter Stärke zurückfanden, blieb Brandt ein dauerhaftes Sorgenkind.

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Im Testspiel gegen den VfL Bochum (1:3) durfte der mittlerweile schon sehr erfahrene Bundesliga-Spieler (229 Einsätze) neben Mahmoud Dahoud agieren, mit vielen Freiheiten ausgestattet, wie er das aus Leverkusen gewohnt war. Und Marco Rose zeigte sich angetan von der Entwicklung, die bei „Jule“ in den gut zwei Wochen unter seiner Leitung schon erkennbar sei. Brandt mache es „sehr, sehr gut bis hierhin“, formulierte der neue Trainer, „er marschiert, rennt, haut sich rein, ist ein hervorragender Fußballer.“ So, merkte Rose ganz bewusst an, sei Julian Brandt „überall eine Alternative“.

Brandt-Paradoxon: Vielspieler beim BVB, aber keine Stammkraft

Nimmt man den genauen Wortsinn, müsste man konstatieren, dass das Brandt allerdings wohl nicht reichen würde. Nur „eine Alternative“ zu sein. Der unter dem Bayer-Kreuz immer gesetzte Offensivmann war zwar auch beim BVB ein Vielspieler mit 42 Einsätzen in seiner ersten BVB-Saison und sogar 45 in der vergangenen - unumstrittene Stammkraft war Julian Brandt aber dann in seiner zweiten BVB-Saison endgültig nicht mehr.

Neustart unter Rose: Nutzt Julian Brandt seine letzte Chance beim BVB?

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Weil Brandt selbstbewusst, aber auch selbstkritisch genug ist, hat er das vergangene Jahr gründlich analysiert. Die Spielfreude und Leichtigkeit, die wohl gerade bei ihm die Grundlage ist, um besondere Dinge entstehen zu lassen, kam auch unter Terzic nicht zurück an die Oberfläche. Es blieb eine problematische Saison für Julian Brandt. Kein Wunder, dass er im Sommer einen Schlussstrich zog. Er wolle das schwierige Jahr hinter sich lassen, hat Brandt gesagt, nicht mehr zurück, „nur nach vorn“ wolle er blicken, ließ er beim Trainingsstart verlauten. Das Motto lautet: den Spaß wiederfinden, dann kommt der Rest hoffentlich von allein.

BVB-Sportdirektor Zorc lobt Brandts „unglaubliches Potenzial“

Gedanken an einen Wechsel habe er nicht gehabt, und nicht nur Rose, sondern auch Sportdirektor Michael Zorc scheint gewillt, dem Blondschopf eine nächste Chance zu geben. Brandt sei „ein guter Typ, der unglaubliches Potenzial hat“, erklärte Zorc. „Es macht total Sinn, dass er sich dem neuen Trainer beweist.“ In dieser Aussage versteckt ist die Hoffnung, dass eine für beide Seiten bislang unbefriedigende Zusammenarbeit sich noch zum Guten wendet.

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Vielleicht ja auch dadurch, dass Rose Julian Brandt in einer neuen Rolle sieht? Auf der Acht müsste er vor allem defensiv deutlich zulegen, sein Zweikampfverhalten verbessern und in den Eins-gegen-Eins-Duellen robuster werden. Die 45 Minuten im Test gegen Bochum waren ein Lichtblick, können aber auch nur ein Anfang gewesen sein. Man müsse die Partie, meint Sportdirektor Zorc, „auch richtig einordnen. Da fehlten auf beiden Seiten doch noch einige Spieler.“

Vertrauen könnte bei BVB-Spieler Julian Brandt der Schlüssel sein

Doch es sind die kleinen Erfolge, an denen sich Julian Brandt nach oben hangeln muss. Kleine Schritte vorwärts, immer weiter. 25 Millionen Euro hat er vor zwei Jahren gekostet, das erschien seinerzeit noch als Schnäppchen. Julian Brandt schien perfekt zum BVB zu passen, aber diese Hoffnung erfüllte sich bislang nicht. Brandt den Rücken zu stärken, ihm Vertrauen zu schenken, könnte aber den Knoten lösen, der in den vergangenen Monaten unverkennbar sein Spiel hemmte. Es ist an ihm, das Vertrauen zurückzuzahlen. Einen Versuch ist es allemal wert.