Marco Reus wird seinen Ansprüchen nicht gerecht BVB-Spielerzeugnis für die Saison 22/23

Marco Reus wird seinen Ansprüchen nicht gerecht: BVB-Spielerzeugnis für die Saison 22/23
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Borussia Dortmund blickt auf eine denkwürdige Spielzeit zurück. Nach einer extrem enttäuschenden ersten Saisonphase legte der BVB im Jahr 2023 eine kaum für möglich gehaltene Aufholjagd hin, setzte sich mehrfach an die Tabellenspitze – und verzockte die große Titelchance in einem dramatischen Showdown am 34. Spieltag gegen Mainz.

BVB-Spielerzeugnis für Marco Reus

In der Champions League wurde das Soll mit der Qualifikation fürs Achtelfinale erfüllt, im DFB-Pokal war nach einem desolaten Auftritt bei RB Leipzig bereits im Viertelfinale Endstation. In unserem Spielerzeugnis nehmen wir die Leistungen der Schwarzgelben unter die Lupe. Heute im Fokus: Marco Reus.

So lief die Saison für Marco Reus:

Als Marco Reus Ende April seinen Kontrakt bei Borussia Dortmund um ein weiteres Jahr verlängerte, erklärte er: „Darüber hinaus habe ich weiter große Lust darauf, mein Bestes für den Verein zu geben.“ Im Anschluss kam der 34-Jährige nur noch auf fünf Kurz-Einsätze - ohne erheblichen Einfluss auf das BVB-Spiel zu haben. Sinnbildlich seine Leistung im abschließenden Saisonspiel gegen Mainz 05. Zur 40. Minute kam Reus für den verletzten Karim Adeyemi in die Partie und schaffte es nicht, das Spiel beim Stand von 0:2 in eine andere Richtung zu lenken. Seinem Anspruch, Führungs- und Unterschiedsspieler auf dem Feld zu sein, wird er immer seltener gerecht.

Der Rückgang an Einfluss auf das Spielgeschehen zog sich durch die gesamte Spielzeit. Julian Brandt hat ihm in der sportlichen Hierarchie den Rang abgelaufen. In den wichtigen Partien beim FC Bayern München, in Leipzig (DFB-Pokal) und beim FC Chelsea tauchte er ab, statt voranzugehen. Seine beste Phase hatte er zu Beginn der Rückrunde, als er vor allem in den Bundesliga-Duellen gegen Leipzig und Köln seine stärksten Leistungen zeigte. In der Hinrunde bremste ihn eine erneute Verletzung, in der Rückrunde saß er aus sportlichen Gründen öfter nur auf der Bank.

Das sagt die Statistik:

So wenig wie in dieser Spielzeit hat Marco Reus zuletzt in der Saison 2018/2019 gespielt. Damals kam Reus lediglich auf 1164 Einsatzminuten aufgrund eines Kreuzbandrisses. In dieser Saison waren es in allen drei Wettbewerben 1806 Minuten. Zwar fehlte Reus 14 Spiele verletzungsbedingt, aber in vielen Spielen wurde er lediglich eingewechselt. Allein in der Bundesliga waren es elf Einwechslungen bei 15 Einsätzen. Im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen den FC Chelsea etwa kam Reus gar nicht zum Einsatz.

Positiv hervorzuheben sind die zehn Scorer-Punkte. Sieben holte Reus davon zwischen Spieltag 21 und 24. Ebenso seine Einsatzbereitschaft: 478 Sprints sind die sechstmeisten aller Borussen, und das trotz teils deutlich weniger Spielminuten. Die Passquote von 84 Prozent ist ordentlich für einen Offensivspieler, seine Zweikampfquote von 42 Prozent suboptimal. Abgebaut hat Reus auch bei der Geschwindigkeit: 2016 gehörte er mit 34,5 km/h noch zu den schnellsten Spielern der Liga, in der jüngst abgelaufenen Spielzeit waren es zweieinhalb Kilometer pro Stunde weniger im maximalen Tempo.

Das sind die Stärken und Schwächen:

Reus‘ Ballbehandlung und sein Spielverständnis suchen ihresgleichen - wenn sie denn zur Geltung kommen. Genauso wie sein Abschluss. Sehen konnte man dies bei seinem Freistoßtor, als der BVB 4:1 gegen Hertha gewann. Präsentieren kann Reus seine Stärken aber zu selten. Seine enorme Spielintelligenz, die einst immer wieder dafür sorgte, dass er seinen Gegnern in den Zwischenräumen einen Schritt voraus war, schlägt nicht mehr so oft durch.

In den wichtigen Partien ist Reus nicht tonangebend. Zu inkonstant sind seine Leistungen, zu schwach seine Zweikampfführung. Sein Einsatz stimmt zwar meistens, aber die Effizienz und die Produktivität im letzten Drittel lassen nach. Ein weiteres Manko ist seine bittere Verletzungshistorie: Drei Monate fehlte er in dieser Spielzeit. Zu viel, um in einen guten Rhythmus zu kommen.

Ausblick und Perspektive:

Sportdirektor Sebastian Kehl und Trainer Edin Terzic haben das Thema Marco Reus in der finalen Phase der Saison kaum aufkommen lassen und wegmoderiert. „Wenn er gut trainiert, gute Spiele macht, viele Tore schießt“, gebe es keinen Grund, ihn nicht aufzustellen, erklärte Kehl mit Blick auf die kommende Saison. Das Ziel für Reus dürfte weiterhin klar sein: Fit bleiben, möglichst viele Einsatzminuten erhalten und im Idealfall mit dem BVB um die Deutsche Meisterschaft spielen. Der Einjahresvertrag lässt Verein und Spieler alle Optionen für die Zukunft offen.

RN-Note für Marco Reus: 3,5

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