Manfred Stefes hat schon mit vielen Trainern zusammengearbeitet, doch mit Lucien Favre ist es besonders. In Dortmund rückt Stefes zum zweiten Mal als Co-Trainer an die Seite des Schweizers.

Dortmund

, 05.09.2018, 15:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

31 Jahre lang Borusse. Manfred „Manni“ Stefes hat mit seinen 51 Jahren ein intensives Fußballerleben hinter sich. Als Spieler, als Co-Trainer. Das „Problem“ aus Dortmunder Sicht: Bislang spielte und arbeitete Stefes für die Namenscousine vom Niederrhein. Geboren in Korschenbroich, liegt ihm Borussia Mönchengladbach natürlich am Herzen. Seit dem 1. Juli trägt der Assistent von BVB-Cheftrainer Lucien Favre nun aber Gelb zum Schwarz in seiner Dienstkleidung.

Integer und loyal

Pausenlos rattern die Objektivverschlüsse, der Zoom der TV-Kameras richtet sich auf die drei Männer, die da festen Schrittes auf den Platz marschieren. Manfred Stefes geht einen halben Schritt versetzt vor dem Mann, um den es geht. Seinen Kollegen, Cheftrainer Lucien Favre, auf den sich vor seinem ersten BVB-Training die Augen fixieren. Stefes selber ist mitten im Bild, und doch im Hintergrund. So mag er es.

Der Schattenmann: Stefes (r.) hat ein feines Gespür, eine väterliche Art, und er bleibt gerne unaufgeregt in Reihe zwei.

Der Schattenmann: Stefes (r.) hat ein feines Gespür, eine väterliche Art, und er bleibt gerne unaufgeregt in Reihe zwei. © Inderlied/Kirchner

Als integer und loyal, als einen Mann, der gerne zuarbeitet, so beschreiben ihn Weggefährten aus Gladbacher Zeiten. Dort verbrachte Stefes den Großteil seines Fußballerlebens. Bei den „Fohlen“ spielte er seit 1974 in der Jugend, 1988 schaffte er es in den Profikader, 46 Mal spielte er in der Bundesliga (ein Tor), auch für Fortuna Düsseldorf und später im Amateurbereich schnürte er selbst die Stiefel.

Nahtloser Übergang

Den Übergang auf die Trainerbank meisterte er nahtlos: Von 1998 bis 2003 und von 2009 bis 2017 in Mönchengladbach und zwischenzeitlich beim MSV Duisburg fand der Familienvater seine Erfüllung darin, den Männern im Fokus zu assistieren. Rainer Bonhof und Hans Meyer, Michael Frontzeck und dann Lucien Favre: Stefes hat mit vielen Fußballkennern eng zusammengearbeitet. Erst als Dieter Hecking vor eineinhalb Jahren seinen eigenen Co-Trainer, Dirk Bremser, mit an den Niederrhein nach Gladbach brachte, rückte Stefes vom zweiten ins dritte Glied.

Favre jedoch, dem ebenso liebenswürdigen wie eigenwilligen und fußballvernarrten Chef, imponierte die Arbeit von Stefes. Wenn er zurück in die Bundesliga käme, so galt es zwischen den beiden gestandenen Männern als abgemachte Sache, wollte der Schweizer den stillen Mann vom Niederrhein wieder an seiner Seite haben. So wie zuvor in 189 Bundesliga-Partien. „Manfred“, sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc, „kennt die Bundesliga aus dem Effeff.“ Mit dieser Lösung eines Helfers ohne große eigene Ambitionen konnte man sich in Dortmund, wo zwischenzeitlich auch andere Pläne mit Hannes Wolf geschmiedet wurden, gut arrangieren.

Name steht nicht auf den üblichen Listen

Eine Anekdote, die Stefes‘ Bild in der Öffentlichkeit beschreibt: Selbst als die Gladbacher vor drei Jahren dringend einen Übergangstrainer benötigten, nachdem Favre Hals über Kopf das Weite suchte, stand sein Name nicht auf den üblichen Listen. Nicht etwa, weil es Zweifel an Können oder Kompetenz gab. Er sei doch ein perfekter Mann für den Hintergrund, hieß es. Und außerdem wollte den Fußballlehrer in Gladbach niemand mit einem kurzen Intermezzo im Rampenlicht verbrennen.

Stefes (l.) bejubelt gemeinsam mit Edin Terzic den Bundesliga-Auftaktsieg gegen Leipzig.

Stefes (l.) bejubelt gemeinsam mit Edin Terzic den Bundesliga-Auftaktsieg gegen Leipzig. © imago

Wer nach wilden Geschichten und Schenkelklopfer-Anekdoten von Stefes sucht, wird schwerlich fündig werden. Wer ihn als reinen Hütchenaufsteller skizziert, liegt ebenso daneben. Der 51-Jährige mit Bart und lichtem Haar ist ein leidenschaftlicher Fußballfachmann, ein ebenso eifriger wie uneitler Zuarbeiter. Im Training leitet Stefes viele Teile des Programms selber an, er dirigiert und korrigiert, während sich Favre bei einzelnen Übungen eher in die Rolle des außen stehenden Beobachters zurückzieht.

Starker Wissensdurst

Favre weiß, dass sein „Co“ nicht nur loyal ist und er ihm bedingungslos vertrauen kann. Er hat auch früh registriert, dass sich sein Assistent mit seiner unaufgeregten, aber fachlich einwandfreien Art bei den Herren Profifußballern ein gutes Ansehen verschafft. Stefes hat ein feines Gespür, eine väterliche Art, und er bleibt eben gerne unaufgeregt in Reihe zwei. Sein Fokus, sagt er, liege auf der Arbeit als Co-Trainer. Auch das Zusammenspiel mit der U23 und dem Nachwuchsbereich hat beim BVB unter Favre, Stefes und dem zweiten „Co“ Edin Terzic wieder an Bedeutung gewonnen.

Betriebsblind haben den Ur-Borussen seine drei Jahrzehnte in Mönchengladbach nicht gemacht, dafür hat Stefes selber gesorgt. In der freien Zeit nach seinem Ausscheiden dort hat er viel hospitiert, vor allem in England. Chelsea, Everton, Manchester City - sein Wissensdurst erlischt nie. Auch deswegen harmonieren Stefes und Favre so gut.

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