Er hatte sich fest vorgenommen, diesen besonderen Tag trotz aller Anspannung zu genießen. „Und es hat geklappt“, verriet Dr. Reinhold Lunow 24 Stunden nach seiner Wahl zum neuen Präsidenten von Borussia Dortmund. Für den Nachfolger von Dr. Reinhard Rauball ging am Sonntag mit dem Votum der BVB-Mitglieder ein Traum in Erfüllung. „Das ist eine Wahnsinns-Ehre. Ich habe als Sechsjähriger begonnen, diesen Verein zu lieben. Einmal der Präsident der Borussia zu sein, das war unvorstellbar“, sagte der 69-jährige Lunow im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
Familiäre BVB-Atmosphäre soll bleiben
Unvorstellbar, es kam aber so. Einstimmig wählten ihn die rund 1000 Mitglieder in der Westfalenhalle zu ihrem neuen Chef. Die ersten Glückwünsche und Umarmungen inmitten der Ovationen gab es noch vor der Bühne von der eigenen Familie und dann sogleich von der Familie Rauball. Dass beide Familien auch den Wahltag am Abend gemeinsam beim Italiener ausklingen ließen, spricht für die tiefe Freundschaft des alten zum neuen Präsidenten. „Auch wenn Deine Präsidentschaft beendet ist, unsere Freundschaft ist es nicht“, hatte Lunow schon zuvor auf der Mitgliederversammlung zu Reinhard Rauball gesagt, der seinen Nachfolger selbst offiziell für das Amt vorgeschlagen hatte.
Eines will sich Reinhold Lunow bei seinem Vorgänger in jedem Fall abschauen: „Dass man im Vorstand eines der größten Sportvereine der Welt so freundschaftlich und familiär miteinander umgeht, ist bei weitem keine Selbstverständlichkeit.“ Und auch für den künftigen Weg der Dortmunder hat der neue Präsident klare Vorstellungen. Es sei wichtig, den Verein „als eigenständige Größe innerhalb der BVB-Familie weiter zu erhalten“.
Erhalt aller Abteilungen angestrebt
Der bekennende „Fußballtraditionalist aus Überzeugung“ hat zudem die Maßgabe verkündet, die Tradition des BVB bestens zu pflegen: „Wir alle wollen, dass Borussia Dortmund wirtschaftlich erfolgreich ist, aber es gibt dabei rote Linien, die nicht überschritten werden dürfen.“ Das gute Verhältnis zueinander, das der Vorstand des e.V. und die Geschäftsführung der KGaA seit vielen Jahren stark gemacht habe, wolle er deshalb ebenso bewahren wie den BVB als Heimat mehrerer Sportarten unter dem schwarzgelben Dach.

„Wenn wir die Identität unseres Vereins wertschätzen wollen, gehört der Erhalt all unserer Abteilungen dazu“, betont Lunow. Basis bleibe das große ehrenamtliche Engagement so vieler Fans in allen Abteilungen. „Ohne sie könnte unser Verein nicht funktionieren. Deshalb gehört ein ganz besonderer Dank allen, die ihre Freizeit und ihre Zeit mit der Familie für den BVB opfern.“
BVB-Präsident Lunow: „Die Arbeit beginnt jetzt“
Eine riesige Chance sieht der neue Präsident in der Strahlkraft der Borussia und den mittlerweile mehr als 168.000 Mitgliedern. Denn nirgendwo sonst könne man so nachhaltig unverzichtbare Werte vermitteln wie in diesem Klub. Werte wie Menschenrechte, Toleranz, Vielfalt, Inklusion und Demokratie. Die riesige Chance sei ebenso eine riesige Verpflichtung, diese Themen und den Kampf gegen Diskriminierung nach wie vor weit oben auf der Agenda zu haben. „Wir als BVB wollen und werden diese gesellschaftliche Verantwortung weiter übernehmen“, versprach Lunow. Die Arbeit beginnt jetzt.
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