BVB-Spieler Emre Can gestikuliert.

BVB-Mittelfeldspieler Emre Can reihte gegen Bremen Fehler an Fehler. © imago / RHR-Foto

Mit Dahoud geht die BVB-Struktur – Can stiftet mehr Unruhe als Ordnung

rnBorussia Dortmund

Das frühe Dahoud-Aus verändert die Statik im BVB-Spiel gegen Bremen. Auch weil Emre Can Fehler in Serie fabriziert.

Dortmund

, 22.08.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Blick von Mahmoud Dahoud, vom Schmerz verzerrt, ging sofort in Richtung Bank. Er ahnte schon, was gerade eben im Zweikampf mit Leonardo Bittencourt passiert war. Der 26-Jährige hielt sich die verletzte Schulter. „Sie ist einmal kurz rausgesprungen“, erklärte später BVB-Trainer Edin Terzic. Mannschaftsarzt Dr. Markus Braun renkte das Gelenk in der Kabine wieder ein. Die Partie lief ohne Dahoud weiter und seine Mannschaft geriet vollends aus dem Takt.

Mahmoud Dahoud ist ein wichtiges Bindeglied im BVB-Spiel

Auch wenn die meisten Loblieder rund um das zentrale Mittelfeld meist auf Jude Bellingham angestimmt werden, war es zuletzt immer häufiger Dahoud, der dem Spiel der Borussia die nötige Struktur gegeben hat. Schon während Edin Terzics erster Amtszeit blühte er auf, er ist maßgeblich für den Spielaufbau verantwortlich, lässt sich meist tief zwischen oder sogar hinter die Innenverteidiger fallen, um dort Bälle abzuholen und zu verteilen. Oder in seiner unnachahmlichen Art aufzudrehen und Tempo aufzunehmen. „Er ist immer in der Lage, sicher am Ball zu bleiben, auch in ganz engen Situationen“, lobte Terzic. Dahoud ist nicht selten das Bindeglied zwischen Defensive und Offensive, er hält die Fäden zusammen.

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So auch gegen Aufsteiger Bremen. Der Deutsch-Syrer feuerte den ersten Schuss ab (2.), gewann wichtige Duelle im Gegenpressing, lenkte das Spiel von hinten heraus, schaffte Breite im Aufbau. „In den ersten Minuten haben wir die Wege für Werder sehr weit gelassen. Mo war da für uns ein wesentlicher Faktor, weil er die Außenverteidiger gut gefunden hat,“ analysierte Terzic. „Es tat uns sehr weh, dass er das Spielfeld verlassen musste.“

Emre Can kann die BVB-Erwartungen wieder einmal nicht erfüllen

In der Tat ging dem Spiel von Borussia Dortmund nach Dahouds Auswechslung jegliche Klarheit ab. Abstände und Abstimmung passten nicht, weder mit noch gegen den Ball. Emre Can, den Terzic statt des noch immer nicht hundertprozentig fitten Neuzugangs Salih Özcan brachte, konnte die Dahoud-Rolle nicht annähernd ausfüllen. Obwohl als positionsgetreuer Wechsel vorgenommen, konnte der 28-Jährige die vorgegebene Struktur nicht aufrechterhalten. Beide sind unterschiedliche Spielertypen. Beim international erfahrenen Can, einem Spieler, bei dem Innensicht und Außenwahrnehmung selten ein übereinstimmendes Bild ergeben, darf und muss der BVB mehr erwarten.

Bei Mahmoud Dahoud musste die ausgerenkte Schulter wieder ins Gelenk gerückt werden. Der Taktgeber fehlte dem BVB gegen Bremen sehr.

Bei Mahmoud Dahoud musste die ausgerenkte Schulter wieder ins Gelenk gerückt werden. Der Taktgeber fehlte dem BVB gegen Bremen sehr. © imago / Moritz Müller

Wenn Sportdirektor Sebastian Kehl sich von manchen Führungsspielern mehr erhofft hatte, dürfte auch der gebürtige Frankfurter gemeint gewesen sein. Vor der Pause reihte er kapitale Fehler aneinander (34., 43.), in der Schlussphase trug er unter anderem beim Ausgleichstreffer zum 2:2 eine Mitschuld, als er das Kopfballduell perplex verweigerte. Mehr Symbolwert als Nutzen haben hingegen manche der wild-wütenden Offensivaktionen von Can.

BVB-Konkurrenzkampf um den Platz neben Jude Bellingham

In die Grundordnung fand der BVB ab Minute 18 kaum noch statt. Gerade weil sich Jude Bellingham lieber in offensiveren Halbräumen tummelt, benötigt er einen Neben- und Hintermann im defensiven Zentrum, der diszipliniert agiert und Räume schließt. „Wir haben dann angefangen, zu sehr alles durch das Zentrum zu forcieren“, kritisierte Terzic. „Dann mussten wir plötzlich viel verteidigen, weil wir die Bälle zu leicht abgegeben haben.“ Es ist daher kaum verwunderlich, dass Terzic seine Ausführungen über Dahoud mit diesen Worten beendete: „Wir hoffen einfach, dass er schnell wieder fit und einsatzbereit ist.“

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Die Chancen dafür stehen offensichtlich gut. Als Dahoud nach Spielschluss den Kabinengang verließ, gab er eine erste Entwarnung: „Geht schon wieder.“ Für den BVB ist zu hoffen, dass die Untersuchungen das Gefühl des Mittelfeldspielers bestätigen. Sollte auch Salih Özcan endlich das geforderte Fitnesslevel erreichen und beim BVB debütieren, gibt es einen knackigen Konkurrenzkampf um den Platz neben Bellingham. Emre Can, Mitglied des Mannschaftsrates und designierter Führungsspieler, dürfte seit Samstag erst einmal ins Hintertreffen geraten sein.