„Nicht schlecht, oder? Schön glänzend“, sagt Jamie Gittens, als er in den Katakomben des Jan-Breydel-Stadions stolz die kleine silberne Trophäe für den „Man of the Match“ in die Kamera hält. „Es ist ein schönes Gefühl, diese Trophäe bekommen zu haben und noch besser, dass wir das Spiel gewonnen haben.“ Daran hatte der 20-Jährige einen besonderen Anteil.
BVB-Show von Jamie Gittens
68 Minuten waren in Brügge gespielt, als BVB-Trainer Nuri Sahin sich dazu entschied, auf den knapp 30 Millionen Euro teuren Maximilian Beier zu verzichten und stattdessen Gittens einzuwechseln. Also den Mann, der schon beim Bundesliga-Auftakt gegen Eintracht Frankfurt mit einem Doppelpack geglänzt hatte. Es folgte ein Startelfeinsatz in Bremen – doch an der Weser blieb Gittens blass. Gegen Heidenheim reichte es nur für elf Minuten Spielzeit. Jetzt der nächste Kurzeinsatz – und die nächste Gittens-Show von der Bank.
Der Auftrag von Sahin gestaltete sich simpel. „Er hat nicht viel gesagt. Nur: Du weißt, was du zu tun hast.“ Und das wusste er. Aus dem berühmten Nichts heraus brachte Gittens den BVB zehn Minuten nach seiner Einwechslung in Führung – mit seinem fast schon typischen Bewegungsablauf. In bester Robben-Manier (nur spiegelverkehrt) zog er einen Schritt nach innen und schloss sofort ab. Der Ball wurde erst von Mechele und dann auch noch Ordonez abgefälscht und flog über Mignolet ins rechte Toreck (76). Zehn Minuten später das gleiche Spiel: Zwei Übersteiger, ein Schritt nach innen, knallharter Schuss in die lange Ecke. Tor!
Gittens entwickelt BVB-Spiel weiter
Es ist eine Bewegung, die mittlerweile eigentlich jeder Gegenspieler kennen müsste. Verteidigen können es offensichtlich nur die wenigsten. „Ich versuche, das häufiger zu machen und arbeite viel im Training daran“, sagt der 20-Jährige über seinen „Signature Move“. Was aber auch insgesamt auffällt: Der junge Engländer agiert deutlich facettenreicher. Er ist gereift in den vergangenen Monaten, agiert nicht mehr so eindimensional wie noch vor einiger Zeit, als er häufig mit dem Kopf durch die Wand wollte – trotz deutlich besserer Optionen.
Das sieht auch sein Trainer so. „Wir haben einige Gespräche geführt. Er möchte den nächsten Schritt machen, wir wollen das auch von ihm“, sagt Sahin über den Reifeprozess seines Schützlings. „Er spielt jetzt erwachsener Fußball, wägt mehr ab, ob und wann er ins Dribbling geht.“ Gittens sei demnach auch immer ein Kandidat für die Startelf, gleichzeitig aber auch eine enorme Waffe von der Bank. Als Joker hat er bislang immer deutlich mehr Einfluss auf das Spielgeschehen genommen. Frisch im Kopf und den Beinen stellt er dann meist schon müde Gegenspieler vor große Probleme.
Neuer BVB-Saisonrekord für Gittens
Wie am Mittwochabend im Jan-Breydel-Stadion. Mit seinen beiden Treffern hat der Flügelspieler übrigens schon jetzt einen neuen persönlichen Saisonrekord aufgestellt. Nie zuvor erzielte er bislang wettbewerbsübergreifend mehr als drei Tore innerhalb einer Saison. Im September 2024 steht er schon bei vier. Bleibt noch die Frage, welchen Platz die silberne Trophäe daheim erhält? „Irgendwo, wo ich sie jeden Tag sehen kann“, sagt Gittens. „Vermutlich neben meine Playstation.“ Denn auf der hat er solche Momente wie an diesem Abend im Karriere-Modus schon oft nachgespielt. Jetzt ist der FIFA-Traum Realität.