Neuer Film über Ex-BVB-Trainer: Klopp als Triumphator mit breitem Lachen
Borussia Dortmund
Eine neue Dokumentation auf „Amazon Prime“ widmet sich Jürgen Klopp. Der Film verspricht mehr als er halten kann, rollt dem Ex-BVB-Trainer aber den roten Teppich aus.

„Klopp: The Inside Story“ heißt eine neue Dokumentation auf „Amazon Prime“ über Jürgen Klopp. © dpa
Der Filmtitel ist genau besehen eine Mogelpackung. Spektakuläre Insider-Fakten und Neuigkeiten abseits des Bekannten hat die Amazon-Prime-Doku „Klopp: The Inside Story“ nicht auf Lager. Regisseur Chris Grubb nähert sich dem Phänomen des Erfolgstrainers Jürgen Klopp aus der Fan-Perspektive, streichelt die Seele aller Freunde des FC Liverpool und macht letztlich eine Art überlangen Image- und Werbefilm für den Club und seinen „Manager“, wie man in England die Trainer nennt.
Wirklich in die Tiefe geht die Klopp-Dokumentation nicht
Wirklich in die Tiefe und hinter die Kulissen geht Grubb nicht. Interviews mit Klopp hat er nicht geführt, was wir sehen, sind Ausschnitte von Pressekonferenzen, Schnipsel aus Filmen, die womöglich der FC Liverpool in Auftrag gab, dazu Archivmaterial. Klopp bei seinem tränenreichen Abschied in Mainz. Klopp in einem Spielshow-Ulk mit Mike Krüger. Klopps erster Auftritt beim englischen Traditionsverein, wo die vielzitierten Worte „I‘m the normal one“ fallen.
Gerade was Klopps Karriere bei Mainz 05 angeht, weiß der Film auch nicht mehr als ein durchschnittlich informierter deutscher Fußballfreund. Und die Euphorie von Mauerfall und Wende als Startschuss für einen Aufbruch im deutschen Fußball zu sehen, der zum WM-Titel 1990 führt, ist eine doch ziemlich persönliche Interpretation von Geschichte und Fußballhistorie.
Lobende Worte über den BVB und seine Fans
Man kann auch streiten, ob es tatsächlich erst Jürgen Klopp war, der den „Ruf des BVB“ begründete, wie der Film meint. Immerhin hatten die Borussen schon vor der Ära „Kloppo“ (ab 2008) die Meistertitel 1995, 1996, 2002 eingefahren und 1997 die Champions League geholt.
Aber gut, in der englischen Wahrnehmung mag es der Kloppsche Power-Fußball von 2011 und 2012 gewesen sein, der die Schwarzgelben international in den Fokus rückte. Für Dortmunder Ohren klingt es sicher schmeichelhaft, wenn Liverpool-Legende Steven Gerrard (zwölf Jahre Kapitän der Reds) die Fans der Borussia für die tolle Stadionatmosphäre und die gelbe Wand lobt. Dass der BVB vor allem dank Klopp ein „hipper“ Verein wurde, können die meisten wohl unterschreiben.
Der Film wird zur Liebeserklärung an den FC Liverpool
Mindestens so sehr wie „The Inside Story“ eine Hommage an Klopp ist, wird der Film zur Liebeserklärung an den FC Liverpool. Schon die Sequenzen aus Mainz und Dortmund weisen hin auf Klopps aktuelle Trainerstation, wenn es heißt: „Wer hätte geahnt, dass dieser 23-Jährige einmal Englands legendärsten Club trainieren würde?“
Und wer hätte in der englischen Hafenstadt geahnt, dass Liverpools erfolgsverwöhnte Kicker 1990 ihr letztes Hurra feierten und 30 Jahre auf den nächsten Meistertitel warten würden? Vereine wie Manchester United dominierten die Liga, Liverpool hatte ewig lang die Seuche.
Ex-BVB-Trainer Jürgen Klopp ist der Macher und Motivator
Spieler wie Kenny Dalglish, Steven Gerrard, John Barnes kommentieren Liverpools dunkle Jahre der Erfolglosigkeit, als es schon ein Ziel war, wenigstens unter den ersten Vier zu landen. Ausgerechnet ein Deutscher sollte es richten. Im Oktober 2015 kam Jürgen Klopp an die Anfield Road, sein Team beendete die Saison auf Platz acht.
Klopp bittet um Zeit, hält den Ball flach, macht keine vollmundigen Versprechen, punktet mit seiner gewinnenden Art, für den schon die Dortmunder ihn liebten. Der Mann ist nicht etepetete, er gilt als Malocher, Motivator und ehrliche Haut, das kommt an in Liverpool.
Klopp und Liverpool passen gut zueinander
Leider zeigt der Film keine Bewegtbilder vom Wunder (4:0) gegen Barcelona oder vom Triumph im Jahr darauf in der Champions League. Wohl eine Frage des Budgets. Immerhin wird deutlich, wie gut Klopp und Liverpool, beide Fußball-verrückt, zueinander passen. Das entschädigt halbwegs für manche Oberflächlichkeit im Porträt des Mannes, vom dem sie sagen „In Klopp We Trust“.