Muss der BVB um die Reviermeisterschaft 2018 bangen?
Pro & Kontra
Der BVB steckt in der sportlichen Krise und muss ein Spiel nach dem anderen absolvieren. Der FC Schalke 04 dagegen kann sich jede Woche in Ruhe auf den Gegner vorbereiten und ist seit sechs Pflichtspielen ohne Niederlage. Setzt sich der Trend fort, droht den Dortmundern erstmals seit dem letzten Klopp-Jahr wieder Platz zwei im Revier. Muss der BVB um die Reviermeisterschaft 2018 bangen?

Zwei Mal unentschieden: Das Derby auf Schalke, hier kämpfen Pierre-Emerick Aubameyang und Thilo Kehrer um den Ball, endete 1:1. In Dortmund gab es ein 0:0. © dpa
Ja, Schalke ist gefährlich - Erfolgsfaktor Ruhe
Als der FC Schalke 04 am sechsten Spieltag in Hoffenheim bereits seine dritte Saisonniederlage kassierte, war das im Spektakelzirkus Bundesliga nur eine Randnotiz. Denn der berauschende 6:1-Erfolg gegen Mönchengladbach und generell die Auftritte von Reviernachbar Borussia Dortmund überstrahlten zu diesem Zeitpunkt alles. Das blieb auch in den darauffolgenden Wochen so: Der BVB bestimmte die Schlagzeilen – diesmal im sportlich negativen Sinne.
Unbeabsichtigt hat die Borussia mit ihrem nur zwei Extreme kennenden Saisonstart die Entwicklung auf Schalke begünstigt. Die Königsblauen hatten (und haben auch weiterhin) im Schatten des Rivalen Zeit und Ruhe, sich zu entwickeln. Während der BVB Woche für Woche in der Champions League ran musste, werkelte Domenico Tedesco am neuen S04. Seit Manager Christian Heidel mit Tedesco einen nicht nur fachlich, sondern auch menschlich zur Mannschaft passenden Trainer installiert hat, ist am Berger Feld eine Gelassenheit eingekehrt, die sich in Ergebnissen niederschlägt.
Tedesco macht die Spieler besser
Bei Niederlagen wird nichts beschönigt oder dramatisiert, bei Siegen aber auch nicht übertrieben gefeiert. Tedesco optimierte das Konterspiel und impft dem Team nun Ballbesitzelemente ein. Zudem macht er Spieler besser. Zur Wahrheit gehört natürlich, dass er das nur tun kann, weil Schalke nicht europäisch spielt. Er nutzt die Ruhe in der Woche.
Das Resultat: S04 hat seit Ende September nicht mehr verloren und ist kurz vor dem Derby punktgleich mit dem BVB. Sachliche Analyse, Lerneffekt, Umsetzung, Erfolg – der Nullvierklang des FC Schalke. Strauchelt der BVB weiter, ist der Revierrivale in dieser Saison stark genug, um die schwarzgelbe Schwäche zu nutzen.
Von Daniel Otto
Nein, der BVB bleibt vorne - Noch keine Augenhöhe
Zahlen lügen nicht: Schalke kann nach elf Bundesliga-Spieltagen mit dem vierten Tabellenplatz zufrieden sein. Die Königsblauen spielen zwar nicht spektakulär, aber erfolgreich. Im Fußball sind eben die Ergebnisse das A und O. Noch wichtiger aber ist für die Klubführung, dass eine positive Entwicklung der Mannschaft zu sehen ist, vor allem, was die defensive Stabilität betrifft.
Andere Möglichkeiten
Bei allem Respekt sollte die positive Zwischenbilanz jedoch nicht dazu verführen, jetzt schon von einer Wachablösung im Revier zu fantasieren. Zwar ist Schalke mit dem BVB momentan punktgleich, aber sportlich (noch) nicht auf Augenhöhe, auch wenn die Dortmunder in den vergangenen Wochen enttäuschten. Allein ein Vergleich der beiden Kader macht deutlich, dass Schalke in punkto Qualität und Quantität mit den personellen Möglichkeiten der Dortmunder noch nicht mithalten kann.
Hinzu kommt, dass die letzten Schalker Gegner wie Hertha BSC, der SV Wehen-Wiesbaden im Pokal, Mainz, Wolfsburg und Freiburg nicht zur Spitzenklasse des deutschen Fußballs gehörten. Außerdem profitiert Schalke davon, dass es in dieser Saison keine Zusatzbelastung durch internationale Spiele hat. Deshalb tun die Blau-Weißen gut daran, weniger auf die Dortmunder Entwicklung zu schauen, als sich auf das eigene Leistungsvermögen zu konzentrieren. Da ist noch einige Luft nach oben. Oder, wie es Trainer Domenico Tedesco nach dem Arbeitssieg beim SC Freiburg formulierte: „Wir haben noch einen ganz, ganz langen Weg vor uns.“
Von Frank Leszinski