Marius Wolf hätte die Zahlen für sich sprechen lassen können. 88 Prozent seiner Zweikämpfe gewann der 27-Jährige in Leverkusen, kein Mitspieler war häufiger am Ball (67). Bei beiden BVB-Toren hatte er seine Füße im Spiel, einmal mit einer energischen Pressingaktion und einmal mit einer scharfen Hereingabe, die zu einem Eigentor führte.
BVB-Allrounder Wolf: „Habe alles richtig gemacht“
Marius Wolf hätte auch seinen Mitspieler Emre Can für sich sprechen lassen können („Er hat ein super Spiel gemacht“) oder den Trainer („Ich muss Marius lobend erwähnen. Er hat es als Rechtsverteidiger hervorragend gelöst, nachdem er lange nicht von Beginn an gespielt hat“). Aber Marius Wolf blickte auf Nachfrage zurück und freute sich über eine richtige Entscheidung, die weit entfernt vom Rasen der BayArena fiel, und das bereits vor zwei Monaten. „Ich hatte lange mit dem Infekt zu kämpfen. Das war nicht einfach“, erinnerte er sich an den Herbst, als er wochenlang und wiederholt mit gesundheitlichen Problemen ausfiel. „Ich musste auf meinen Körper hören, der gesagt hat: Es geht nicht mehr.“ Im Rückblick kann der BVB-Allrounder sagen: „Ich habe alles richtig gemacht. Jetzt bin ich wieder zu 100 Prozent da.“
Während der Länderspielpause im September hatte sich Wolf, mutmaßlich während eines Kurztrips zum Oktoberfest, den Infekt eingefangen, der ihm daraufhin schwer zusetzte. Die Beschwerden ließen sich nicht eindeutig fassen, Kreislaufprobleme traten auf, später folgten Gleichgewichtsstörungen. Wolf biss auf die Zähne, versuchte zurückzukommen. Doch Ende Oktober wurde ihm endgültig klar, dass er die Warnsignale nicht länger ausblenden durfte. „Da half nur noch eine richtige Pause.“
Wie sehr ihm die Ruhe und die vollständige Genesung gutgetan haben, zeigte er Monate später, am Sonntagabend. „Wir hatten Fragezeichen, wie er das Ganze verträgt“, gestand Terzic. Doch es bestand kein Grund zur Sorge, im Gegenteil, sein Schützling habe sich „mit einer richtig guten Leistung“ belohnt. Erstmals seit Mitte September stand Wolf in der Startelf, er löste die knifflige Aufgabe gegen Bayers Spiel mit Tempo und Tiefe durch seinen hohen Einsatz und körperlichen Widerstand vorbildlich. Der Auftrag: aggressiv pressen wenn immer es möglich war und „keine Bälle hinter die Kette zulassen“.
Das gelang ihm in Summe glänzend. Wie er vor dem Führungstreffer vorpreschte, um Druck aufzubauen und den Ball zu klauen, dürfte als positives Beispiel Bestandteil der teaminternen Nachbetrachtung werden. „Wenn der Gegner mit dem Rücken zu uns steht, ist das immer ein Pressingauslöser“, erklärte er das Vorgehen. „Jule (Julian Brandt, Anm. d. Red.) kam zum Doppeln hinzu, so konnten wir den Ball erobern.“ Dadurch kippte eine Partie, in der der erste Treffer entscheidenden Effekt haben sollte, in die BVB-Richtung. Nicht wegen einer fußballtechnischen Raffinesse oder wie so häufig durch eine Einzelaktion, sondern dank einer Attacke vom bissigen Wolf.
Wolf bringt viele wichtigen Eigenschaften mit
Schon zu Saisonbeginn hatte sich der ehemalige Frankfurter mehr Spielzeit erarbeitet, als ihm vor der Saison zugetraut worden war. Die von Edin Terzic geforderte „Bereitschaft“ bringt er immer mit. Er verspricht keine Kabinettstückchen und kostet manchmal mit einer zu großen Streuung bei seinen Pässen Nerven. Aber verlässlich dampft er die Linie rauf und runter, wenn das gefragt ist, er geht auch die aussichtslosen Wege auf der ballfernen Seite, um Lücken zu reißen. Allein dadurch bringt er viele Eigenschaften mit, die aktuell bei Borussia Dortmund gefragt sind. Dass er sogar als Vorlagengeber auftrumpfte, „darüber freue ich mich. Aber Hauptsache, wir haben gewonnen.“ Und Hauptsache, Wolf bleibt gesund.
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