Mateu Morey und Youssoufa Moukoko sprinten, im Hintergrund ist Otto Addo zu sehen.

Mateu Morey fiel in Folge seiner schweren Knieverletzung die gesamte letzte Saison aus, Youssoufa Moukoko verpasste ebenfalls verletzungsbedingt 14 Spiele. © Guido Kirchner

Mit neuem Team und anderem Ansatz: So will der BVB die Verletzungen minimieren

rnBorussia Dortmund

Nach einer verletzungsgeplagten Vorsaison will der BVB seine Spieler bestmöglich auf die großen Belastungen vorbereiten. Dem neuen „Head of Performance“ Shad Forsythe kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.

Dortmund

, 01.07.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Schon in der abgelaufenen Spielzeit zählte Emre Can zu einem der Sorgenkinder im BVB-Kader. Gleich vier Muskelverletzungen prägten die Saison des Allrounders, offenbar erwischte es den 28-Jährigen beim Saisonfinale gegen Hertha (2:1), als er zur Pause ausgewechselt wurde, erneut – eine Blessur, die auch noch zu Beginn der aktuellen Sommervorbereitung feinfühliges Handeln bedingt. Als die Mannschaft am Mittwoch nach den Leistungstests erstmals auf dem Rasen trainierte, fehlte Can. Ein „bisschen was gespürt“ habe er bei den Tests, hieß es, aber nichts Dramatisches. Eine reine Vorsichtsmaßnahme also, damit die wichtige Vorbereitungsphase nicht gleich wieder durch eine Verletzung nachhaltig torpediert wird.

Athletiktrainer Shad Forsythe fehlte noch beim BVB-Auftakt

Verletzungen waren generell ein leidiges Thema beim BVB, auch auf der medizinisch-physiotherapeutischen Ebene hat es daher nach Ende der vergangenen Spielzeit Veränderungen gegeben. An der Spitze soll als „Head of Performance“ ab sofort Shad Forsythe dafür sorgen, dass Borussia Dortmunds Spieler fitter und weniger verletzungsgeplagt durch die Saison kommen. Der US-Amerikaner, mittlerweile 49 Jahre alt, hat sich in den vergangenen 20 Jahren als „Fitness-Guru“ im Fußball einen glänzenden Ruf erworben. Forsythe war über viele Jahre ein enger Vertrauter des ehemaligen Bundestrainers Joachim Löw und arbeitete seit 2004 auf Honorarbasis für den Deutschen Fußball-Bund. 2014 holte ihn Arsene Wenger zum FC Arsenal, die Nordlondoner lassen ihn nach acht Jahren nun nur schweren Herzens nach Dortmund ziehen.

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Das zeigt auch die Tatsache, dass die gut 1300 Fans beim ersten öffentlichen Training den immer noch extrem trainierten Athletik-Trainer am Mittwoch vergeblich suchten. In der Tat fehlte Forsythe, weil er da offiziell noch Angestellter der „Gunners“ war. Sein Vertrag lief am Donnerstag aus, sein BVB-Kontrakt läuft ab dem 1. Juli. Am Freitag wird der Amerikaner in Dortmund erwartet.

BVB will Grundlagen für eine lange Saison schaffen

Ein kleines Vertrags-Geplänkel, das aber den neu eingeschlagenen Kurs nicht nachhaltig behindern dürfte. Schon das Auftakttraining machte deutlich, dass keine Zeit zu verlieren ist. Mehrere Sequenzen mit intensiven Läufen ohne Ball hatte Terzic in die Auftakteinheit eingebaut – sie ließen so manchen Profi kräftig durchpusten. Es gilt, Grundlagen zu schaffen, die die Mannschaft möglichst gesund über die lange Saison tragen sollen – und schnell Wettkampfhärte aufzubauen. Es gilt auch, den Körper robust zu machen für die zu erwartenden Extrembelastungen in den Monaten ab September, wenn im Drei-Tages-Rhythmus Spiele anstehen.

Shad Forsythe (l.) arbeitete seit 2004 auf Honorarbasis für den Deutschen Fußball-Bund.

Shad Forsythe (l.) arbeitete seit 2004 auf Honorarbasis für den Deutschen Fußball-Bund. © IMAGO/Revierfoto

Forsythe verfolgt beim Thema Athletik für Spitzensportler seit Jahren einen „ganzheitlichen“ Ansatz. Auch Ernährung und Schlaf seien wichtige Elemente der Regeneration, verkündete er schon vor mehr als zehn Jahren. Heute würde er dafür nicht mehr belächelt werden, damals galten seine Methoden zum Teil als revolutionär. Die Belastungsgrenze für Profis sei mit einer einfachen Formel zu definieren: „Je mehr die Spielminuten steigen, desto mehr müssen die Trainingsminuten sinken.“ Das wird nicht jedem Trainer gefallen, aber Überbelastung zu vermeiden ist ein Riesen-Thema bei allen Bundesligisten, seit Matthias Sammer in seinen Traineranfangsjahren den Begriff der „individuellen Belastungssteuerung“ erfand. In Dortmund ist man nach den Erfahrungen der Vorsaison bei diesem Thema ganz besonders feinfühlig unterwegs.

Extrembelastung: BVB mit 23 Spielen bis zur WM im November

Forsythe wird zu einem sensiblen Zeitpunkt seine Arbeit beim BVB aufnehmen. Mit seiner Person verknüpft sich die Erwartung auf eine deutliche Reduzierung verletzungsbedingten Ausfälle vor allem durch Muskelverletzungen. Gleichzeitig bringt die Winter-WM in Katar mit einer zuvor nie dagewesenen Fülle an Pflichtspielen bis Mitte November für die Spieler ganz besondere Belastungen mit sich. 23 Spiele werden es sein, bis die Bundesliga für die WM zwei Monate ihren Betrieb aussetzt. Besonders intensiv wird der Oktober mit bis zu neun Partien. „Jeden Trainingstag“ im Juli und auch im August müsse man daher nutzen, sagt auch der neue Cheftrainer Edin Terzic, „der Break im November stellt für alle eine große Herausforderung dar.“

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Das Zusammenspiel zwischen medizinischer Abteilung, Reha-Trainern, den Athletik-Trainern und dem engen Staff um Trainer Terzic, der sich um die fußballerische Entwicklung der Mannschaft kümmert, möchte der neue Sportdirektor Sebastian Kehl perfektionieren. Den regelmäßigen Austausch der Abteilungen untereinander hat Kehl schon intensiviert, die intensive Verzahnung und ein kompletter Austausch sollen auch im Bereich der Prävention deutliche Fortschritte bringen. Nichts dem Zufall zu überlassen, ist das neue Credo. Forsyhtes Arbeit wird schnell auf den Prüfstand kommen.

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Edin Terzic will Borussia Dortmund zurück in die Erfolgsspur führen. Nach seinem ersten BVB-Training am Mittwoch sprach der 39-Jährige über seine Rückkehr, Ziele und den Kader. Von Dirk Krampe