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Meister 2021? In diesen Bereichen muss sich der BVB steigern
Borussia Dortmund
Auch in der Saison 19/20 muss Borussia Dortmund dem FC Bayern den Vortritt lassen. Soll es in der kommenden Spielzeit mit dem Titel klappen, muss sich der BVB in folgenden Bereichen steigern.
„Einen Platz nach oben zu rutschen“ sei das Ziel für die kommende Saison, hat Mats Hummels nach dem 2:0-Erfolg in Leipzig erklärt. Der Sieg sicherte Borussia Dortmund die Vize-Meisterschaft, die Ambitionen, das sagte nicht nur der Abwehrchef in dieser Deutlichkeit, bleiben unverändert groß. Um Dauer-Meister Bayern vom Thron zu stoßen, muss sich der BVB in folgenden Punkten verbessern:
Taktische Flexibilität: Die Umstellung von Vierer- auf Dreierkette war in dieser Saison ein Wendepunkt beim BVB. Dennoch braucht Borussia Dortmund mehr Flexibilität, um unberechenbarer zu sein und besser auf Spielverläufe reagieren zu können.
Kadertiefe: Durch die Sommer-Transfers der vergangenen Saison (Hummels, Brandt, Hazard) hat der BVB für Tiefe im Kader gesorgt. 17, 18 Spieler genügen hohen Ansprüchen, allerdings ist der FC Bayern gerade im Bereich der Kaderspieler 15 bis 23 noch deutlich tiefer und besser besetzt und kann eine Häufung von Verletzungen besser kompensieren. Die hohe Qualität auf den Positionen 15 bis 23 bei den Bayern sorgt für mehr Reibung und Konkurrenzkampf und fördert die Qualität des Trainings.
Den eigenen Kader noch weiter zu optimieren, ist für den BVB ein schwieriges und finanziell kostspieliges Unterfangen - zumal die Corona-Auswirkungen schwer absehbar sind und Borussia Dortmund alleine sieben Leihspieler, die keine Perspektive haben, erst einmal an den Mann bringen muss. Priorität hat daher zunächst einmal, gewappnet zu sein für den Abgang von Achraf Hakimi (19 Torbeteiligungen) und den drohenden Abgang von Sancho. Klar ist jetzt schon: Es wird ein extrem schwieriger Transfersommer - das gilt allerdings nicht nur für die Borussia.
Erfahrung: Trotz Spielern wie Axel Witsel, Lukasz Piszczek oder Marco Reus stellt der Vizemeister ein relativ unerfahrenes Team. Das hat sich vor allem in den Schlüsselduellen gegen die Bayern bemerkbar gemacht, wo viele abtauchten. Spieler wie Julian Brandt oder Thorgan Hazard haben zwar schon etliche Bundesliga-Spiele auf dem Buckel, ihnen fehlt aber noch die Erfahrung, um konstant auch in solchen Spielen auf höchstem Niveau zu agieren. Auch in diesem Punkt macht sich der große Bayern-Kader bezahlt.
Mentalität: Es spricht Bände, dass die Winter-Neuzugänge Erling Haaland und Emre Can ihre neue Mannschaft gleich zu Beginn der Rückrunde mitzogen. Haaland wendete in Augsburg im Alleingang die drohende Niederlage ab, Can wurde als Präsenz-Spieler im Zentrum schnell unersetzbar. Man kann sich ausmalen, wie die vielen Partien der Hinrunde, in denen Dortmund Führungen nicht über die Zeit bekam oder nach Rückständen das Ruder nicht mehr herumreißen konnte, ausgegangen wären, wenn diese Charaktere dort schon auf dem Platz gestanden hätten.
Führungsspieler: Junge Spieler wie Brandt sind gefordert, deutlich mehr Widerstandskraft zu zeigen - aber auch erfahrene wie Witsel oder Reus müssen als Führungsfiguren gerade in den Schlüsselspielen in der Champions League oder gegen die Bayern deutlich zulegen. Den Willen und das Selbstbewusstsein, gerade die Spiele, in denen man sein eigenes Leistungsvermögen nicht erreicht, am Ende doch für sich zu entscheiden, strahlen die Bayern in jeder Partie aus. Ausrutscher wie Dortmunds 0:2 gegen Mainz sieht man dort deutlich seltener.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
