Er scheut keinen Zweikampf: Thomas Delaney rückt beim BVB mit starken Leistungen und durch den Ausfall von Axel Witsel mehr in den Fokus. © imago images/Picture Point LE
Borussia Dortmund
Mehr Delaney: BVB-Mittelfeldmann stellt harte Tour vor feine Klinge
Borussia Dortmunds Mittelfeldspieler Thomas Delaney ist ein Paradebeispiel für den neuen Weg: Der BVB scheut die unangenehmen Aufgaben nicht mehr. Erst die harte Tour, dann die feine Klinge.
Ein Dankesschreiben wird Borussia Dortmund nicht absenden an Daniel Siebert, 36, wohnhaft in Berlin-Lichtenberg. Das wäre sehr unüblich. Doch zumindest Thomas Delaney (29) kann dem Schiedsrichter der Partie in Leipzig (3:1) am Samstagabend wahrlich nicht böse sein. Ein offenes Wort des Unparteiischen an den mit Gelb verwarnten und weiter auffälligen BVB-Dänen stellte nach etwas mehr als einer gespielten Stunde die Dinge klar: Delaney drohte die Ampelkarte bei einem weiteren Foul, es wäre sein fünftes gewesen, und es hätte dann unweigerlich zum ersten Platzverweis in seiner 400 Profispiele langen Karriere geführt.
Auswechslung ersparte BVB-Sechser Delaney den Ritt auf der Rasierklinge
Eine Auswechslung ersparte ihm den weiteren Ritt auf der Rasierklinge zwischen notwendiger Aggressivität und grenzüberschreitender Härte. Der vorzeitige Feierabend bedeutete derweil keine Strafe, sondern eher ein indirektes Lob: Der BVB-Sechser hatte (fast) alles richtig gemacht, die Trainervorgaben erfüllt.
„Es ist definitiv ein Thema, dass wir in einigen Phasen aggressiver spielen müssen. Wir müssen Konter stoppen und auch mal ein nettes Foul machen“, hatte Edin Terzic öffentlich formuliert und intern spür- und sichtbar mehr körperlichen Widerstand eingefordert. Kürzer ausgedrückt: mehr Delaney-Fußball.
Thomas Delaney rückt bei Borussia Dortmund wieder vermehrt in den Blickpunkt
Weil Borussia Dortmund auf dem langen Weg zurück zu alter Stärke eine Etappe nach der nächsten in Angriff nimmt und „Basisarbeit, Intensität“ (Terzic) dabei für die Spieler als Teilnahmebedingung ausgegeben hat, rückt der defensive Mittelfeldspieler Delaney mit seinen Fertigkeiten wieder vermehrt in den Blickpunkt: kompromisslos, leidenschaftlich, robust. Ein starker Balleroberer und einer, der sich nicht zu schade ist, seinen Lockenkopf oder die Lederschuhe auch mal dorthin zu halten, wo es wehtun könnte.
„Thomas tut uns einfach unheimlich gut. Das war auch vor Edin Terzic schon so“, sagte Michael Zorc den Ruhr Nachrichten. Der Sportdirektor weiß, dass Delaney weniger für Glanz und Gloria steht, sondern mehr für Verlässlichkeit und Fleiß. In Dortmund gerät ihm das keineswegs zum Nachteil. „In der öffentlichen Wertschätzung fliegt er vielleicht ab und an unter dem Radar“, sagt Zorc, „aber er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns.“
Thomas Delaney ist für den BVB doppelt wertvoll
Terzic betont Delaneys doppelte Werthaltigkeit für die Umsetzung der eigenen Strategie: „Er kann unsere Defensive stabilisieren und ist dazu immer in der Lage, den Gegner zu destabilisieren.“ Mats Hummels, beim permanenten Erinnern an die Grundtugenden im Spiel ein Bruder im Geiste von Delaney, lobte seinen Vordermann in Leipzig auffallend oft und laut. Allein mit feiner Klinge, das war, ist und bleibt ein Grundpfeiler, gibt es nichts zu gewinnen.
Die Werte von BVB-Sechser Thomas Delaney im Spiel gegen Leipzig. © deltatre
Der laufstarke Delaney, bis zur Auswechslung wie so oft in Richtung Zwölf-Kilometer-Marke unterwegs, gibt somit das treffende Beispiel ab für Terzics Verlangen nach „mehr Energie“ auf dem Platz. Die Leipziger legten ein Anfangstempo vor, das auf Verschleiß und einen irgendwann nachgiebigen Gegner spekulierte.
Delaney hält gegen Leipzig dagegen – und Borussia Dortmund im Spiel
Den Gefallen aber tat ihnen Delaney nicht, er hielt dagegen, er hielt mit, er hielt stand. Als in Emre Can nach einer halben Stunde ein weiterer Mentalitätsspieler in Schwarzgelb auf den Platz lief, bekam der BVB erst mehr Zugriff und schaltete dann auf Angriff. „Ich sehe das als gutes Zeichen, dass wir reagieren können und es dann super läuft“, sagte Delaney zu den Anfangsschwierigkeiten in den Partien gegen Wolfsburg und Leipzig. Neben der stabilen Abwehr („Mats und Manu spielen richtig gut, Manu gehört gerade zu den Besten“) sieht er das gemeinschaftliche Arbeiten gegen den Ball als Grundlage. „Die Jungs vorne brauchen da manchmal mehr Anweisungen“, bis sie ein bisschen wie Delaney spielen.
Den Sieg feierte Dortmunds Däne dann von der Bank aus und freute sich umso mehr auf den Heimflug. Zuhause erwartete ihn seine Ehefrau Michelle, mit der er ein Kind erwartet und die er nach den Weihnachtsfeiertagen geheiratet hat. „Vermutlich das Größte, was ich bisher erreicht habe“, kommentierte Delaney das schmunzelnd. Privat sieht er sich ja nach eigener Einschätzung und völlig konträr zum Spielstil auf dem Platz eher als einen Langweiler.
Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.
Jetzt kostenfrei registrieren
Einfach Zugang freischalten und weiterlesen
Werden auch Sie RN+ Mitglied!
Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.
Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung
Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.
Einfach Zugang freischalten und weiterlesen
Werden auch Sie RN+ Mitglied!
Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.