Der Blick in den wieder voll ausgelasteten Signal Iduna Park vermittelt (noch) ein trügerisches Bild: Die Folgen der Corona-Pandemie beeinflussen auch jetzt noch massiv das wirtschaftliche Handeln von Borussia Dortmund. „Die drei Jahre Achterbahn-Fahrt mit Corona“, beschrieb Borussia Dortmunds Finanz-Geschäftsführer Thomas Treß am Montag in der Hauptversammlung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA, „waren für niemanden ein Spaß.“
BVB-Boss Watzke: „Krisenmodus hält an“
Dass auch vor dem dritten Corona-Winter den Aktionären keine Dividendenzahlung gewährt werden kann, stieß angesichts der eindeutigen Kennzahlen bei den meisten der anwesenden knapp 1000 Anteilseigner auf Verständnis. Ein Fehlbetrag von 161 Millionen Euro kumuliert über die vergangenen drei Geschäftsjahre haben der Gesellschaft Substanz geraubt, dennoch steht bei den Finanzverbindlichkeiten auch heute noch die Null. Mit der Rückkehr der Zuschauer im Frühjahr und der absehbar auch weiter möglichen Vollauslastung nimmt der Konsolidierungskurs Richtung schwarzer Zahlen wieder Fahrt auf – und der Blick in die Zukunft fällt daher auch rosiger aus.
„Wirtschaftlich“, erklärte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den Aktionären, „haben wir die schwierigste Phase hoffentlich hinter, aber noch jede Menge Aufräumarbeiten vor uns.“ Von Normalität sei man noch ein Stück weit entfernt, so Watzke. „Wir haben drei Jahre im Krisenmodus gewirtschaftet, und der Krisenmodus hält an.“ Die Energiekrise belastet auch einen Strom-Großabnehmer wie Borussia Dortmund mit Mehrkosten im siebenstelligen Bereich, ein Arbeitskreis hat hier allerdings ein Sparpotenzial von 15 bis 20 Prozent herausgearbeitet. Der Ukraine-Krieg sorge weiter für eine gewisse Portion Unsicherheit.
BVB blickt zum zweiten Mal „in den Abgrund“
Für den BVB sei Corona allerdings die größte Herausforderung seit der Beinahe-Insolvenz vor 18 Jahren gewesen. „Wir haben damals in den Abgrund geblickt, das ist mir vor drei Jahren dann nochmal passiert“, so Watzke. „Das war eine Phase, da haben wir wochenlang nicht gewusst, wie es weitergehen soll.“ Mit jetzt deutlich mehr Planungssicherheit wagte Watzke eine optimistische Prognose. Möglicherweise schon im laufenden Geschäftsjahr könnte die Marke von 500 Millionen Euro Gesamt-Bruttoumsatzerlösen wieder erreicht werden, dazu wird der BVB allerdings in einem gewissen Rahmen Transfererlöse erzielen müssen.

Projekte, die während der Hoch-Coronaphase zurückgestellt wurden, werden nun sukzessive in Angriff genommen. Dazu zählen notwendige Investitionen rund ums und im Stadion ebenso wie weiteres Ausbaupotenzial am Trainingszentrum in Brackel. Die Leasingvereinbarung mit der DSW21 über das Nutzungsrecht für das Gelände Hohenbuschei läuft im April 2023 aus. Schon bei Abschluss des Vertrages im Jahr 2005 hat sich der BVB eine Kaufoption gesichert, die der Klub nun ziehen werde, erklärte Treß. „Für 8,5 Millionen Euro werden wir das Gelände dann in unser Eigentum übernehmen.“
BVB will bald wieder Dividende ausschütten
Und auch den ungeduldigen Aktionären machte Treß Mut: „Ziel ist es“, meinte er, „den Bilanz-Verlust zum Ende des laufenden Geschäftsjahres auf null herunterzufahren.“ Dazu will die KGaA auch Rücklagen auflösen „so weit notwendig. Für das Geschäftsjahr 2023/24 wollen wir dann wieder Dividenden-Fähigkeit herstellen.“
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