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Mahmoud Dahoud bei Borussia Dortmund: Was nun, was tun?
BVB-Spieler
Mahmoud Dahoud erlebt in dieser Saison beim BVB eine Berg- und Talfahrt. Erst lief es erstaunlich gut, jetzt erstaunlich schlecht. Die Frage ist, wie es weitergeht - gehen oder bleiben?
Es ist noch gar nicht lange her, da gab es viel Lob von oberster Stelle und auch aus nächster Nähe. Bundestrainer Joachim Löw bescheinigte BVB-Profi Mahmoud Dahoud, den alle nur Mo nennen, ein Spieler zu sein, „der vom Talent her sehr begabt ist“. Und Vereinskollege Julian Brandt sprach im Kreise der Nationalmannschaft nur in den höchsten Tönen über den 25 Jahre alten Mittelfeldspieler. „Mo ist ein exzellenter Spieler“, meinte Brandt Anfang Oktober, als Dahoud beim 3:3 gegen die Türkei in Köln sein Debüt für die deutsche Nationalmannschaft gefeiert hatte. „Von den Anlagen her ist das mit das Beste, das ich je gesehen habe. Ich bin mir sicher, dass er seinen Weg gehen wird.“
Der BVB war früh von Mahmoud Dahoud überzeugt
Von diesem Weg waren sie bei Borussia Dortmund schon 2017 überzeugt. BVB-Sportdirektor Michael Zorc lotste Dahoud, damals frischgebackener U21-Europameister, von Borussia Mönchengladbach ins Ruhrgebiet. Eine Ausstiegsklausel im Vertrag des Deutsch-Syrers ermöglichte einen Wechsel für eine festgeschriebene Ablösesumme in Höhe von zwölf Millionen Euro. Dahoud unterschrieb einen Vertrag mit fürstlichem Gehalt bis zum 30. Juni 2022.
Wirklich gelohnt hat sich diese Investition für den BVB bis heute nicht. Unter dem Strich war mehr Schatten als Licht, unumstrittener Stammspieler ist Dahoud bis heute nicht geworden - und aktuell erhärtet sich der Eindruck, dass er es wohl auch nicht mehr werden wird.
Mahmoud Dahoud steigt beim BVB verspätet in die Vorbereitung ein
Dabei schien die Entwicklung in dieser Saison durchaus zu stimmen. Bis Anfang Dezember sammelte Dahoud beim BVB wettbewerbsübergreifend 507 Pflichtspielminuten. Es waren fast so viele wie in der gesamten vergangenen Spielzeit (584), der eng getaktete Spielplan verhalf ihm zu Einsätzen. Im Oktober und im November durfte er dann in der Nationalmannschaft vorspielen. Es lief fast erstaunlich gut dafür, dass Dahoud wegen einer Knieverletzung aus der Vorsaison erst verspätet in die Vorbereitung eingestiegen und in Jude Bellingham zudem ein weiterer Konkurrent fürs zentrale Mittelfeld verpflichtet worden war.

Doch dann kam das 1:1 bei Eintracht Frankfurt am 5. Dezember, Dahoud wurde zur Halbzeit beim Stand von 0:1 ausgewechselt (RN-Note 5,5) - und seitdem läuft es erstaunlich schlecht. In den jüngsten sieben Pflichtspielen stand er keine einzige Minute auf dem Platz, am vergangenen Wochenende tauchte er nicht einmal im Kader der Schwarzgelben auf.
Der Witsel-Ausfall beim BVB könnte eine Chance für Dahoud sein
Zumindest dieser Umstand könnte sich womöglich schnell wieder ändern. Durch Axel Witsels vorzeitiges Saison-Aus rückt Dahoud näher an die Kaderplätze heran. Allerdings kehrt Bellingham nach überstandener Verletzung zurück zur Mannschaft. Einen Automatismus für eine Berufung in Edin Terzics Spieltagsaufgebot gegen Mainz am Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky) gibt es für Dahoud nicht.
Die Frage für Dahoud ist, auch mit Blick auf die Europameisterschaft im Sommer, wie es nun weitergehen soll. Borussia Dortmund muss für sich beantworten, ob der Klub Dahoud im Falle eines passenden Angebotes trotz der Witsel-Verletzung in diesem Winter ziehen lassen würde. Und Dahoud muss für sich beantworten, ob er sein hohes Gehalt beim BVB für mehr Spielzeit bei einem anderen Klub eintauschen würde.
Tendenz bei Mahmoud Dahoud geht zum BVB-Verbleib
Michael Zorc sagt mit Blick auf die Transferaktivitäten in diesem Winter, dass sich der BVB „mit jeder Situation individuell beschäftigen“ werde. Das habe auch einen wirtschaftlichen Hintergrund, der „nicht rosig“ sei aufgrund der Pandemie-Situation. „Aber es liegt nicht mal ansatzweise etwas auf dem Tisch.“
Nach Informationen der Ruhr Nachrichten arbeitet die Dahoud-Seite aktuell zumindest nicht mit Nachdruck daran, dass in naher Zukunft etwas auf Zorcs Schreibtisch landet. Die Tendenz geht eher zum Verbleib, obwohl Dahoud selbst im Interview mit den Ruhr Nachrichten mal über sich sagte: „Ich bin, obwohl ich ja auch auf der Straße Fußball gespielt habe, vom Temperament her eher ein Spieler, der Vertrauen spüren muss.“ Damit ist es in diesen Tagen allerdings nicht sonderlich weit her.
Tobias Jöhren, Jahrgang 1986, hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln studiert. Seit 2013 ist er Mitglied der Sportredaktion von Lensing Media – und findet trotz seines Berufes, dass Fußball nur die schönste Nebensache der Welt ist.
