Erst der Pfosten, dann Torwart Kaur Kivilia, oder halt irgendein anderer Fuß: Es war lange Zeit ein glückloser Abend in Paderborn für Youssoufa Moukoko. „Ich habe versucht, ich habe probiert“ – doch irgendwie wollte der Ball nicht rein. Bis zur 53. Minute, als der BVB-Stürmer im gegnerischen Strafraum den Ball eroberte, einmal kurz den Kopf hob und ihn mit absolutem Selbstverständnis und voller Wucht in den linken Winkel knallte. Die U21-Tormaschine hatte also doch wieder zugeschlagen.
BVB-Talent Moukoko auf Rekordjagd
Der Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 (Endstand 4:1) gegen Estland war bereits sein sechster Treffer in der laufenden EM-Qualifikation. Beim 3:0 im Kosovo traf er zweifach, in Bulgarien gelang ihm sogar ein Dreierpack. Insgesamt war es Moukokos zwölftes Tor im zehnten Spiel für die deutsche U21-Nationalmannschaft. Damit ist der 18-Jährige mal wieder auf Rekordjagd: Knipst der BVB-Stürmer nur ansatzweise so weiter, dürfte bald die 41 Jahre alte Bestmarke von Pierre Littbarski fallen. Der U21-Rekordtorschütze führt die Rangliste seit 1982 mit 18 Treffern an. Hinweis: Alle (inklusive Littbarski), die vor Moukoko liegen, kamen auf mehr als 20 Einsätze.
Youssoufa Moukoko und die DFB-U21 – das passt. Aber warum? „Ich mache hier immer die Tore, weil ich volle 90 Minuten bekomme“, hatte der Angreifer in den Katakomben der Paderborner „Home Deluxe Arena“ dafür eine ganz einfache Erklärung. „Es tut mir sehr gut, diesen Spielrhythmus zu bekommen. Ich freue mich jedes Mal, hierhin zu kommen, man hat immer ein Lächeln hier.“ Vertrauen ist wohl das Schlüsselwort. Schon während der letzten Maßnahme im Oktober hatte Moukoko es sogar selbst in den Mund genommen. Am Ende gehe es auch immer um Vertrauen. „Der Trainer vertraut mir und das gebe ich zurück.“
Eine Aussage, die aufhorchen ließ. Schließlich konnte sie durchaus als Spitze gegen BVB-Trainer Edin Terzic verstanden werden. Moukokos Situation in Dortmund war zu diesem Zeitpunkt festgefahren, nur 47 Bundesligaminuten standen bis Ende Oktober in den Statistiken. Doch mittlerweile hat sich die Lage etwas geändert. Auch wegen der starken Auftritte bei der U21. Er hat sich vom Stürmer Nummer drei zum Back-up für Stamm-Neuner Niclas Füllkrug entwickelt. In Frankfurt wurde der 18-Jährige zur Halbzeit eingewechselt und traf sofort, im DFB-Pokal gegen Hoffenheim durfte er sogar über die vollen 90 Minuten ran. Auch bei den Pleiten gegen Bayern und in Stuttgart wurde er eingewechselt.

Anders als Teamkollege Karim Adeyemi, der trotz Nominierung der U21 eine Absage erteilte und dafür von DFB-Präsident Bernd Neuendorf heftig kritisiert wurde, will Moukoko die U21 ganz bewusst als Sprungbrett nutzen. „Ich will hier so viel spielen wie möglich, um mich auch für den Verein zu empfehlen.“ Damit meint er Borussia Dortmund. Und nicht etwa den 1. FC Köln, mit dem er in den vergangenen Tagen immer wieder in Verbindung gebracht worden ist. Eine Leihe ist nach RN-Informationen eher ausgeschlossen – Moukoko will sich beim BVB durchbeißen, hat schließlich erst im Januar seinen Vertrag nach langem Hin und Her bis 2026 verlängert. Und auch die Schwarzgelben sind auf ihr Toptalent angewiesen: Sebastien Haller wird Dortmund zu Beginn des neuen Jahres aufgrund des Afrika-Cups wochenlang fehlen.
BVB-Profi Moukoko will zur Heim-EM
Moukoko hat aber noch ein anderes großes Ziel vor Augen: die Heim-Europameisterschaft im Sommer. „Jeder, der mal bei der A-Nationalmannschaft war, hat das im Hinterkopf. Ein Turnier hier zuhause – jeder will dahin“, sagte Moukoko nach dem 4:1-Erfolg gegen Estland. Erst einmal müsse er aber seine Leistungen in Dortmund bringen. Kontakt mit Bundestrainer Julian Nagelsmann gebe es aktuell auch noch nicht. Aber: „Bei der WM hat auch keiner mit mir gerechnet, und dann war ich dabei. Sehen wir mal.“
BVB-Stürmer Moukoko trifft für U21: Purer Chancenwucher beim 4:1 gegen Estland
Nach Kritik an BVB-Profi Karim Adeyemi: DFB-Geschäftsführer Rettig glaubt an U21-Rückkehr
Warum Marcel Sabitzer noch nicht sein Topniveau erreicht hat : BVB-Neuzugänge im Check