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Morey ist nicht der einzige BVB-Profi: So oft schlägt das Verletzungspech zu
Borussia Dortmund
Mateu Morey ist nicht der einzige BVB-Profi. Die Dortmunder Verletzungsmisere zieht sich durch die gesamte Saison: Nur vier Profis kamen bislang in der Liga ohne einen Ausfall durch.
Vor BVB-Profi Mateu Morey liegt jetzt eine harte Zeit. In dieser Woche wird der spanische Verteidiger am rechten Knie operiert, eine schwere Band- und Kapselverletzung zwingt den 21-Jährigen danach zu einer langen Reha. Morey wird erst im Laufe der nächsten Saison wieder für Borussia Dortmund spielen können.
BVB-Profi Morey war schon einmal schwer verletzt
Die schwere Verletzung aus dem Pokal-Halbfinale gegen Kiel ist nicht der erste gesundheitliche Rückschlag für den Spanier in dieser Spielzeit, er verpasste bereits wegen muskulärer Beschwerden und eines Faserrisses sechs Pflichtspiele. „Es tut uns allen sehr, sehr leid für den Jungen“, erklärte Sebastian Kehl. In ähnlicher Form musste Borussias Lizenzspieler-Leiter in dieser Saison schon mehrfach reagieren. Denn das Verletzungspech lässt den BVB einfach nicht in Ruhe. Im Gegenteil.
Dortmund ist extrem gebeutelt. Nach 31 Bundesliga-Spieltagen muss die medizinische Abteilung der Schwarzgelben bereits mehr Ausfalltage verletzter Profis als in der gesamten vergangenen Saison bilanzieren: 1386 (2019/20: 1103). Jammern mag BVB-Lizenzspielerleiter Sebastian Kehl dennoch nicht. „Natürlich ist das hart für die Spieler und auch für uns als Verein, wenn leider wieder eine neue Verletzung kommt. Aber wir müssen es annehmen, nach vorne schauen und uns auf den Endspurt konzentrieren“, betont er.
BVB wird seine Verletzungsmisere analysieren
Nach Abpfiff der Saison wird der BVB auch seine Verletzungsmisere analysieren. Denn: Zusammen genommen haben die Verletzten in dieser Saison 250 Spiele verpasst. Bemerkenswert: Die übrigen Topklubs, die mit Einsätzen in Bundesliga, Pokal und Europapokal eine ähnlich hohe Belastung wie Dortmund zu verzeichnen haben, weisen deutlich niedrigere Werte verpasster Spiele verletzter Profis auf: der FC Bayern 128, Leipzig 137, Gladbach 157.

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Die Liste aus dem Dortmunder Lazarett verrät: Nur vier Profis kamen bislang in der Liga ohne einen Verletzungsausfall durch: Torhüter Marwin Hitz, Mo Dahoud, Julian Brandt und Mats Hummels. Der Abwehrchef fehlte jüngst zwar im Spitzenspiel gegen Wolfsburg, allerdings wegen einer Gelbsperre. Aber: Auch Hummels erwischte es in dieser Saison bereits: In der Champions League gegen Brügge (Oberschenkelprobleme) und im Pokal-Achtelfinale gegen den SC Paderborn (Knieprobleme) war er zum Zuschauen gezwungen.
Verletzte BVB-Spieler: Mehrfach ausgebremst
Noch keine einzige Saisonminute konnte Marcel Schmelzer im BVB-Trikot absolvieren. Die Nachwirkungen einer Knie-OP hindern den früheren Kapitän seit 292 Tagen an einer Rückkehr in den Kader. Schmelzer, dessen Vertrag in Dortmund am 30. Juni ausläuft, ist damit der Borusse mit der längsten Fehlzeit. Auf Rang zwei: Dan-Axel Zagadou. Der Franzose erlitt im Sommer-Trainingslager einen Außenbandriss im Knie, erst nach vier Monaten feierte der hünenhafte Verteidiger mit der Bärenruhe am Ball sein Comeback – um zunächst von einem Faserriss und dann von einer erneuten Knie-OP zurückgeworfen zu werden. 246 Verletztentage hat Pechvogel Zagadou schon gesammelt.
Und er ist nicht der einzige BVB-Spieler, den es in dieser Saison mehrfach auf die Krankenstation befördert hat. Vier Muskelverletzungen bei Raphael Guerreiro, Prellung und Rückenprobleme bei Lukasz Piszczek, mehr als 100 Fehltage bei Thorgan Hazard aufgrund hartnäckiger Faserrisse. Hauptsächlich muskuläre Beschwerden ziehen sich durch die gesamte Profi-Krankenakte. Wie bei Jadon Sancho, der nach dem Pokal-Viertelfinale am 2. März wegen eines Muskelbündelrisses fünf Wochen außer Gefecht gesetzt war.
Spielplan steigert das Verletzungsrisiko der BVB-Spieler
Alles nur Pech? Sicherlich nicht. Denn schon vor dieser Saison war den BVB-Bossen klar, dass das Verletzungsrisiko merklich steigt. Der Grund: Die aufgrund der Corona-Pandemie komprimierte Saison mit dem verspäteten Start im September. „Der Begriff Rotation wird durch die enge Terminierung eine Renaissance erleben. Wir können die Saison zeitlich wegen der EM nicht ausdehnen. Darauf müssen wir körperlich und mental eingestellt sein“, hatte Sportdirektor Michael Zorc in der Sommervorbereitung im Gespräch mit dieser Redaktion betont.
Ein Beispiel: Das Pokalfinale muss der BVB am Abend des 13. Mai bestreiten, und damit weniger als 72 Stunden vor dem 33. Spieltag in der Fußball-Bundesliga in Mainz – wo es womöglich für Dortmund um Alles oder Nichts geht im Kampf um ein Champions-League-Ticket. Diese Belastung fordert auf lange Sicht ihren Tribut. Und löst mitunter einen Teufelskreis aus: Häufiger verletzte Spieler verhindern, dass Trainer Edin Terzic ausreichend rotieren kann, die Belastung und das Risiko für die Vielspieler wird entsprechend noch größer. Neun Spiele binnen der letzten 39 Saisontage hielt und hält der Endspurt-Plan für die Borussen bereit. Es grenzt gefühlt an ein Wunder, dass trotz der hohen Intensität ausgerechnet Kapitän Marco Reus, der schon so oft von Verletzungen gestoppt wurde, gerade zu den stabilsten Profis zählt. Nur eine Partie aufgrund einer Prellung verpasste er – zuletzt wusste der 31-Jährige gar mit Top-Leistungen zu glänzen.
Sascha Klaverkamp, Jahrgang 1975, lebt im und liebt das Münsterland. Der Familienvater beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Sportberichterstattung. Einer seiner journalistischen Schwerpunkte ist Borussia Dortmund.

Hat im Mai 2020 in der für den Lokal-Journalismus aufregenden Corona-Zeit bei Lensing Media das Volontariat begonnen. Kommt aus Bochum und hatte nach drei Jahren Studium in Paderborn Heimweh nach dem Ruhrgebiet. Möchte seit dem 17. Lebensjahr Journalist werden.
